Madlen Schenk rappt über Pflegenotstand: Wütend auf die Impfpflicht

Die Krankenpflegerin Madlen Schenk will Sprachrohr für Pflegekräfte sein. Allerdings rappt sie auch von "Impfzwang" und "Maskenscheiß".

Auf einer Demo halten Menschen ein Transparent mit der Aufschrift "Klatschen reicht nicht" hoch

Pfle­ge­r*in­nen kämpfen seit Jahren um mehr Anerkennung Foto: Georgios Kefalas/dpa

OSNABRÜCK taz | Wenn Madlen Schenk über die Welt der Pflege spricht, wird es hart. Dann fallen Worte wie: „widerliche Scheiße“. Es geht um Profitmaximierung und Personaleinsparung, Überlastung und Unterbezahlung. Schenk weiß, wovon sie redet; sie arbeitet als Gesundheits- und Krankenpflegerin in einem Pflegeheim im niedersächsischen Bad Nenndorf.

Um zu verarbeiten, dass Pflegekräfte oft von Stress zerfressen und von Burn-out bedroht sind, unter mangelnder Anerkennung leiden, schreibt sie Songs wie „Pflege schreit“ und „Am Limit“. Die stellt sie online, Videos inklusive. Auf Youtube sind sie zu finden, auf Streamingdiensten wie Deezer.

Schenk rappt auf Deutsch, montiert Mitschnitte der Frustration von Kolleginnen in ihre Tracks, Originaltöne voller Enttäuschung und Wut. In ihren Videos zeigt sie sich selbst. Fahle Kacheln kommen darin vor, Red Flares als symbolhaftes Notsignal. Auch ihr Arbeitsplatz ist schon zum Set geworden. „Mein Arbeitgeber findet gut, dass ich das auf diese Weise mache!“, sagt die 37-Jährige der taz.

Eine Handvoll Songs ist bisher entstanden, der erste erschien Ende 2021. Live performt hat Schenk sie noch nicht. Aber sie professionalisiert sich. Die Songs entstehen in einem Studio in Hannover, und dass beim Filmen nur Verwandte helfen, gehört der Vergangenheit an.

Die Impfung nennt sie „Gift“

Seit ihrer Jugend hört Schenk HipHop. Da lag es nahe, es selbst zu probieren. „Außerdem kann ich nicht singen“, sagt sie. „Aber ich kann gut mit Worten jonglieren.“ Schenk sieht ihre Songs auch als Selbsttherapie. „Das ist befreiend“, sagt sie. „Ein Ventil!“ Aber sie zielt auf mehr: Wenn sie sich inszeniert, versteht sie sich als „Sprachrohr der Pflege“. „Für alle“ erhebe sie ihre Hände, rappt sie.

Es gelte, „ein Zeichen zu setzen“. Schenk persönlich hat es weit besser getroffen als viele ihrer BranchenkollegInnen: Den Teamzusammenhalt in Bad Nenndorf bezeichnet sie als „Familie“. Auch das Wort „harmonisch“ fällt.

Schenks Videos sind ein verständlicher Schrei nach Besserung. Aber es gibt eine Irritation: Schenk, selbst gegen Covid-19 geimpft, kritisiert, massiv und wiederholt, die Corona-Impfpflicht für Pflegebe­schäftigte, die angeblich „so vielen Angst einjagt“, der man sich „beugen“ müsse. Von „Maskenscheiß“ ist die Rede. In einem ihrer Songs nennt sie die Impfung ein „Gift“, und als Youtube das Video sperrt, überdeckt sie dort das Wort zwar durch einen Beep, das „die Welt ist krank, weil da ganz oben nur Gestörte sitzen“ belässt sie jedoch.

Zudem ist das „Gift“ außerhalb von Youtube weiterhin zu hören. Auch die Medien werden gescholten wegen angeblich mangelnder, falscher Berichterstattung. Ein „Wendepunkt in dieser schweren Zeit“ wird prophezeit, wie immer der aussehen soll.

Nähe zu Querdenken weist sie zurück

Das alles klingt sehr nach einer Nähe zur nach rechts offenen Querdenker-Bewegung. Aber die weist Schenk, „privat eher ein ruhiger Mensch, nicht stark politisiert“, zurück. „Es war mir nicht bewusst, dass das so gelesen werden kann“, sagt sie. Es sei schade, „darauf so reduziert zu werden“. Immerhin, ihre nächsten Songs werden das Impfen nicht mehr thematisieren: „Damit bin ich durch.“ Aber was in der Welt ist, ist in der Welt.

Abzuwarten ist, wie laut Schenk als Sprachrohr wird. Millionen Beschäftigte gibt es in der Pflege. Schenks Songs haben solche Klickzahlen noch nicht.

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