Krieg in der Ukraine: Schwere Kämpfe rund um Awdijiwka

Russische Soldaten versuchen, die Industriestadt zu umzingeln. Auch in anderen Gegenden der Ostukraine wird das ukrainische Militär verstärkt angegriffen.

Rauch steigt über einer Stadtsilhouette am Ufer eines Gewässers auf

Rauch zeugt von zunehmenden Kämpfen rund um Awdijiwka Foto: Alexander Ermochenko/reuters

KYJIW rtr/afp | In der Ukraine haben die Kämpfe im Norden der Ostfront nach Angaben des ukrainischen Militärs in den vergangenen Tagen deutlich zugenommen. Sie hätten sich „erheblich verschärft“, sagte General Olexander Syrskji am Samstag bei einem Besuch der ukrainischen Truppen im nördlichen Teil der Ostfront.

Die russischen Truppen hätten sich nach den erlittenen Verlusten neu formiert und griffen nun rund um das Dorf Makijiwka und in Richtung der Stadt Kupjansk an. „Das Hauptziel des Feindes ist die Niederlage einer Gruppe unserer Truppen, die Einkreisung von Kupjansk und das Erreichen des Flusses Oskil“, sagte Syrskji auf einer offiziellen Militärplattform. Jeden Tag führten die russischen Truppen Dutzende Angriffe aus. Die eigenen Einheiten seien jedoch vorbereitet und hielten Stand.

Kyjiw hat auch schwere Kämpfe rund um die Stadt Awdijiwka in der Ostukraine gemeldet. „Den fünften Tag in Folge schon hat der Feind nicht aufgehört, Stellungen rund um die Stadt anzugreifen oder zu beschießen“, sagte der Bürgermeister Vitaly Barabasch am Samstag im ukrainischen Fernsehen. „Es ist sehr hitzig, sehr hitzig“, sagte Barabasch über die Kämpfe.

Die russischen Soldaten würden versuchen, die Industriestadt zu umzingeln, sagte Barabasch weiter. Moskau verlege zusätzliche Soldaten in die Gegend.

In der strategisch und symbolisch wichtigen Stadt Awdijiwka leben den Angaben zufolge derzeit noch rund 1600 Einwohner, vor Beginn des russischen Angriffskrieges waren mehr als 30.000. Die Stadt liegt 13 Kilometer entfernt von Donezk, der „Hauptstadt“ der gleichnamigen von Russland kontrollierten ukrainischen Region.

Wie die ukrainische Polizei am Samstag erklärte, wurde ein Elfjähriger bei einem russischen Angriff im Dorf Bagatyr etwa 80 Kilometer westlich von Awdijiwka getötet. „Der Junge war erst vor zwei Tagen elf geworden“, erklärte die Polizei. Die 31-jährige Mutter und ein jüngerer Bruder des Elfjährigen seien verletzt ins Krankenhaus gebracht worden.

In Russland meldeten Behörden und Armee den Abschuss zweier Kampfdrohnen über dem Schwarzen Meer im Ferienort Sotschi. Nach Angaben des Gouverneurs der Region Krasnodar, Alexej Kopajgorodskij, wurden die Drohnen am frühen Morgen getroffen, ohne dass es zu Schäden oder Opfern kam.

Die russische Arme erklärte, einen „terroristischen Angriff des Kyjiwer Regimes“ vereitelt zu haben. Die Luftabwehr habe zwei Drohnen „nahe der Küste der Region Krasnodar“ zerstört.

Gouverneur Kopajgorodskij erklärte, der örtliche Flughafen laufe im normalen Betrieb. Russische Medien berichteten zur Zeit des Angriffs von Störungen.

Die Ukraine hat in den vergangenen Monaten einige Raketen auf russische Städte abgefeuert, Sotschi aber wurde weitestgehend verschont. Im vergangenen Monat meldete Russland ein großes Feuer in einem Treibstofflager nahe des Flughafens in Sotschi. Einige einflussreiche Medien berichteten, dass der Brand auf eine ukrainische Drohne zurückzuführen sei.

Russische Schwarzmeerflotte in der Defensive

Die russische Schwarzmeerflotte setzt nach britischen Erkenntnissen nach schweren Schlägen vornehmlich auf Defensive. „Sie hat viele ihrer prestigeträchtigen Bestandteile – darunter marschflugkörperfähige Schiffe und U-Boote – von Sewastopol in weiter östlich gelegene Operations- und Stützpunktgebiete wie Noworossijsk verlagert“, teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstag mit.

Sewastopol auf der annektierten ukrainischen Halbinsel Krim ist eigentlich der Hafen der russischen Schwarzmeerflotte. Zuletzt war das Hauptquartier von ukrainischen Raketen getroffen worden, auch russische Kriegsschiffe in Sewastopol wurden immer wieder attackiert.

Die Ukraine besitze seit langem die Initiative im Nordwesten des Schwarzen Meers und zwinge die russische Marine dazu, sich gegen unbemannte Schiffe und Drohnen sowie Raketenangriffe zu verteidigen, hieß es in London weiter. Allerdings könne die Schwarzmeerflotte aus dem Osten des Gebiets heraus weiterhin Marschflugkörper gegen die Ukraine abfeuern. „Das Risiko weiterer militärischer Verluste und die schweren politischen Folgen eines offenen Angriffs russischer Seestreitkräfte auf die Handelsschifffahrt würden höchstwahrscheinlich jeden Gewinn aus dem Versuch, eine Blockade des ukrainischen Handels durchzusetzen, überwiegen.“

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.

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