Kinoempfehlungen für Berlin: Eine Art Heimatfilm

„Auf Station und Unter Tage“ erzählt von südkoreanischen Ar­bei­te­r:in­nen in Deutschland. Und auch im FSK geht es um „Eine Frage der Würde“.

Ein älteres Ehepaar badet in einem See

Endstation der Sehnsüchte (2009) Foto: Flying Moon Filmproduktion GmbH / Achtung Panda Media GmbH

„Auf Station und Unter Tage“ nennt sich die Filmreihe, mit der das Zeughauskino dem Leben südkoreanischer Ar­bei­te­r:in­nen nachgeht, die in den 1960er und 1970er Jahren oft als Krankenschwestern oder als Bergarbeiter in die Bundesrepublik Deutschland gekommen waren.

Die deutsch-koreanische Regisseurin Sung-Hyung Cho erzählt in ihrem Dokumentarfilm „Endstation der Sehnsüchte“ (2009) von der Rückkehr dreier Rentnerinnen, die mit ihren deutschen Ehemännern in Korea in ein „Deutsches Dorf“ ziehen, das nicht bloß als Altersruhesitz dient, sondern auch eine etwas seltsame Touristenattraktion ist.

Hoffnungen und Realität kollidieren gelegentlich, und die Einheimischen fragen sich, warum die Deutschen eigentlich die Landessprache nicht lernen. Wäre doch ein Zeichen des Respekts, oder etwa nicht? Sung-Hyung Cho („Full Metal Village“) bezeichnet ihre Filme stets als Heimatfilme (9. 2., 18 Uhr, Zeughauskino).

Kaum ins Kino gekommen, ist das Drama „Eine Frage der Würde“ des bulgarischen Regisseurs Stephan Komandarev auch schon fast wieder verschwunden. Also schnell noch hin!

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Komandarev erzählt die Geschichte einer pensionierten Lehrerin (besonders gut: Eli Skorcheva), die Opfer eines dreisten Trickbetrugs wird (sie wird dazu gebracht, ihr Geld im Wortsinn aus dem Fenster zu werfen) und sich in der Folge selbst mit organisierter Kriminalität einlässt. Er verbindet Sozialdrama, ein persönliches Schicksal sowie eine Thrillerhandlung mit absurd-bitteren Plotwendungen zur eindringlichen Kritik an einer Gesellschaft, in der über der beständigen Jagd nach dem eigenen Vorteil der moralische Kompass komplett verloren gegangen ist (10.–11. 2., 12.30 Uhr, FSK Kino).

Hayao Miyazakis jüngster Film „Der Junge und der Reiher“ läuft gerade seit Wochen mit Erfolg im Kino, da lohnt auch noch einmal der Blick auf sein 2008 entstandenes Werk „Ponyo – Das große Abenteuer am Meer“. Die Geschichte um den fünfjährigen Sosuke und das Goldfischmädchen Ponyo, die in einen gewaltigen Sturm geraten, ist nicht nur eine kindgerechte Variation von Miyazakis Dauerthema von der Zerstörung der Natur (und der Gefahr, dass diese massiv zurückschlägt), sondern auch ein Plädoyer dafür, die Rettung der Welt lieber in weibliche Hände zu legen.

Es treten auf: eine ebenso gewaltige wie äußerst gelassen wirkende Meeresgöttin, Sosukes tatkräftige und starrsinnige Mutter sowie die greisen Damen eines Pflegeheims, mit denen man die Probleme und Hoffnungen des Alters entdecken kann (8. 2., 10. 2., 12. 2., 14. 2., 16.20 Uhr, Wolf Kino).

Oft genug kreisten die Filme von Federico Fellini vor allem um ihn selbst und seine (künstlerischen) Probleme. In „Julia und die Geister“ (1965) steht mit der von Fellinis Gattin Giulietta Masina verkörperten Titelfigur jedoch eine Frau im Mittelpunkt: eine Reise durch ihre Psyche, ein wilder Reigen von Fantasien, Träumen und psychiatrischen Sitzungen als kunterbunter, halluzinogener Bilderbogen.

Ebenfalls mitwirkend ist die italienische Schauspielerin Sandra Milo, die Ende Januar dieses Jahres im Alter von 86 Jahren verstarb (9. 2., 17.30 Uhr, Klick Kino).

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Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.

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