Halbzeitwahlen in den USA: Omnipräsenter Ex-Präsident

Bei den Midterms geht es um die Sitze im US-Kongress. Donald Trump mischte eifrig mit – und hat nun eine „sehr große Ankündigung“ versprochen.

Donald Trump zeigt mit dem Zeigefinger auf irgend etwas

Nutzt eine Wahlkampfveranstaltung in Ohio, um sich zu promoten: Ex-Präsident Donald Trump Foto: Jintak Han/Zuma Press/imago

BERLIN taz | Es sollte eine finale Unterstützung für den republikanischen Senatskandidaten für Ohio, J. D. Vance werden – und dann ging es doch wieder nur um Donald Trump. Der Ex-Präsident suchte sich den Flughafen-Hangar des Dayton International Airport aus, um am Montagabend knappstmöglich daran vorbeizuschrammen, direkt seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2024 zu erklären.

Stattdessen kündigte er eine „sehr große Ankündigung“ für den 15. November an, eine Woche nach den Midterm Elections an diesem Dienstag. Und als die Menge in Jubel ausbrach, schob er nach, er wolle auf keinen Fall von den wichtigen Wahlen am Dienstag ablenken.

In Wirklichkeit tat Trump natürlich genau das, und der Auftritt ist symptomatisch für den ganzen Prozess hin zu den Halbzeitwahlen. Denn während andere frühere Präsidenten nach ihrem Abgang erst einmal weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwinden, war Trump nie weg.

Nicht nur, dass er selbst nur Wochen nach seinem erzwungenen Auszug aus dem Weißen Haus schon wieder mit Großveranstaltungen begann, um seine An­hän­ge­r*in­nen weiter auf die Lüge von der „gestohlenen Wahl“ einzuschwören. Impeachmentverfahren, Untersuchungsausschuss, Steuerverfahren, die gestohlenen Dokumente, die Razzia in Mar-a-Lago – niemand beherrschte die Nachrichten so wie Trump.

Über 200 Kan­di­da­t*in­nen erhielten Trumps Unterstützung

Und niemand mischte sich in die Wahlen so ein wie er – und das stets und ausschließlich im eigenen Interesse. Sein Instrument: Endorsements, also öffentliche Unterstützungserklärungen für bestimmte Kandidat*innen. Über 200 davon in 39 US-Bundesstaaten sprach Trump in diesem Wahlzyklus seine Unterstützung aus.

Die wenigen Republikaner*innen, die im Kongress gegen ihn gestimmt hatten, brachte seine Rache zu Fall – aber in den allermeisten Fällen, sagt Whit Ayres, ein republikanischer Wahlstratege, gegenüber der BBC, „unterstützt er Leute, die sowieso gewinnen würden“, um sein eigenes Image als Königsmacher zu stärken. „Die Endorsements machen ihn zur prominentesten Figur in der Republikanischen Partei, und es vergrößert seinen Einfluss nur, wenn ihn ständig jemand um seine Unterstützung bittet.“

Angesichts einer Basis, die Trump vergöttert, hilft seine Unterstützung den Kan­di­da­t*in­nen – und die wiederum bedanken sich, indem sie seine Rolle überhöhen und seine Lügen wiederholen.

Die Bitte aus Kreisen der republikanischen Parteiführung, sich mit dem Verkünden seiner Kandidatur noch bis nach den Wahlen zurückzuhalten, hat Trump gerade so erfüllt. Der Führung ist klar, dass die demokratische Wäh­le­r*in­nen­schaft umso eher wählen geht, je sichtbarer Trumps Rolle bei diesen Wahlen ist. Also besser, Trump hält noch ein bisschen still und sie bleiben zu Hause.

Trump scheint das sehr schwergefallen zu sein. Denn je mehr sein potenzieller republikanischer Rivale, Floridas Gouverneur Ron DeSantis, im Wahlkampf an Profil gewann, desto mehr hatte Trump das Bedürfnis, selbst im Vordergrund zu stehen. Das hat er am Vorabend der Wahl klar geschafft.

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