Krieg in Sudan: Humanitäre Krise verschärft sich

Eine neue Waffenruhe zwischen Regierungstruppen und RSF-Miliz wird schnell wieder gebrochen. Immer mehr Menschen in Sudan sind auf Hilfe angewiesen.

Menschen besteigen ein Kriegsschiff mit US-Flagge

Per Schiff evakuieren die USA weitere der rund 16.000 US-Staatsbürger aus Sudan Foto: rtr

KHARTUM rtr | Auch nach der Verlängerung der Feuerpause flauen die Kämpfe in Sudan nicht ab. Am Montagmorgen waren in Khartum Kämpfe zu hören. Armee und paramilitärische RSF-Miliz beschuldigten sich erneut gegenseitig, die Vereinbarungen gebrochen zu haben.

Die Verlängerung der Waffenruhe war in der Nacht zum Montag in Kraft getreten. Sie sollte von Mitternacht an für weitere 72 Stunden gelten. In der vergangenen Woche war eine Waffenruhe zwischen RSF und Militär bereits zweimal um je 72 Stunden verlängert worden. Bewohner meldeten zwar, dass in einigen Gegenden die Gefechte nachließen, berichten aber anderswo auch am Wochenende nach wie vor von Explosionen und Schusswechseln.

Eine friedliche Lösung des Konflikts scheint in weiter Ferne. Armeechef Abdel Fattah al-Burhan lehnt direkte Gespräche mit dem RSF-Chef Mohamed Hamdan Dagalo, auch bekannt als Hemedti, kategorisch ab. Hemedti will erst dann mit Al-Burhan sprechen, wenn die Armee ihre Angriffe stoppt.

UN-Koordinator: Beispiellose Entwicklung

Der sudanesische Ärzteverband teilte am Sonntag mit, dass seit Beginn der Kämpfe vor zwei Wochen 425 Zivilisten getötet und mehr als 2.000 verletzt worden seien. Das sudanesische Gesundheitsministerium bezifferte die Zahl aller Toten – also Kämpfer und Zivilisten – am Samstag auf 528.

Die humanitäre Krise in Sudan verschärfe sich, erklärte der Nothilfekoordinator der Vereinten Nationen, Martin Griffiths. „Das Ausmaß und die Geschwindigkeit, mit der sich die Ereignisse in Sudan entwickeln, sind beispiellos. Wir sind äußerst besorgt über die unmittelbaren und langfristigen Auswirkungen auf alle Menschen in Sudan und in der gesamten Region.“ Er sagte, dass es zu enormen Plünderungen von Hilfsvorräten gekommen sei, die eine Unterstützung für die Zivilisten schwieriger machten. Vielen von ihnen gingen Wasser, Essen und andere wichtige Dinge aus. Bereits vor Ausbruch der Kämpfe sei ein Drittel der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen gewesen.

Am Sonntag kam ein Flug mit acht Tonnen medizinischen Hilfsgütern in der Küstenstadt Port Sudan am Roten Meer an. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz will sie von dort rund 840 Kilometer bis in die Hauptstadt und andere Gebiete schaffen.

Die USA setzten ihre Bemühungen fort, vom Konflikt in Sudan betroffenen US-Amerikanern zu helfen. Am Sonntag sei ein zweiter von der US-Regierung organisierter Konvoi in Port Sudan eingetroffen, sagte Außenministeriumssprecher Matthew Miller. Die USA hälfen US-Bürgern und anderen, die „berechtigt“ seien, nach Saudi-Arabien auszureisen, sagte er. Wie viele Menschen dem Konvoi angehörten und welche Unterstützung die USA genau lieferten, sagte er nicht.

Die meisten der schätzungsweise 16.000 US-Amerikaner, die derzeit in Sudan vermutet werden, sind US-sudanesische Doppelstaatler. Das US-Verteidigungsministerium teilte am Samstag mit, es verlege Marineeinheiten vor die sudanesische Küste, um bei weiteren Evakuierungen zu unterstützen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.