Fridays for Future: Klimastreik in 126 Ländern

Auch in 300 deutschen Städten fordern Hunderttausende, die EU-Wahl zur Klimawahl zu machen. Immer mehr Erwachsene schließen sich den SchülerInnen an.

Luisa Neubauer spricht auf einer Bühne vor einer Menschenmenge auf der Straße des 17. Juni in Berlin

„Die hoffen wohl, dass wir Ruhe geben“: Luisa Neubauer am Freitag in Berlin Foto: Malte Kreutzfeldt

BERLIN/HAMBURG taz | So eine große Ausdehnung hatten weltweite Proteste noch nie: In 126 Ländern gingen am Freitag meist junge Menschen auf die Straße, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. In Deutschland war die Beteiligung mit über 300 Demonstrationen und Kundgebungen besonders groß. Waren es anfangs vor allem SchülerInnen, die freitags den Unterricht bestreikten, wollten die OrganisatorInnen das Spektrum diesmal deutlich ausweiten, um die Europawahl am Sonntag zur „Klimawahl“ zu machen.

In Berlin scheint das gelungen zu sein. Rund 17.000 Menschen – weniger als beim Besuch der Schulstreik-Initiatorin Greta Thunberg im März, aber mehr als die erwarteten 10.000 – versammeln sich mittags vor dem Brandenburger Tor, und der Altersdurchschnitt scheint höher als zuvor: Krankenhaus-Angestellte erscheinen in weißen Arztkitteln, Rentnerinnen mit Plakaten, auf denen „Omas for Future“ steht. Studierende verschiedener Berliner Universitäten beteiligen sich mit einem großen eigenen Block. „Wir sind bisher viel zu passiv gewesen“, ruft eine Studentin von der Bühne, „wir müssen zurück auf die Straße.“

Auch zahlreiche WissenschaftlerInnen unterstützen die Proteste wieder. Unter ihnen ist der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf. Er geht in seiner Rede auf das viel diskutierte Video des YouTubers Rezo ein – und stellt klar: „Was Rezo zum Klima sagt, ist wissenschaftlich korrekt.“

Auch in Hamburg hat es Tausende Schüler nach draußen getrieben. Schon um 10 Uhr sind die Straßen rund um den U-Bahnhof St. Pauli voll. Parents, Scientists und andere erwachsene Unterstützer der „Fridays For Future“-Proteste sieht man hier weniger, stattdessen eine Jugend, die mit Hunderten Pappschildern ihrem Unmut Luft macht. Und das durchaus radikal. „System change, not climate change“, ruft die Menge.

Nach einer Rede, die den Neoliberalismus für die Klimakrise, aber auch für das Verschwinden zwischenmenschlicher Solidarität anklagt, geht es los. Als die Demo ihre Zwischenkundgebung am Gänsemarkt erreicht, schätzt die Polizei bereits 17.000 TeilnehmerInnen, etwa doppelt so viele wie bei der bislang größten Hamburger Fridays-for-Future-Demo Mitte März; die VeranstalterInnen sprechen später von 25.000 Menschen. Während am Rande kaum ein CDU-Plakat unverschont von ergänzenden Botschaften bleibt, lebt die Hoffnung auf die Europawahl am Sonntag. „Geht wählen“, fordert ein Schüler in seiner Rede – „und zwar eine Partei, die sich für Klimaschutz einsetzt“.

Während am Rande kaum ein CDU-Plakat unverschont von ergänzenden Botschaften bleibt, lebt die Hoffnung auf die Europawahl am Sonntag

Allein in Deutschland beteiligten sich nach Angaben der VeranstalterInnen über 300.000 Menschen an den Protesten. Und das macht auf die deutsche Politik offenbar zunehmend Eindruck: „Es geht nicht, dass man Vereinbarungen trifft, und sie dann nicht erfüllt“, sagte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Es ist gut, dass die jungen Leute Druck machen.“

Den DemonstrantInnen genügen solche Worte aber nicht. „Wir werden von allen Seiten gelobt“, sagte Mitorganisatorin Luisa Neubauer in Berlin. „Die hoffen wohl, dass wir dann Ruhe geben, aber das wird nicht passieren.“ Notwendig seien nicht Worte, sondern Taten, so Neubauer: „Wir brauchen ein EU-Parlament, das angesichts der größten Krise der Menschheit die Ärmel hochkrempelt.“

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