Hitler-Vergleich in Kongos Wahlkampf: Hauptsache gegen Ruanda

Kongos Präsident Felix Tshisekedi droht Ruandas Präsident Paul Kagame: „Ich verspreche ihm, wie Adolf Hitler zu enden!“ Der Wahlkampf heizt auf.

Menschen stehen vor Plakaten und winken

Kongos Präsident Felix Tshisekedi winkt von der Wahlkampftribüne in Bukavu, 8. Dezember Foto: 7sur7.cd

BERLIN taz | Kann man Ruandas Präsident Paul Kagame, der 1994 als Guerillaführer die Macht eroberte und damit dem Völkermord an Ruandas Tutsi durch die vorherige Hutu-Militärregierung ein Ende setzte, mit Adolf Hitler vergleichen? Radikale Kreise im Umfeld des von Kagame gestürzten Völkermordregimes tun das schon lange, nun hat sich Felix Tshisekedi angeschlossen, Präsident der Demokratischen Republik Kongo.

In einem Wahlkampfauftritt in der ostkongolesischen Millionenstadt Bukavu, direkt an Ruandas Grenze, rief Tshisekedi am Freitagabend vor der versammelten Menschenmenge: „Ich möchte mich an Ruandas Präsident Paul Kagame wenden, um ihm folgendes zu sagen: Da er sich mit seinen expansionistischen Zielen wie Adolf Hitler verhalten wollte, verspreche ich ihm, wie Adolf Hitler zu enden!“ Jubel und Applaus folgten, auch auf der Wahlkampftribüne. Hitler endete bekanntlich am 30. April 1945 als Selbstmörder im Führerbunker in Berlin kurz vor Deutschlands Kapitulation.

Kongolesische Nationalisten werfen Ruanda gerne vor, seit über einem Vierteljahrhundert „Aggression“ gegen ihr Land zu betreiben, und drohen gerne, sie würden den Krieg „dorthin zurücktragen, wo er herkam“. So wie 1996 bis 1997 von Ruanda unterstützte Rebellen das einstige Zaire eroberten und die „Demokratische Republik Kongo“ gründeten, sollen demnach irgendwann von Kongo unterstützte ruandische Rebellen, also die aus den flüchtigen ruandischen Völkermordtätern von 1994 hervorgegangenen Hutu-Milizen, Ruanda zurückerobern.

Mit Tshisekedis Vorgänger Joseph Kabila hatten die Milizen darüber zu Kriegszeiten eine informelle Vereinbarung, weshalb auch nach Ende des Kongokrieges der an Ruanda grenzende Osten Kongos nie zum Frieden fand: Ruandische Hutu-Milizen bereiteten dort Krieg gegen Ruanda vor. Dieses antwortete mit eigenen Militäraktionen und mit Unterstützung für kongolesische Tutsi-Rebellen – aktuell die Bewegung des 23. März (M23), die rund um die kongolesische Provinzhauptstadt Goma zurzeit wieder angreift. Ruandas Regierungssprecherin Yolande Makolo nannte Tshisekedis Worte eine „laute und klare Drohung“.

In Goma, ebenfalls direkt an Ruandas Grenze, sollte Tshisekedi am Sonntag seinen nächsten großen Wahlkampfauftritt absolvieren. Seine martialischen Worte kommen bei Kongos Nationalisten gut an. Am Samstag versprach der Dachverband der paramilitärischen „patriotischen“ Wazalendo-Milizen, die als Hilfstruppe der Armee gegen die M23 kämpfen, dem Präsidenten in einer Erklärung seine „totale Unterstützung“ und äußerte die Hoffnung auf einen „langen Volkskrieg“. Wazalendo-Führer haben in jüngster Zeit gedroht, nach dem Sieg gegen die M23 den Krieg nach Ruanda zu tragen. Den Segen von höchster Stelle haben sie nun.

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