Larry Kings Nachfolger: In sehr großen Hosenträgern

Der Nachfolger des US-Talkkönigs Larry King auf CNN ist der böse Brite Piers Morgan. In seiner ersten Show ist er zu Oprah Winfrey schrecklich nett.

Die CNN-Scheinwerfer sind künftig auf ihn gerichtet: Piers Morgan ist der Nachfolger von Larry King. Bild: reuters

Tränen, fast flossen Tränen. Obwohl es doch nicht sein sollte! Der Brite Piers Morgan hat die Nachfolge von Larry King beim US-Nachrichtensender CNN angetreten. Und lädt als ersten Gast Talkshow-Queen Oprah Winfrey zu "Piers Morgan Tonight" ein. Morgan, der einem Millionenpublikum in den USA nur als eher boshafter Juror der US-Version der Castingshow "Das Supertalent" bekannt ist und nicht als Journalist, der Expremier Gordon Brown zum Weinen bringt. Und Winfrey, deren wertvollste Währung Emotionen sind - eine Traumkonstellation für CNN, um seine neue Primetime-Talkshow einzuführen.

Also lachten Winfrey und Morgan gemeinsam, der 45-jährige Brite lobte Winfreys Talkshow, ließ sie über ihren neuen Kabelkanal plaudern, stellte persönliche, aber nicht zu intime Fragen und so konnte man sich bald gegenseitig versichern, was für einen verdammt guten Job man mache. Das alles in heimeliger Wohnzimmeratmosphäre und aufgezeichnet – Überraschungen ausgeschlossen.

Und dann die Beinahetränen. In Amerika hatte Morgans Show bereits am Montag Premiere, dem Martin-Luther-King-Gedenktag. Ein Zufall, den Morgan für sich zu nutzen wusste: Winfrey die mächtigste Frau Amerikas, Obama der mächtigste Mann - wenn der schwarze Bürgerrechtler King das erlebt hätte! Und so wurden Winfreys Augen doch noch etwas feucht. Und sie verkündete nach der Show, dass Morgan ihr eins der härtesten Interviews der vergangenen 20 Jahre abverlangt hätte.

All das ist gefällig anzuschauen, aber nicht überraschend. CNN hat in den vergangenen Jahren ein Drittel seiner Zuschauer in den USA an die politisch klar positionierten Sender MSNBC und Fox News verloren, Larry King steckte nach 25 Jahren im Quotentief. CNN und Morgan stehen unter Erfolgsdruck. Massive PR brachten Morgan in den USA zum Auftakt mehr als zwei Millionen Zuschauer.

Die Gästeliste für seine erste Woche ist ebenfalls vielversprechend: Howard Stern, Condoleezza Rice, Ricky Gervais und George Clooney. Viel Prominenz, die "Supertalent"-Zuschauer anziehen wird. Aber wenig Politgrößen für einen Nachrichtensender. Einmal pro Woche soll ein Politiker bei Morgan Platz nehmen, heißt es. Um den meinungsmachenden US-Sendern künftig Schneid und Quote abzukaufen, sollte Morgan bald seine Bissigkeit wiederfinden. Tränen allein werden da nicht reichen.

"Piers Morgan Tonight", CNN, montags bis freitags 21 Uhr

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