Kinoempfehlungen für Berlin: Stilbildend und klassisch

Das wollen Sie unbedingt sehen: den neuen „Teenage Mutant Ninja Turtles“, Lilly Creightmores Film über Roky Erickson und „Der Schatz“ von G.W. Pabst.

Menschen kauern in einem Raum mit sehr niedriger Decke

„Der Schatz“ (1923), Regie: G.W. Pabst Foto: Lichtblick Kino

Die Teenage Mutant Ninja Turtles, echt jetzt? Benötigen wir da ganz dringend noch einen weiteren Film? Nach all den Real- und Trickserien und den diversen Spielfilmen, die in den vergangenen 39 Jahren seit Start der Comicserie schon auf uns eingeprasselt sind? Jetzt noch eine Geschichte, in der die pizzaliebenden humanoiden Schildkröten mit ihren asiatischen Kampfkunstkennissen im New Yorker Untergrund andere Mutanten bekämpfen?

Glauben Sie mir, das wollen Sie unbedingt sehen – jedenfalls wenn ihnen der Sinn nach dem bislang lustigsten Film dieses Jahres steht. „Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem“ dreht die Geschichte der Mutanten-Brüder, die sich nichts sehnlicher wünschen als die Anerkennung der menschlichen Bevölkerung, noch einmal auf Anfang und macht dabei alles richtig.

Mit einer reichlichen Dosis trockenem Humor von den Komödienspezialisten Seth Rogen und Evan Goldberg gemeinsam mit dem Regisseur Jeff Rowe geschrieben, jagt in diesem Film ein gelungener Gag den nächsten.

Zugleich sind auch Animation, Action und die Charakterisierung der verschiedenen Figuren auf Top-Niveau. Selbst der menschliche, äh, mutantische Faktor kommt nicht zu kurz! Manchmal sollte man seine Vorurteile einfach überwinden, es lohnt sich definitiv (31. 8., 1. 9., 4. 9., 6. 9., 19 Uhr, 3. & 5. 9., 21 Uhr, Filmrauschpalast).

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Mit dem 2019 verstorbenen Roky Erickson, einstmals Gitarrist und Sänger der 13th Floor Elevators, präsentiert Lilly Creightmore in ihrem Dokumentarfilm „Trip – A Journey into the World of Psychedelic Sight and Sound“ zumindest einen stilbildenden Protagonisten psychedelischer Musik der 1960er Jahre. Dessen „Karriere“ dann auch einigermaßen klassisch verlief, denn die vielen psychedelischen Drogen waren nicht besonders gut für seine angeknackste Psyche.

Ansonsten konzentriert sich die britische Regisseurin mit Musiker-Interviews und Konzertausschnitten hauptsächlich auf die Neo-Psychedelic-Szene des vergangenen Jahrzehnts. Lilly Creightmore ist zur Vorführung des von Soundwatch präsentierten Films im Lichtblick-Kino anwesend (6. 9., 20 Uhr, Lichtblick-Kino).

Die jährliche Reihe mit dem immer wieder missverständlichen Titel „100 Jahre Stummfilm“ im Babylon Mitte präsentiert in diesem Jahr internationale Filmklassiker des Jahres 1923, die meisten davon mit Live-Musik-Begleitung bei freiem Eintritt (Ausnahme: die Filme mit Orchester-Begleitung).

Die Auswahl reicht von amerikanischem Genrekino – „The Covered Wagon“ von James Cruze ist der erste Western, der sich mit Siedlertrecks beschäftigte – bis zu französischer Filmkunst von Regisseuren wie Jean Epstein und Abel Gance.

Und neben populären Filmen von und mit Komikern wie Harold Lloyd („Safety Last“) und Buster Keaton („Our Hospitality“) kommen auch deutsche Klassiker zum Einsatz: „Der Schatz“ ist das Regiedebüt von G.W. Pabst und erzählt von der Schatzsuche im Haus eines Glockengießers durch einen Handwerksgesellen (Werner Krauss), der mit seiner Obsession langsam auch die meisten anderen Hausbewohner ansteckt.

Stilistisch ist der düstere Film vor allem geprägt von den gedrungenen und erdhaften Bauten der Filmarchitekten Robert Herlth und Walter Röhrig (100 Jahre Stummfilm, 31. 8.–10. 9., „Der Schatz“, 5. 9., 18.15 Uhr, Babylon Mitte).

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Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.

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