Feministische Sci-Fi-Serie: Wenn Frauen töten

In der Science-Fiction-Serie „Die Gabe“ sagen Frauen dem Patriarchat den Kampf an. Die gezeigte Unterdrückung ist weniger dystopisch als realistisch.

Seitenprofil zeigt blonde Frau vor schwarzem Hintergrund

Toni Collette als Bürgermeisterin in „Die Gabe“ Foto: Prime Video

Plötzlich ist da diese Stimme, die zu ihr spricht: „Jede Revolution beginnt mit einem Funken.“ Auf einem Poster im Sprechzimmer ihres Psychologen liest sie: „A Better Future is in Your Hands.“ (Dt. „Eine bessere Zukunft liegt in deinen Händen“). Das schwarze Mädchen Allie nimmt beide Sätze wörtlich. Als ihr Pflegevater kommt, um sie einmal zu vergewaltigen, tötet sie ihn per Elektrokution. Sie braucht dafür keinen elektrischen Stuhl oder irgendwelche Hilfsmittel. Die Stromstöße kommen aus ihren Fingerspitzen.

Überall auf der Welt gibt es Mädchen und junge Frauen, die plötzlich dieses Kribbeln verspüren. Es ist das erste Anzeichen, dass sie über die Gabe verfügen. Die Energie in ihren Händen lässt sich etwa einsetzen, um ein liegengebliebenes Auto wieder in Gang zu bringen. Aber als menschliches Starterkabel verändert man kaum die Welt mit ihren überkommenen, patriarchalen Machtstrukturen. Dafür muss man … muss frau lernen, nun ja: zu töten und zu zerstören.

neun Episoden bei Amazon Prime

Es gab da diese andere Amazon-Serie, „Hunters“, in der die jüdischen Protagonisten Nazis jagen, unerbittlich und nur eine – allerdings auf viele verschiedene Weisen vollstreckbare – Strafe kennend: eine Rache­fan­ta­sie. „Die Gabe“ könnte das feministische Gegenstück aus dem Mystery-Genre sein. Die Romanvorlage stammt von Naomi Alderman, die auch schon mal eine Zombiegeschichte gemeinsam mit Margaret Atwood geschrieben hat, von der wiederum der inzwischen auch als Serie erfolgreiche Roman „The Handmaid’s Tale“ stammt, eine Dystopie, in der Frauen als Gebärmaschinen unterdrückt werden.

Die Unterdrückung der Frauen, wie sie in den Auftaktfolgen von „Die Gabe“ gezeigt wird, ist weniger dystopisch als realistisch. Da ist die junge Spitzenturnerin in irgendeiner ehemaligen Sowjetrepublik, der von ihrer Mutter eingebläut wird, ihren Ehrgeiz nicht zu zeigen, ein süßes kleines Mädchen, das müsse sie sein. Da ist die taffe Bürgermeisterin (Toni Collette) einer großen US-Stadt, die sich vom Gouverneur ihres Staats chauvinistische Sprüche über ihre Unterwäsche anhören muss. Die Wut kocht hoch in den Frauen, sie muss sich entladen – in dieser Serie ganz buchstäblich.

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