Kinoempfehlungen für Berlin: Zeitlos und sehr britisch

Das Klick Kino würdigt Michael Caine zu seinem 90. Geburtstagt mit einem Porträt und das Babylon Mitte Alfred Hitchcock mit seinem letzten Stummfilm.

Der junge Michael Cane in einer Straße

„Sir Michael Caine – Vom Arbeiterkind zum Hollywoodstar“ (D 2021) Foto: Medea Film Factory

Gerade ist Michael Caine 90 Jahre alt geworden, doch ans Aufhören hat der englische Schauspieler bislang glücklicherweise nicht gedacht. Neue Projekte stehen also auch weiterhin an für den Mann, der seine Film-, Fernseh- und Theaterkarriere mit Nebenrollen in den 1950ern begann, ehe ihn in den Swinging Sixties zwei wegweisende Filme zum Star machten.

Der Spionagethriller „The Ipcress File“ (1965) präsentierte Caine seinerzeit in der Rolle des Geheimagenten Harry Palmer als bodenständigen Stoiker mit Cockney-Dialekt, der seinen Vorgesetzten mit ironischer Renitenz begegnet, und wenig später gelang ihm auch der internationale Durchbruch als zynischer Frauenheld in „Alfie“ (1966), einem der größten kommerziellen Erfolge des englischen Kinos in den USA.

Caines „british­ness“ und sein ironischer Witz wurden bald zum Markenzeichen einer bis heute andauernden Weltkarriere, in der er so ziemlich jedes Genre mit seinem zeitlosen Stil (und einer wunderbaren Stimme) meisterte.

Die deutsche Regisseurin Margarete Kreuzer („Revolution of Sound – Tangerine Dream“) hat dem Schauspieler, der in mehr als 160 Filmen unter anderem auch mit Shirley MacLaine und Jane Fonda vor der Kamera stand und mit großen Regisseuren wie Paolo Sorrentino oder Christopher Nolan drehte, den Dokumentarfilm „Sir Michael Caine – Vom Arbeiterkind zum Hollywoodstar“ gewidmet. Das Klick Kino zeigt das filmische Porträt aus Anlass seines Geburtstags (18. & 22. 3., 17.30 Uhr, Klick Kino).

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Ein relativ unbekannter Film eines berühmten Regisseurs: „The Manxman“ entstand 1929 in England und ist der letzte Stummfilm von Alfred Hitchcock, der diesem Melodram im Nachhinein allerdings eher abschätzig gegenüber stand.

Aber das sollte man nicht zum Maßstab machen, tatsächlich ist der Film um das leichtfertig gegebene Heiratsversprechen einer impulsiven jungen Frau (Anny Ondra) zwischen zwei Männern ziemlich interessant und zeigt, wie sich Hitchcock bereits in dieser frühen Phase seiner Karriere zur Erzeugung melodramatischer Spannung eines dramaturgischen Prinzips bediente, auf das er auch in späteren Filme immer wieder zurückgriff.

Jede für die Prot­ago­ni­s:in­nen gute Nachricht, die man als Zuschauer mit einer gewissen Erleichterung aufnimmt, verkehrt sich hier kurze Zeit später in ihr Gegenteil. Im Babylon Mitte ist „The Manxman“ der kommende „Stummfilm um Mitternacht“; Anna Vavilkina spielt dazu auf der Kinoorgel, und der Eintritt ist frei (18. 3., 23.59 Uhr, Babylon Mitte).

Das Gefängnistheater aufBruch arbeitet mit Strafgefangenen und Ex-Häftlingen und bereichert die Berliner Bühnenlandschaft mit ihrem ungewöhnlichen Ansatz bereits seit 1997. Im Alexander Verlag ist jetzt die umfangreiche Publikation „aufBruch: Das Berliner Gefängnistheater“ erschienen, die das Projekt in Gesprächen, Tagebuchaufzeichnungen und persönlichen Betrachtungen der Schauspieler dokumentiert.

Am 22. März um 18.30 Uhr findet im Foyer des im Klick Kinos eine Vernissage in Anwesenheit des Fotografen Thomas Aurin statt, der die Fotos für das Buch schuf, das ab 20 Uhr vom künstlerischen Leitungsteam von aufBruch und dem Herausgeber Hans-Dieter Schütt vorgestellt wird.

Im Anschluss läuft ab 21 Uhr der Film „Cäsar muss sterben“, eine 2012 mit dem goldenen Berlinale-Bären prämierte Arbeit der Brüder Taviani mit Häftlingsschauspielern aus dem Hochsicherheitstrakt des römischen Gefängnisses Rebibbia, wo eine Theatergruppe seit 2002 jedes Jahr ein neues Stück aufführt.

Diesmal geht es um Shakespeares „Julius Caesar“, das hier als straffe Neuinterpretation präsentiert wird, in der zu Themen wie Freiheit, Loyalität und ehrenwertes Verhalten Analogien zwischen Shakespeares Drama und dem Leben der Häftlinge herausgearbeitet werden (22. 3., 20 Uhr, Klick Kino).

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Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.

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