Gipeltreffen zum Schutz des Amazonas: Pakt ohne Player

Sieben von neun Ländern bekennen sich zum gemeinsamen Schutz des Amazonas. Bolsonaro ist nicht dabei. Er sorgt sich vor allem um seine Souveränität.

Ein Amazonas-Bewohner trinkt aus einer Coca-Cola-Plastikflasche. Er trägt bunten Federschmuck auf dem Kopf

Auch betroffen – Amazonas-Bewohner am Rande des Gipfeltreffens in Leticia Foto: ap/Fernando Vergara

LETICIA afp | Die Amazonas-Länder haben sich bei einem Krisengipfel zu einem besseren Schutz des größten Tropenwalds der Welt bekannt. Bei ihrem Treffen am Freitag im kolumbianischen Amazonas-Ort Leticia regten sie in einer gemeinsamen Erklärung den Aufbau eines Kooperationsnetzwerks an, um unter anderem Wetterdaten sowie Informationen über illegale Abholzungen und Minen auszutauschen. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro pochte allerdings auf die nationale Souveränität über die jeweiligen Amazonas-Wälder.

Unter dem Eindruck der gegenwärtigen verheerenden Brände in dem Gebiet wurde der „Leticia-Pakt für den Amazonas“ von sieben der insgesamt neun Amazonas-Länder unterzeichnet: Kolumbien und Peru als Ko-Organisatoren des Gipfeltreffens sowie Brasilien, Ecuador, Bolivien, Suriname und Guyana. Das Krisenland Venezuela war nicht eingeladen. Auch Frankreich, das mit seinem Überseegebiet Französisch-Guyana über große Flächen in der Amazonas-Region verfügt, nahm nicht teil.

Kolumbiens Präsident Iván Duque richtete den Gipfel gemeinsam mit dem peruanischen Staatschef Martín Vizcarra aus. Zum Auftakt des Treffens forderte Duque, der Schutz des Regenwaldes müsse unbedingt verbessert werden. „Dies ist entscheidend für das Überleben unseres Planeten.“

Der in Leticia geschlossene Pakt sieht vor, dass die Amazonas-Länder ihre Maßnahmen gegen die Zerstörung der Wälder besser koordinieren. Empfohlen wird die Einrichtung eines Kooperationsnetzwerkes, das unter anderem den Datenaustausch zu Bedrohungen für die Wälder verbessern und staatliche und private Mittel für Schutzmaßnahmen mobilisieren soll.

An dem Treffen nahmen auch die Präsidenten von Ecuador und Bolivien teil. Aus Suriname kam der Vize-Präsident, Guyana schickte seinen Minister für natürliche Ressourcen. Brasilien, zu dem 60 Prozent der Amazonas-Wälder gehören, war mit Außenminister Ernesto Araújo präsent.

Brasiliens Staatschef Jair Bolsonaro hatte seine Teilnahme aus medizinischen Gründen abgesagt, er sollte am Sonntag operiert werden. Per Videoschaltung forderte er von seinen Kollegen Widerstand gegen Versuche, den Schutz des Regenwaldes zu internationalisieren: „Wir müssen eine starke Position einnehmen und unsere Souveränität verteidigen, so dass jedes Land die beste Politik für die Amazonas-Region entwickeln kann. Wir dürfen das nicht in die Hände von anderen Ländern geben.“

Sorge um Souveränitätsverlust

Die Souveränität der Amazonas-Länder über die Tropenwälder sei „nicht verhandelbar“, mahnte Bolsonaro. Im größten Tropenwald der Welt, der für das globale Klima eine entscheidende Rolle spielt, wüten derzeit die schwersten Brände seit Jahren. In Brasilien wurden nach Angaben des nationalen Instituts für Weltraumforschung (Inpe) seit Jahresbeginn knapp 96.600 Brände registriert, davon 51,4 Prozent im Amazonas-Gebiet.

Der Klimaskeptiker Bolsonaro ergriff nur widerwillig Gegenmaßnahmen und steht deshalb international in der Kritik. Der Rechtsaußenpolitiker räumt wirtschaftlichen Interessen größeres Gewicht ein. So sprach er sich wiederholt dafür aus, auch in Reservaten von Ureinwohnern und in Schutzgebieten Bodenschätze zu fördern.

Bolivien ist gerade ebenfalls stark von Bränden im Amazonas-Gebiet betroffen. Seit Mai brannten dort 1,7 Millionen Hektar Land nieder. Staatschef Evo Morales warnte in Leticia angesichts des fortschreitenden Klimawandels: „Mutter Erde ist in Lebensgefahr“, weil die Menschen zu viel konsumierten.

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