Krimikomödie „Medusa Deluxe“ im Kino: Frisuren wie die von Lady Gaga

Die Krimikomödie „Medusa Deluxe“ geht es optisch üppig an, ohne beim Tempo zu überdrehen. Ein kurioser Todesfall trifft auf großartige Haarkreationen.

Divine (Kayla Meikle) steht hinter ihrem Model mit buntem Haarturm.

Alles für den Frisurwettbewerb: Divine (Kayla Meikle) und ihr Model in „Medusa Deluxe“ Foto: Mubi

Cleve wirkt schwer genervt. Sie muss für den anstehenden Frisurwettbewerb eigentlich ihren Beitrag vollenden, eine „georgische Fontange“. Das geduldig dasitzende Model Angie trägt schon ein turmartiges Drahtgestell auf dem Kopf, an dem Cleve die Haare im Stil der Hauben adliger Hofdamen des 17. Jahrhunderts kunstvoll hochstecken will. Und jetzt das. Draußen wartet die Polizei, muss mit allen Anwesenden sprechen, keiner soll das Gebäude verlassen. Denn ein Teilnehmer des Wettbewerbs, Mosca, ist tot aufgefunden worden. Man hat ihn skalpiert, heißt es.

„Medusa Deluxe“ nennt der britische Regisseur Thomas Hardiman sein Spielfilmdebüt. Dieser Krimi spielt im selten zu Kinoehren gelangenden Milieu der Haarstylisten und präsentiert sich zu gleichen Teilen als schrille Komödie und als optischer Exzess. Denn die aufwendigen Hornfadengebilde, die zur Schau getragen werden, können genauso als die Stars des Films gelten wie die Schauspielerinnen, die ihre Köpfe dafür hinhalten. Sämtliche Haarkreationen stammen von Eugene Souleiman, der unter anderem schon Frisuren für Lady Gaga entwarf.

Von Beginn des Films an stellt sich für die noch lebenden Friseure die Frage, wer Mosca so brutal ermordet haben könnte. Cleve, von Clare Perkins mit reichlich Galle und Wut im Bauch gegeben, macht sich mit ihrem herausgekeiften Unmut über das anstehende Verhör und ihrem für das Opfer wenig schmeichelhaften Klatsch über dessen freizügiges Liebesleben als erste verdächtig. Ihre Kollegin Divine (Kayla Meikle) ist fassungslos, wie selbstverständlich Cleve sich dazu bekennt, auch schon mal handgreiflich geworden zu sein. Dieses Temperament soll man im Film dann noch eindrücklicher vorgeführt bekommen.

Doch jede weitere Figur, die auftritt, erscheint ähnlich suspekt. Wollte jemand von ihnen womöglich einfach einen Konkurrenten ausschalten? Warum benimmt sich der glänzend glatzköpfige Sicherheitsmann Gac (Heider Ali) so eigenartig? Warum wischt er etwas, das wie eine Blutspur aussieht, von einem Spind? Und wer sagt überhaupt Angél (Luke Pasquilano), dem Partner von Mosca, was passiert ist?

Sich leidenschaftlich angiftende Haarformer

Hardiman inszeniert seine nur auf den ersten Blick klassische Whodunit-Geschichte, die nach vielen falschen Fährten zum echten Mörder führen soll, fast surreal klaustrophobisch. Die Kamera bewegt sich praktisch nie außerhalb des Veranstaltungsorts, kreist in den Garderoben um die sich leidenschaftlich angiftenden Haarformer und folgt einzelnen Figuren zwischendurch über lange Flure zur nächsten Garderobe. Polizisten treten nicht als Ermittler auf, sie stehen allenfalls draußen neben ihren Fahrzeugen mit blinkendem Blaulicht. Kriminalistisch betätigen sich die Verdächtigen vielmehr selbst.

„Medusa Deluxe“. Regie: Thomas Hardiman. Mit Clare Perkins, Kayla Meikle u.a. Vereinigtes Königreich 2022, 101 Min.

Für eine Komödie hat Hardiman ein bedächtiges Tempo gewählt, mitunter schlendern die Figuren wortlos vor sich hin, scheint die Handlung fast stillzustehen. Wenn die Protagonisten gehässig die Worte wechseln, geht es hingegen Schlag auf Schlag. Ominös bis drohend kommentiert dazu an einzelnen Stellen die elektronische Musik des walisischen Produzenten Koreless das Geschehen. Oder es ertönt als Klingelton der Song „West End Girls“ von den Pet Shop Boys.

Wie ein skalpierter Friseur aussieht, zeigt der Film dankenswerterweise nicht. Er führt einem dafür deutlich vor Augen, dass man mit ausladendem Haarputz besser keine Zigaretten rauchen sollte.

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