Luftverschmutzung in Mumbai: Feinstaub trübt das Lichterfest

Vier Tage lang dauern die Feierlichkeiten zu Diwali, dem hinduistischen Neujahrsfest. In der Zeit wird viel geböllert, was für Lärm und Dreck sorgt.

Personen feiern mit Feuerwerk.

Böllern und Glitzern, bis zur Smog-Warnstufe Rot: Dwali-Feierlickeiten in Mumbai Foto: Francis Macarenhas/reuters

MUMBAI taz | Mumbai liegt unter einem grauen Schleier, Wolkenkratzer verschwinden im Dunst. Ein Bild, das in den kühleren Monaten in der westindischen Millionenstadt wieder alltäglicher wird. Denn zum hinduistischen Neujahrsfest Diwali wurden reichlich Böller gezündet – trotz der ohnehin schon hohen Feinstaubbelastung im November. Kurz vor dem Fest war die Luft zwar ein wenig besser, doch dann kletterte der Luftqualitätsindex AQI von 119 auf noch ungesündere 150. Die Warnstufe Rot leuchtete auf den AQI-Apps auf.

So manche Be­woh­ne­r:in­nen Mumbais verstimmte das. Sind doch diese Tage dem Triumph des Guten über das Böse gewidmet, ein Tag im Besonderen der Göttin Lakshmi, die für Glück und Wohlstand steht. Warum sollte man die Luft also freiwillig verpesten, wenn es so viel zu feiern gibt?

Das dachte auch Sunita, eine Mumbaier Schneiderin, als auf dem Platz vor ihrem Haus unzählige Feuer­werkskörper gezündet wurden. Tagelang. Lärm und Qualm belasteten sie, ihre Kinder begannen zu husten. „Ich bin mit Diwali als buntem Lichterfest aufgewachsen, jetzt wird es immer mehr zu einem Feuer­werksfest“, bedauert sie.

Doch sich laut zu beschweren würde nicht helfen, meint Sunita. Sie versucht, sich die Feiertage mit traditionellen Süßigkeiten zu verschönern. Und hofft, dass sich niemand in der Nachbarschaft verletzt.

Bauarbeiten werden gestoppt, Böllerzeiten festgelegt

Bereits vor dem Fest wurden in Mumbai die Bauarbeiten an Wohnungen und der neuen U-Bahn gestoppt. Zu staubig war es in der Westküstenstadt. Tanker sprühen derzeit zweimal täglich Wasser gegen den Staub auf die Straßen, die Wirksamkeit ist umstritten. Zuletzt wurden die Zeiten für Feuerwerk und Böller eingeschränkt: „Gemäß des Obersten Gerichtshofs dürfen Feuerwerkskörper während Diwali zwischen 20 und 22 Uhr gezündet werden“, verkündete das Ordnungsamt.

Daran hielten sich jedoch lange nicht alle. In der Zeitung stand, dass mehr als 800 Personen festgenommen wurden, da sie außerhalb der erlaubten Zeit geböllert hatten.

Der Versicherungsangestellte Akash Rathore findet das übertrieben. Feuerwerk gehöre einfach dazu, und gezündet werde nicht nur zu Diwali. „Wir werden uns das bewahren“, sagt der 45-Jährige am letzten Festtag. Diwali sei nur wenige Tage im Jahr, das sollte man die Menschen doch gebührend feiern lassen.

Böllern verschmutzt die Luft und macht Arme ärmer

Doch nicht alle teilen seine Leidenschaft. Sunil Gupta, ein 60-jähriger Autorikschafahrer, kann die Beliebtheit der Feuerwerkskörper nicht verstehen. Früher war das ein Hobby der Reichen, erinnert sich Gupta. Dass Arbeiter und kleine Leute heute ihr Geld für Böller ausgeben, darüber schüttelt er nur den Kopf. „Diese Leute werden noch krank davon, aber ihre Unvernunft werden sie wohl nicht aufgeben.“

Er vermisse Mumbais frische Luft. „Früher gab es hier kaum Luftverschmutzung“, so Gupta. Doch die wachsende Motorisierung und die vielen Baustellen hätten das geändert. „Und dann kam noch das Feuerwerk hinzu.“

Hausfrau Lata, die in einem ­Mumbaier Vorort lebt, erzählt, dass sie während der Diwali-Feierlichkeiten schlecht geschlafen habe. Es sei ihr zu laut gewesen in der Nacht, trotz der Zurückhaltung ihrer Familie und Nach­ba­r:in­nen. „Meine kleine Enkeltochter hat sich vor den Geräuschen draußen erschreckt“, sagt sie. In diesem Jahr verzichtet ihre Familie aufgrund eines Todesfalls auf große Feier­lichkeiten. Dennoch schien es Lata, als sei der Lärm dieses Mal ganz besonders intensiv gewesen.

Sonst schmückte sie das Haus gern mit Lichtern, hängte bunte Laternen auf und malte geometrische Rangoli-Muster aus Sand vor ihrer Haustür. Dieses Jahr ist das anders. Aber sie weiß, dass mit Diwali nun eine Reihe hinduistischer Feste zu Ende geht. Zwar wird in Mumbai auch Silvester gefeiert, aber das ist gesellschaftlich weniger relevant – und sollte daher ruhiger ablaufen, hofft sie. Und auch die Prognosen der Feinstaub-App versprechen: Die Luft wird bald besser.

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Natalie Mayroth schreibt seit 2015 für die taz. Seit 2017 berichtet sie aus Indien und Südasien. Sie kam damals mit einem JournalistInnen-Stipendium nach Indien. In München absolvierte sie 2014 ihren Magister in Europäischer Ethnologie, Soziologie und Iranistik. Natalie Mayroth ist deutsch-iranischer Herkunft.

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