Hoffnung für Aidskranke in Südafrika: Pharmaindustrie muss Preise halbieren

Südafrikas Regierung nötigt der Pharmaindustrie die Halbierung der Ankaufspreise für Aidsmedizin ab. Nun sollen mehr Menschen als bisher behandelt werden können.

Hat sich durchgesetzt: Südafrikas Gesundheitsminister Aaron Motsoaledi. Bild: ap

JOHANNESBURG taz | In Südafrika werden Aidsmedikamente im kommenden Jahr deutlich billiger. In Verhandlungen mit der Pharmaindustrie hat die Regierung erreicht, dass sie nur noch etwa halb so viel für den Ankauf von Medizin zahlt wie vorher. Südafrika hat die höchste Zahl von HIV-infizierten Menschen auf der Welt, rund fünf Millionen. Bisher werden rund eine Million der infizierten Südafrikaner mit Aidsmedizin versorgt; bis 2013 soll die Zahl auf 2,3 Millionen steigen.

Gesundheitsminister Aaron Motsoaledi hatte bereits bei Amtsantritt 2009 kritisiert, dass die Kosten für Aidsmedizin in Südafrika künstlich hoch gehalten würden. Jetzt hat er das geändert: Das Gesundheitsministerium wird für die benötigten Medikamente für die nächsten zwei Jahre nur noch 4,28 Milliarden Rand (rund 430 Millionen Euro) bezahlen. Hätte Südafrika weiterhin Preise auf dem Niveau des letzten Einkaufs von 2008 zahlen müssen, betrügen die Ausgaben 8,8 Milliarden Rand.

Jonathan Berger von der Anti-Aids-Lobbygruppe "Treatment Action Campaign" meint zwar, Südafrika hätte nie 8,8 Milliarden Rand für Medikamente ausgeben können. Aber mit der ausgehandelten Preissenkung sei ein entscheidender Schritt getan, um eine bessere staatliche Versorgung der Menschen zu gewährleisten. "Das bedeutet nicht automatisch, dass jeder Patient gut versorgt wird", merkt Berger jedoch an.

Nicht nur die Kosten für Medikamente, sondern auch die mangelhafte Infrastruktur im Gesundheitswesen geben den Ausschlag. Krankenschwestern und Ärzte wandern auch weiterhin wegen schlechter Bezahlung aus. Aber zumindest sei jetzt gewährleistet, dass Kosten allein kein Hindernis für die Versorgung mehr darstellten.

Berger erinnert an das Moratorium für Kliniken in der Provinz Freistaat vor zwei Jahren: Dort waren Hospitäler und medizinische Versorgungsstationen schlichtweg pleite und waren Patienten ohne Medikamente nach Hause und somit teilweise in den Tod geschickt worden.

Die Preise für Aidsmedizin in Südafrika sind laut Berger jetzt vergleichbar mit Preisen in anderen Ländern weltweit. Der übliche "Cocktail" aus drei Medikamenten kostet nun 115 Rand pro Patient im Monat - bisher waren es 110 Rand für ein einziges Medikament. Die einheimische Pharmaindustrie, die Aidsmedikamente produziert, hängt allerdings stark vom Import der Inhaltsstoffe für Medizin ab und unterliegt Preisschwankungen.

Es ist nicht gesagt, dass bei einer globalen Senkung der Preise auch Südafrikas eigene Medikamente automatisch billiger werden. Aber der Minister will Preisschwankungen beobachten lassen und damit Druck ausüben.

Insgesamt sind Aids-Lobbyisten mit Gesundheitsminister Motsoaledi deutlich zufriedener als mit seiner Vorgängerin Manto Tshabalala-Msimang, die der medizinischen Versorgung von Aidspatienten skeptisch gegenüberstand. Motsoaledi hat den Rückstand bei der Registrierung von Medikamenten beseitigt und nun auch die Palette der zur Verfügung stehenden Produkte erweitert. Ein weiteres positives Zeichen ist laut Berger auch die Ankündigung, dass der nationale Gesundheitsrat eine zentrale Behörde zur Beschaffung von Medikamenten einrichten will.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.