Integration schöngeredet

Hamburger Kampagne zur Eingliederung von Migranten in den Verwaltungsdienst nicht so erfolgreich wie erhofft. Einwanderer unter Azubis bleiben unterrepräsentiert.

Vorbild Tatort: Mehmet Kurtulus hob drei Jahre lang die Migrationsquote bei den Kommissaren. Bild: dpa

Ziel knapp verfehlt, Mittel gestrichen, Laune trotzdem gut. Auf diesen knappen Nenner lässt sich der Auftritt des Leiters des Hamburger Personalamtes, Volker Bonnorden, bringen, der am Dienstag die Abschlussbilanz der Kampagne "Wir sind Hamburg! Bist du dabei?" präsentierte.

Ziel des Projekts war es, bis Ende des abgelaufenen Jahres mindestens jeden fünften Ausbildungsplatz in der Hamburger Verwaltung, bei Polizei und Feuerwehr, an Jugendliche mit Migrationshintergrund zu vergeben. Zwar wurde die angestrebte 20-Prozent-Hürde gerissen, doch da die Migrantenquote binnen fünf Jahren von kläglichen 5,2 auf immerhin 16,5 Prozent gesteigert werden konnte, zeigte sich Bonnorden dennoch zufrieden.

Im Allgemeinen Dienst und bei der Steuerverwaltung sei die Zielzahl sogar überschritten worden. Insgesamt hatten 2011 von den 550 neu eingestellten Verwaltungsazubis 91 einen Migrationshintergrund.

Relativiert wird diese Quote allerdings dadurch, dass nicht nur 16,5 sondern inzwischen 46 Prozent aller unter 18-jährigen Bewohner Hamburgs Migrationswurzeln haben. Und während bei den Erwachsenen der Anteil von Personen, die ihre Wurzeln in anderen Ländern haben, hamburgweit knapp 30 Prozent beträgt, liegt er in der Hamburger Verwaltung nach den neuesten greifbaren Zahlen bei unter neun Prozent. "Das zeigt, dass es mit der interkulturellen Öffnung der Verwaltung nicht weit her ist. "Die Verwaltung ist weit davon entfernt, vorbildhaft zu wirken", empört sich die innenpolitische Sprecherin der Linkspartei, Christiane Schneider.

Kam es Bonnorden am Dienstag trotz eindeutiger Zahlen einfach nicht über die Lippen, dass das erklärte 20-Prozent-Ziel nicht erreicht wurde, so mochte der Personalamtschef auch nicht einräumen, dass die 535.000 Euro, die die Kampagne verteilt auf ihre Laufzeit von fünf Jahren gekostet hat, zukünftig dem Spardiktat zum Opfer fallen. Der Kampagnenslogan bleibe erhalten. Die Stadt wolle "diesen Weg weitergehen", allerdings müssten nun die Fachbehörden aus ihren eigenen Etats Gelder abknapsen, da der Kampagnen-Etat definitiv nicht neu aufgelegt wird.

"Damit kapituliert er vor der großen Zukunftsaufgabe, Bedingungen zu fördern, dass alle gleichberechtigt an der Gesellschaft partizipieren", kritisierte die Linken-Abgeordnete Schneider die Entscheidung, die Integrationskampagne faktisch zu beenden.

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