Fußballerinnen von Haiti bei WM: Verbrechen auf größerer Bühne

Haitis Fußballerinnen qualifizieren sich erstmals für eine WM. Gegen die Strukturen sexueller Gewalt im Verband wird unterdessen fast nichts getan.

Melchie Dumornay am Ball bedrängt von Gegenspielerinnen

Haitis beste Spielerin Melchie Dumornay am Ball im WM-Quali-Spiel gegen Senegal Foto: reuters

Viel mitbekommen hat man hierzulande nicht vom ersten Play-off-Turnier einer Frauenweltmeisterschaft, wie die Fifa das Event anpries. Zum Glück war die Generalsekretärin Fatma Samoura in Neuseeland und hat ihre Eindrücke übermittelt.

„Ein toller Vorgeschmack“ auf die Weltmeisterschaft im Sommer, die dann in Australien stattfindet, sei das Turnier gewesen. „Wirklich großartige Ergebnisse“ hätten die Spiele hervorgebracht. „Einzigartig“ sei die Atmosphäre gewesen. Samoura schwärmte von den Rhythmen und den Gesängen „der vielen Fans aus Südamerika und auch aus Afrika“.

Genauere Details verrieten dann die Statistikbögen. Zum Finalspiel zwischen Chile und Haiti kamen vergangenen Mittwoch 1.157 Zuschauer ins North Harbour Stadium nahe Auckland. Vielleicht war das ein Grund, warum Samoura noch einmal appellierte: „Wenn ihr Spaß erleben wollt, (…), dann holt euch bald eure Tickets unter FIFA.com/Tickets.“

Eine 19-jährige Ausnahmespielerin

Bemerkenswert war die angesprochene Partie, bei der sich Haitis Nationalteam sensationell erstmals für eine WM qualifizieren konnte, fraglos. Schlüsselspielerin für den Außenseiter war die erst 19-jährige Melchie Dumornay, die beim 2:1-Erfolg beide Treffer erzielte.

Welche Bedeutung sie für das Team hat, kann man auch daran ermessen, dass sie im Januar erst einen Vertrag bei Olympique Lyon, dem erfolgreichsten europäischen Klubteam, unterschrieb. Nach der WM wird sie nach Frankreich umziehen.

Davor wird sie aber mit Haiti, das sich beim Turnier in Neuseeland mit Panama und Portugal die letzten drei WM-Plätze ergatterte,. Mit Dumornay und ihrem Team erwartet die Fans also laut Fifa viel Spaß. Was mit deren WM-Qualifikation aber auch bis zum Sommer verstärkt Thema sein wird, unter welch grausigen Bedingungen talentierte Fußballerinnen in Haiti litten und was die Fifa damit zu tun hat. Yves Jean-Bart, der Präsident des haitianischen Fußballverbandes, wurde vom Weltverband 2020 lebenslang gesperrt, weil er junge Spielerinnen zum Sex mit ihm gezwungen hatte.

Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) hat die Sperre nun Mitte Februar aufgehoben, mit der Begründung, die Aussagen der Betroffenen seien widersprüchlich, die Beweislage nicht eindeutig. Bemängelt wird jetzt das fehlende Zeugenschutzprogramm. Aussagewillige Spielerinnen erzählten von Morddrohungen. Human Rights Watch kritisiert die Fifa, sie habe es verpasst, Strukturen zu schaffen, die eine sichere Meldung von Missbrauch ermöglichen und Zeug*innen, Whistleblower, Betroffene, die Beweise liefern, schützen.

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