Krieg zwischen Israel und Hamas: Fortschritt bei Geisel­verhandlungen

Vermittler hoffen auf eine Einigung zwischen Israel und der Hamas. Zentrale Punkte sind noch ungelöst – etwa, ob die Waffenruhe dauerhaft anhalten soll.

EIne Frau hält das Bild einer Geisel hoch

Proteste in Israel fordern: Die Politik müsse endlich mehr tun, um die Geiseln in Gaza freizubekommen Foto: Ohad Zwigenberg/ap

JERUSALEM taz | Erstmals seit Wochen kommt Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen zwischen der Hamas und Israel. Eine israelische Delegation erhielt laut Medienberichten am Samstagabend grünes Licht vom Kriegskabinett für weitere Verhandlungen in Katar in den kommenden Tagen.

Die Gespräche über eine Waffenruhe und die Freilassung der noch immer mehr als einhundert Geiseln in Gaza, die an diesem Wochenende zwischen israelischen Vertretern sowie Vermittlern aus den USA, Ägypten und Katar in Paris stattfanden, sollen Fortschritte gebracht haben.

Die Tageszeitung Israel Hayom berichtete über ein Rahmenabkommen, ähnlich einem bereits vor mehreren Wochen in Paris erarbeiteten Vorschlag. Demnach sei weiterhin ein dreistufiger Plan vorgesehen: Während einer ersten Phase sollen rund 40 israelische Zivilisten freikommen. Im Gegenzug sei eine sechswöchige Feuerpause, sowie die Freilassung einer unbekannten Zahl palästinensischer Gefangener geplant. In zwei weiteren Phasen sollen dann auch Soldaten und die Leichen toter Geiseln an Israel übergeben werden.

Die israelische Zeitung Ha’aretz zitierte aus Verhandlungskreisen, die Gespräche in Paris seien „gut verlaufen und hätten deutliche Fortschritte gebracht“. Die Verhandler würden darauf hoffen, dass die Hamas-Führung die Rahmenbedingungen akzeptiere. Laut einem ausländischen Diplomaten sei ein Deal noch vor dem muslimischen Fastenmonat Ramadan im März möglich. „Alle Seiten zeigen sich flexibel“, zitierte das Blatt. Der Fortschritt sei nun „in den Händen der Hamas“.

In Katar soll auf einen Abschluss hingearbeitet werden

Bisher ist nicht bekannt, wie die wichtigsten Widersprüche aufgelöst werden könnten. Israel bleibt bei seiner zentralen Forderung, im Anschluss an eine Feuerpause weiterkämpfen zu wollen. Der nationale Sicherheitsberater des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, Tzachi Hanegbi, erklärte am Samstag: „Eine Vereinbarung bedeutet nicht das Ende des Krieges.“

Das jedoch ist kaum mit den Forderungen der Hamas in Einklang zu bringen. Taher Al Nunu, ein enger Vertrauter von Hamas-Anführer Ismail Hanija, sagte dem katarischen Sender Al Jazeera, Berichte über Optimismus mit Blick auf einen Geiseldeal „spiegeln nicht die Realität wider“. Netanjahu weiche zentralen Forderungen aus: ein Ende der Kämpfe, einen vollständigen Abzug israelischer Truppen und eine Rückkehr der Vertriebenen in den Norden des Küstenstreifens. Berichte, die Hamas sei davon abgerückt, bezeichnete er als „israelische Propaganda“.

Dennoch soll in Katar in dieser Woche auf einen Abschluss eines Abkommens hingearbeitet werden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf ägyptische Sicherheitskreise. Anschließend sollen Vertreter beider Parteien nach Kairo reisen, um Details zur Umsetzung einer Einigung abzustimmen.

Israel hält indes trotz internationaler Kritik an seinen Vorbereitungen einer Offensive in der Stadt Rafah in Südgaza fest. Netanjahu kündigte ein Kabinettstreffen zu Wochenbeginn an, um Pläne für eine Operation in der Stadt sowie für deren Evakuierung zu besprechen. In Rafah haben rund 1,5 Millionen Menschen aus ganz Gaza Zuflucht gesucht.

Aussichtslose humanitäre Lage in Gaza

Die humanitäre Lage der Bevölkerung in Gaza wird derweil immer aussichtsloser. Zwei UN-Organisationen gaben bekannt, dass sie keine Hilfen mehr in den Norden des Küstenstreifens bringen könnten. Konvois würden nach der Einfahrt nach Gaza oft gewaltsam von hungernden Menschen gestoppt und entladen.

Die Hilfsorganisation Save the Children sagte, die Menschen seien gezwungen, „aus Verzweiflung Blätter zu essen“. Unicef warnte, dass zahlreiche Kinder in Gaza bald an Unterernährung sterben könnten. Der UN-Sonderbeauftragte für humanitäre Hilfe sagte vergangene Woche, es gebe Verhandlungen mit Israel über die Öffnung eines Grenzübergangs für humanitäre Hilfe in den Norden des Gazastreifens – bisher aber ohne Ergebnis.

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