Kanadas Waldbrände wirken bis Europa: Rauch verursacht Himmelsspektakel

In Quebec gibt es rund 80 Waldbrände und der Qualm zieht bis nach Europa. Gefährlich dürfte er nicht mehr sein, aber sich abends bemerkbar machen.

Grüne Bäume und rote Flammen

Waldbrand bei Mistissini, Quebec, Kanada am 12. Juni Foto: Canadian Forces/reuters

BERLIN taz | Seit Wochen wüten in Kanada Waldbrände, knapp 8 Millionen Hektar Fläche sind seit Anfang Januar verbrannt – so viel wie noch nie zuvor in diesem Zeitraum. Die Schwaden, die dadurch entstehen, verschmutzen die Luft durch feine Partikel und können ein gesundheitliches Risiko darstellen. Ein Höhenwind treibt die Rauchwolke nun nach Europa.

Ein Modell des EU-Erdbeobachtungsprogamms Copernicus zeigt, wann das der Fall sein wird: Der Großteil der Luftmasse zog schon Anfang dieser Woche über Nordportugal, Spanien, Irland und Großbritannien, Mittwoch soll die Rauchwolke über Frankreich wehen. Erst am Donnerstag und Freitag werden Ausläufer der Aerosol-Schwaden auch Deutschland erreichen.

Das kanadische Montréal in der Provinz Québec war durch den Rauch der Waldbrände am Sonntag kurzzeitig die Großstadt mit der weltweit schlechtesten Luft, wie das Unternehmen IQAir mitteilte, das die Luftverschmutzung beobachtet. Der Luftqualitätsindex lag demnach bei 285. Das entspricht der Stufe „extrem ungesund“, die sich zwischen 201 und 300 bewegt. Nach Starkregen am Montag und Dienstag liegt der Wert nun wieder bei 8 – im „guten“ Bereich.

Allein in Québec gibt es dem kanadischen Waldbrand-Zentrum (CIFFC) zufolge derzeit 80 Waldbrände. Knapp 500 aktive Feuer lodern in ganz Kanada, etwa die Hälfte war am Dienstagnachmittag noch nicht unter Kontrolle. Die Waldbrände in den Regionen Ontario und Québec sorgten schon Anfang Juni für Rauchschwaden, die New York in einen rot-orangefarbenen Schleier hüllten. Dieselbe Rauchwolke wird nun vom Jetstream, einem von West nach Ost verlaufenden Höhenwind, nach Europa getrieben.

Gesundheitsbedrohung wird nicht erwartet

Allerdings wird sich die Rauchwolke verdünnt haben, bis sie hier ankommt: Die Aerosole aus den unteren Luftschichten sind dann schon zu Boden gesunken oder der Regen hat sie herausgewaschen, sodass nur noch die Höhenluft mit Rauchpartikeln belastet ist. Diese haben auf die Luftqualität am Boden eine geringere Auswirkung. Eine gesundheitliche Bedrohung wird also nicht erwartet. Allerdings kann man einen leicht trüben Himmel erwarten – und vielleicht sogar spektakuläre Sonnenuntergänge gegen Ende der Woche.

In Kanada und den USA wurden wegen der Rauchwolke unter anderem Sportveranstaltungen verschoben, Schulen sagten Freiluftaktivitäten ab. Die hohe Konzentration von Feinstaub kann zu Atemproblemen führen und gesundheitliche Schäden nach sich ziehen.

Im Allgemeinen gilt Luftverschmutzung durch Feinstaub auch in Europa als der Umweltfaktor mit der größten Bedrohung für die Gesundheit. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnte auf Twitter vor den Folgen der kanadischen Brände. „Jetzt drohen die Feinstäube und Luftschadstoffe der kanadischen Waldbrände Westeuropa zu erreichen“, erklärte Lauterbach und verwies auf ein Satellitenbild, das der ZDF-Meteorologe Özden Terli geteilt hatte.

Lauterbach fügte hinzu, „in ein paar Jahren werden die meisten Bürger wissen, wie schädlich Feinstaub für die Gefäße und das Hirngewebe“ sei. Feinstaub entsteht indes nicht nur durch Waldbrände, sondern kommt etwa auch aus Schornsteinen und Auspuffen.

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