Habecks künftiger Staatssekretär: Der Neue kommt aus der Finanzwelt

Der weithin unbekannte Philipp Nimmermann soll neuer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium werden. Er und Minister Habeck kennen sich bereits.

Ein Mann mit Glatze lacht in die Kamera

Soll Ruhe in Habecks Ministerium bringen: Staatssekretär Philipp Nimmermann Foto: Frank Peter/imago

BERLIN taz | Nur wenige Tage nach der Entlassung seines wichtigen Staatssekretärs Patrick Graichen hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Montag einen Nachfolger verkündet: Der Finanzexperte Philipp Nimmermann aus Hessen soll diesen Posten, der für die Umsetzung der klimapolitischen Vorhaben der Ampel als Schlüsselposition gilt, übernehmen. „Er ist ein erfahrener Verwaltungschef, seit vielen Jahren Staatssekretär, ein Kenner von Energiemärkten und ein guter Ökonom“, begründete der grüne Minister seine Entscheidung. Der Neue soll seine Arbeit „sehr zeitnah“ aufnehmen.

Die Nachfolge war nötig geworden, nachdem Habeck seinen bisherigen Staatssekretär Graichen in den einstweiligen Ruhestand versetzt hatte. Grund waren nicht sauber getrennte Verbindungen zwischen Beruflichem und Privatem. So sollte etwa Graichens Trauzeuge den Chefposten bei der staatseigenen Deutschen Energie-Agentur Dena übernehmen – eine Entscheidung, die nach Auffliegen der Verflechtung rückgängig gemacht wurde.

Dass Nimmermann nun Graichens Posten übernimmt, sorgte am Montag in Politik und Wirtschaft für Überraschung. So ist der 57-Jährige der breiten Öffentlichkeit bislang nicht bekannt, weshalb sein Name auch in der Nachfolgedebatte nicht fiel. Doch gerade das dürfte in der aufgeheizten Stimmung rund um Habecks Wärmewende der Pluspunkt Nimmermanns gewesen sein. Immerhin waren im Zuge der sogenannten Trauzeugenaffäre zunehmend die engen Verflechtungen zwischen Ministerium und dem Thinktank Agora Energiewende kritisiert worden.

In der Energieszene kaum verwurzelt

Entsprechend dürfte der Minister explizit nach einer Person gesucht haben, die in der Energiewirtschaft bisher nicht als Strippenzieher aufgefallen ist. Vermutlich galten einige der zuletzt diskutierten Kandidaten wie der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, wegen ihrer Nähe zum Netzwerk der Agora längst ebenfalls als heikel.

Der neue Staatssekretär ist dahingehend unverdächtig, er kommt aus einer ganz anderen Ecke, nämlich der Finanzwelt. Er promovierte über Doppelbesteuerungsabkommen und stieg bei der BHF-Bank bis zum Chefvolkswirt auf. Anders als sein Vorgänger ist er in der Energieszene deswegen kaum verwurzelt.

Von Oktober 2014 bis Januar 2019 war Nimmermann Staatssekretär im Finanzministerium von Schleswig-Holstein. Habeck kennt ihn aus dieser Zeit, weil er selbst damals stellvertretender Ministerpräsident im Norden war. Zuletzt war Nimmermann unter dem Grünen Tarek al-Wazir Staatssekretär im Wirtschafts- und Energieministerium von Hessen.

Der Neue gilt als ein gelassener Pragmatiker. Habeck sagte nach Bekanntgabe der Personalie, der Finanzexperte habe „mehrfach bewiesen, dass er hochkomplexe Aufgaben stringent strukturieren kann“. Zugleich könne er sich mit seinem ökonomischen Verstand schnell in Themen einarbeiten. Seine erste Aufgabe im neuen Amt dürfte indes vor allem eine sein: wieder Ruhe ins Ministerium zu bringen.

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