Ganz schön nackt: Was Frauen zu Ikonen macht

Zu Stars wurden Frauen verschiedener Generationen auf sehr unterschiedliche Weise. Vielleicht sollte man eine Superheldinnenserie daraus machen.

Samantha Fox am Mikrofon

Teenagerproblem: nur Softeis im Hirn Foto: Patrick Pleul/dpa

Wisst ihr noch, die Serie ‚Entourage‘?“, fragt die Freundin und ext ihren Wodka auf Eis.

„Das war hart sexistischer Dreck!“

„Na ja, so ist die Welt eben!“, mischt sich der hübsche Bar-Typ ein und schüttelt exzessiv seinen Becher.

„Wie ist die Welt?“

„Na, voll mit erfolgreichen Männern, die von Frauen angehimmelt werden!“

„Du meinst, die Welt besteht aus aufgeblasenen Männergruppen in Jeans und T-Shirt, bei denen Frauen in der Schlange stehen, um mit mindestens einem davon Sex zu haben, weil sie ein bisschen was davon abzüngeln wollen, wozu sie selbst keinen Zugang haben, das ist die Welt?“

„Die Kunst spiegelt, was ist, und einige Dinge werden sich nie ändern, bloß weil man sie jetzt nicht mehr darstellen darf – meine Meinung!“

„Offensiver Buddy-Sexismus ist so 90er!“

„Casanovas sind wie Plastikverpackungen.“

„Wisst ihr noch Sabrina!?“

„Die supersüßliebe blonde Hexe?“

„Nee, die Sängerin im Pool im weißen Bikini mit den wirklich, wirklich großen Brüsten!“

„Die waren sogar noch größer, als die von Samantha Fox!“

„Sie hüpfte im Wasser auf und ab und besang all die Boys, für deren Liebe sie bereit sei!“

„Was aus denen wohl geworden ist?“

„Aus den Brüsten?“

„Sabrina und Samantha.“

„Hab gelesen, Samantha Fox ist mit ’ner Frau verheiratet und stand nie auf Männer.“

„Dann war das ja gar nicht authentisch mit,Touch me, I wanna feel your body' und so.“

„Sie hat damit eben ’ne Frau gemeint.“

„Dann ist ‚Touch me‘ eine queere Disco-Hymne!“

„In den 80ern mussten Frauen ganz schön nackt und albern sein, um an Geld zu kommen“

„Queer oder nicht, in den 80ern mussten Frauen ganz schön nackt und albern sein, um irgendwie an einen Haufen Geld zu kommen.“

„Annie Lennox nicht!“

„Ich dachte immer, Annie sei lesbisch, dabei war es Samantha.“

„Wir hatten echt nur Softeis im Hirn!“

„Dabei gab es viel zu entdecken, Prince zum Beispiel war auf eine derart feminine Art männlich, seiner Zeit begnadet pink voraus!“

„Dann dieses Symbol Ding – war Prince eigentlich nonbinär?“

„Auf jeden Fall ein Schlingel. Ich liebe das,Lovesexy' Nacktcover mit der Schwanzblume.“

„Janis Joplin war immer angezogen.“

„Nina Simone auch.“

„Josephine Baker nicht.“

„Sie musste eben Geld verdienen.“

„Wisst ihr noch, Doris Day?“

„Sie war immer sehr angezogen.“

„Sie musste eben Geld verdienen.“

„Perfekt frisiert.“

„Perfektes Lächeln.“

„Perfekte Depression.“

„Audrey Hepburn!“

„Perfekt zerbrechlich!“

„Früher konntest du dir aussuchen, ob du zerbrechlich oder sexy sein wolltest!“

„Einsam artifiziell ikonisch weiblich.“

„Die Kunst behauptet das Leben.“

„Erfindet es.“

„Konserviert es.“

„Stellt euch vor: Doris, Josephine, Janis, Audrey, Nina, Sabrina und Samantha in Jeans und T-Shirt als Gang. Typen wie der hier hinterm Tresen schicken ihnen ständig Oden.“

„Was ist mit Dick Pics?“

„Drei Jahre ohne Bewährung.“

„Die Serie würde ich mir ansehen.“

„Die hätte zudem einen populären Zeitreise-Strang, sie treffen sich 2023, haben Superkräfte und machen was Krasses draus.“

„Entschuldigung, aber wofür setzen sie ihre Superkräfte genau ein?“, fragt der Bar-Typ und reibt sich die Stirn.

Kulturförderung!“

„Mindestens.“

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Jasmin Ramadan ist Schriftstellerin in Hamburg. Ihr neuer Roman Roman „Auf Wiedersehen“ ist im April 2023 im Weissbooks Verlag erschienen. 2020 war sie für den Bachmann-Preis nominiert. In der taz verdichtet sie im Zwei-Wochen-Takt tatsächlich Erlebtes literarisch.

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