Google Maps wird aktualisiert: Street View nicht mehr nur Street

Seit heute fahren die Google-Autos mit Kamera auf dem Dach durch Deutschland. Straßen sind längst nicht mehr das einzige, das abgelichtet wird.

Ein blaues Auto fährt mit Kamera bestückt über die A1. Auf der den Türen an der Seite steht aufgedruckt: "Google Street View"

Zurück aus der Vergangenheit: Mit diesen Autos macht Google für Street View neue Fotos Foto: dpa

BERLIN taz | Vor über zehn Jahren fuhren sie schon mal durch Berlins Straßen: merkwürdige Autos mit Kameras auf dem Dach. Ab heute sind die Streetview-Autos von Google wieder unterwegs. Die Karten des Digitalkonzerns lassen sich ja längst nicht mehr nur von oben betrachten. Auch in die Perspektive direkt von der Straße aus, also über Street View, können Be­trach­te­r:in­nen in die Stadt eintauchen.

Da die letzten Street-View-Aufnahmen aus Berlin eben von 2009 sind, will Google jetzt wieder ran. Und: Street-View-Aufnahmen sind längst nicht mehr das neueste Angebot von Google. Mittlerweile zeigen sich Restaurants und Geschäfte auch mit einer 360°-Innenansicht, um Kun­d:in­nen anzulocken. Fotounternehmen bieten drei 360°-Aufnahmen für knapp 200 Euro, Nachbearbeitung und Verknüpfung mit dem Google-Business-Account inklusive.

Vom Hofbräuhaus in Mitte etwa gibt es so eine Ansicht bereits. Reihen mit Holzbänken und Bayern-Deko sind auf den hochauflösenden Fotos zu erkennen. Auch wohin es zur Toilette geht, können sich Be­su­che­r:in­nen schon von zu Hause aus ansehen. Praktisch! Nur wie gut es dort nach Schweinshaxe und Bier riecht, das erfahren Hungrige erst vor Ort.

Für einen perfekt durchgeplanten Restaurantbesuch mag das Google-Angebot praktisch sein. Das Gefühl, spontan durch die Straßen zu schlenden und zu gucken, was einen anspricht, das geht aber verloren, vor allem, weil der Blick dann ja auch im Handy hängt.

Diskussion um Datenschutz

Dass Google sich so viel Zeit gelassen hat, Street View in Deutschland zu aktualisieren, lag wohl auch an dem Protest, der ihnen vor 13 Jahren noch entgegenwehte. Ilse Aigner, die damalige Verbraucherschutzministerin der CSU, deutete gefährliche Folgen an: „Ich kann mir anhand von solchen Diensten anschauen, wo und wie jemand lebt, welche privaten Vorlieben er oder sie hat, wie seine Haustür gesichert ist.“ Da­ten­schüt­ze­r:in­nen sahen eine große Gefahr durch die frei zugänglichen Fotos von Hausfassaden und dem Leben auf der Straße. Eine große Debatte über Privatsphäre im Netz entbrannte.

Doch nicht nur Street View wandelt sich. Auch die Meinungen zum Datenschutz haben sich in den letzten Jahren geändert. Die Risiken liegen heute vor allem im unbemerkten Sammeln und Verkaufen von Daten, meinen Datenschützer:innen, weniger beim Abfotografieren.

Heute geben alle sowieso ihre Daten über das Telefon preis. Monopolisierung und Mikrotargeting sind heute wichtige Stichworte in der Diskussion um Datenschutz, nicht Street View. Über die Autos von Google regt sich niemand mehr auf.

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With Love From Moabit | Soziologie und Politik an der Humboldt Uni Berlin | Ab Herbst an der University of Exeter

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