Kellerduell in der 2. Bundesliga: Not schlägt Elend

Eintracht Braunschweig und VfL Osnabrück stehen in der Tabelle der 2. Bundesliga ganz unten. Am Samstag gewann Braunschweig das Duell knapp.

Braunschweiger Spieler feiern vor der Tribüne

Ein kleiner Grund zum Feiern: Braunschweig gewinnt das Kellerduell gegen Osnabrück Foto: Swen Pförtner/dpa

BRAUNSCHWEIG taz | Es ist ein Absturz mit Ansage: Nachdem sich Eintracht Braunschweig im letzten Jahr noch mit Glück und zwei hochkarätigen Last-Minute-Verpflichtungen – Immanuel Pherai, der heute beim Hamburger SV spielt, und Filip Benkovi, der in die Türkei gewechselt ist – gerade so über den Strich retten konnte, bescheinigten Experten dem diesjährigen Kader schon zu Saisonbeginn maximal gehobene Drittligatauglichkeit.

Die Abgänge wurden nicht adäquat ersetzt, viele Neuzugänge konnten bis heute nicht ihre Tauglichkeit für die zweithöchste Klasse im deutschen Fußball nachweisen.

Und so überrascht es nicht, dass die Braunschweiger Eintracht bis am Samstag die rote Laterne vor sich hertrug. Der im Sommer neu verpflichtete Trainer Jens Härtel schien die Mannschaft überhaupt nicht zu erreichen, seine Körpersprache – hängende Schultern, Blick auf den Boden gerichtet – übertrug sich auf die Mannschaft, deren Auftritte im Spätsommer mit „lethargisch“ noch freundlich umschrieben sind. Sein Nachfolger, U-23 Trainer und Spielerlegende Mark Pfitzner, durfte aufgrund der fehlenden Lizenz nur für zwei Spiele ran.

Die Hoffnung auf Besserung hielt ohnehin nur die ersten 15 Minuten im Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf vor zwei Wochen, dann zerlegten die Rheinländer die Blau-Gelben nach allen Regeln der Kunst. Trauriger Höhepunkt war das Niedersachsenderby in der vergangenen Woche, bei dem den Braunschweigern in Hannover nicht ein gefährlicher Torschuss gelang und bis auf den kürzlich aus der Arbeitslosigkeit zurückgeholten „Eisen-Ermin“ Bičakčić kein Spieler begriffen hatte, worum es in diesem Spiel geht. Die Folge: Im Block der Ultras wurde vor dem Spiel am Samstag gegen Osnabrück ein Banner gezeigt: „Zerreißt euch oder verpisst euch.“

Osnabrücks Star sitzt auf der Bank

Die Osnabrücker standen vor dem Duell nur einen Punkt besser da als die Eintracht, sie haben allerdings andere Voraussetzungen. Als Aufsteiger sind die Erwartungen deutlich geringer, außerdem weiß die Truppe spielerisch durchaus zu gefallen. Es fehlt an Kaltschnäuzigkeit und Cleverness. Der Star des Klubs sitzt auf der Bank: Tobias Schweinsteiger, Bruder von Weltmeister Bastian, moderiert bei seiner ersten Station als Cheftrainer die fehlenden Punkte eloquent weg und macht den Anschein, die Lage im Griff zu haben.

Bisher bildet auch der Vorstand eine geschlossene Einheit, ganz anders als beim Tabellennachbarn. Da wurde Sportdirektor Peter Vollmann als Hauptverantwortlicher für den Kader am 7. November entlassen, von Präsidentin Nicole Kumpeis ist in der Öffentlichkeit kaum etwas wahrzunehmen. Der neue Trainer Daniel Scherning muss es also richten.

Und sein erstes Spiel war gleich das Kellerduell, das einer Achterbahnfahrt glich. Die Eintracht wirkte giftiger als in den letzten Partien, was aber auch daran lag, dass von Osnabrück wenig bis gar nichts kam. Sie brauchten zwei Elfmeter, um zum zwischenzeitlichen 2:2 auszugleichen, wovon der erste völlig unnötig von Eintracht-Keeper Ron-Thorben Hoffmann verursacht wurde.

Im allerletzten Augenblick der siebenminütigen Nachspielzeit drückte Bičakčić den Ball zum 3:2 für Braunschweig über die Linie. Der Videoassistent schaltete sich ein, geschlagene fünf Minuten dauerte es, bis der Treffer gegeben und das Spiel im gleichen Moment beendet wurde. Jubel, Erleichterung, die Mannschaft wird gefeiert.

Nun ist also Osnabrück Tabellenletzter. Aber auch in Braunschweig weiß man: Mit acht Punkten und zehn Toren nach 13 Spielen bleibt der Abgrund gefährlich nahe.

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