Folgen der Klimakrise in der Antarktis: Finstere Aussichten

Eine Studie aus Großbritannien warnt: Hitzewellen und Gletscherabbrüche werden häufiger. Das hat globale Auswirkungen – etwa für Küstenregionen.

Neue Daten zum Meereis in der Antarktis beunruhigen Experten Foto: Natacha Pisarenko/ap

BERLIN taz | Extreme Wetterereignisse werden sich auch am Südpol künftig häufen. Es sei „praktisch sicher“, dass etwa Hitzewellen und Gletscherabbrüche in der Antarktis noch häufiger und schlimmer werden, als bisher beobachtet, warnen britische For­sche­r:in­nen in einer am Dienstag veröffentlichten Studie.

Die Au­to­r:in­nen fordern drastische und sofortige Maßnahmen zur Begrenzung der globalen Erderhitzung. Denn ein Zusammenhang zwischen den Extremwettersituationen und der menschengemachten Klimakrise wurde vom Weltklimarat bestätigt.

Bereits heute leidet die Antarktis unter schwerwiegenden klimatischen Veränderungen. Nie gab es weniger schwimmendes Eis rund um den Kontinent, im März 2022 wurden Temperaturen von bis zu 38,5 Grad über der lokalen Durchschnittstemperatur von minus 50 Grad gemessen und erst im Juli verschwand eine Eisfläche so groß wie Grönland.

Schon jetzt stimmt der Eisverlust in der Antarktis und Grönland mit den pessimistischsten Projektionen des Weltklimarats überein. Mit jedem Grad, um das sich die Erde weiter erhitzt, werden solche Extremereignisse in Zukunft häufiger vorkommen und sich verschlimmern, warnt das britische Forschungsteam.

Weit weg, aber doch ganz nah

Obwohl die Antarktis weit weg erscheint, betreffen die Wetterphänomene uns alle. Denn der beobachtete klimatische Wandel in der Antarktis habe „globale Konsequenzen“, sagt der leitende Studienautor Martin Siegert von der Universität Exeter. Bereits heute stammt etwa 30-mal mehr Wasser im Ozean aus der Antarktis als noch vor 30 Jahren.

Frühere Studien zeigen zudem, dass das Schmelzen von Eisflächen in Grönland und der Antarktis von 1992 bis 2020 zu einem Meeresspiegelanstieg von 2,1 Zentimetern beigetragen hat. Laut der Umweltorganisation WWF werden insbesondere in Küstenregionen im Jahr 2050 weltweit bis zu eine Milliarde Menschen von den Folgen der Eisschmelze betroffen sein. Dazu gehören auch Be­woh­ne­r:in­nen deutscher Nordseeinseln.

Die Studien-Au­to­r:in­nen fordern vehement ein Ende der fossilen Energiegewinnung. „Die Reduzierung der Treibhausgasemissionen auf Netto-Null ist unsere größte Hoffnung für den Erhalt der Antarktis“, sagt Siegert. Eine große Verantwortung sieht er bei den Un­ter­zeich­ne­r:in­nen des Antarktis-Vertrags, zu denen auch Deutschland zählt. Insgesamt 48 Staaten verpflichteten sich darin unter anderem, die Antarktis als Naturreservat zu bewahren und dort keine Rohstoffe zu fördern.

Mit der fortgesetzten Nutzung fossiler Brennstoffe überall auf der Welt beeinträchtige die internationale Staatengemeinschaft die Umwelt der Antarktis jedoch so sehr, dass sie ihre Versprechen breche, kritisiert der Forscher.

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