Klage gegen Airline: DUH sieht Greenwashing bei Lufthansa

Deutsche Umwelthilfe hält die Versprechen der Airline durch CO2-Kompensation für „dreiste“ Täuschung – Fliegen bleibe klimaschädlich.

Lufthansa-Flugzeug

Fliegen – jetzt doch nicht umweltfreundlich? Foto: Boris Roessler/dpa

BERLIN taz | „Renaturierung der Moorniederung ‚Märchenwiese‘“, „effiziente Kochöfenprogramme in Ghana“ oder „CO2-Entfernung mit Biokohle“ in Kanada – das von der „Lufthansa Group sorgfältig ausgewählte Portfolio“ mit „fünfzehn hochwertigen Klimaschutzprojekten“ soll „für mehr Nachhaltigkeit auf der ganzen Welt sorgen“. Durch die Projekte würden „Emissionen über einen Zeitraum mehrerer Jahre ausgeglichen oder vermieden und zusätzlich beispielsweise die Biodiversität oder Lebensumstände der lokalen Bevölkerung verbessert“, heißt es auf der Homepage des DAX-Konzerns.

Alles „dreiste Verbrauchertäuschung“ und „Greenwashing“, findet die Deutsche Umwelthilfe (DUH) – und kündigte am Samstag eine Klage an. Das Kompensationsmodell der Airline sei ein trügerischer Ablasshandel – nur ein Bruchteil der Klimawirkungen des Luftverkehrs werde berücksichtigt, außerdem ungeeignete Kompensationsprojekte verwendet. Die Fluggesellschaft unterschlage Klimagase wie Ozon, die Auswirkungen der Kondensstreifen und weitere schädliche Aspekte. Insgesamt seien „die Klimawirkungen eines Fluges bis zu viermal so groß wie durch den Kompensationsrechner der Lufthansa ermittelt“.

Flugreisen blieben „die klimaschädlichste Form des Reisens“, erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. „Besonders schamlos“ findet er, dass die Lufthansa verspreche, dass „Fliegen nachhaltig sein kann“. Das sei „falsch und wird sich auch in naher Zukunft nicht ändern“. Der Tourismus verursacht laut Umweltbundesamt rund 5 bis 8 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen.

Angebote für Kompensationen des Klimaeffekts von CO2-Emissionen durch Flüge oder andere Reisen gibt es auch von unabhängigen Anbietern wie Atmosfair oder Myclimate. Der dabei von Myclimate eingesetzte Kompensationsrechner wird laut DUH auch von der Lufthansa verwendet, aber in abgewandelter Form. Während Myclimate auch über den CO2-Ausstoß hinausgehende Klimawirkungen einbeziehe, tue die Fluggesellschaft dies nicht. Daher seien die zu zahlenden Kompensationsbeträge bei der Lufthansa viel geringer.

„Falsche Nachhaltigkeit“

Die Versprechen der Lufthansa suggerierten eine „falsche Nachhaltigkeit“, sagte DUH-Expertin Agnes Sauter: Die CO2-Emissionen der Flieger verblieben „jahrhundertelang in der Erdatmosphäre. Waldschutzprojekte können jedoch nicht garantieren, dass sie für diesen langen Zeitraum betrieben werden.“ Auch die Kochofenprojekte würden „hinsichtlich ihres Einsparpotenzials völlig überschätzt, da sie auf reinen Spekulationen beruhen“, so Sauter. „Wie lokale Familien diese Kocher dauerhaft nutzen, können wir nicht wissen.“

Das „Klimaprojekt-Portfolio zur CO2-Kompensation“ werde „fortlaufend weiterentwickelt“, sagte ein Sprecher der Lufthansa der taz. Alle Projekte seien „nach den jeweils höchsten verfügbaren Standards zertifiziert, beispielsweise dem Gold-Standard“, der auch vom Umweltbundesamt empfohlen werde. Einige der Ausgleichsmaßnahmen zielten auch darauf ab, „Angebote mit langfristiger Bindung von CO2“ zu fördern.

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