Manipulierte Fotos: Fukushima made by Photoshop

Der Atomkonzern Tepco hat Bilder von Reaktor vier manipuliert. Eine Internetredaktion entdeckte den retuschierten Reaktorzugang.

Ein ordentlicher Grafiker hätte das aber besser hinbekommen. Bild: Tepco

BERLIN taz | Ein offensichtlich manipuliertes Foto der Aufräumarbeiten am havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima Daichi sorgt für Unruhe im Internet. Das Bild steht auf der Homepage des AKW-Betreibers Tepco und zeigt eine Szene bei den Bauarbeiten am Reaktor vier.

Deutlich ist zu sehen, dass das Foto an einer Stelle nachträglich bearbeitet worden ist. Am späten Dienstagnachmittag lässt der japanische Atomkonzern den brisanten Teil des Bildes ganz verschwinden.

Die Bilder auf der Tepco-Homepage zeigen Ausschnitte aus den Aufräum- und Abrissarbeiten, die auf dem Gelände von Fukushima Daichi stattfinden. Langfristig sollen alle vier Reaktoren abgebaut und entsorgt werden. An der Westseite des Reaktorgebäudes, die vom Meer abgewandt liegt, befand sich früher ein Zugang zum Reaktorraum.

Dieser Tunnel aus Beton wurde in den letzten Monaten abgerissen. Seine Öffnung in den Reaktorraum ist nun durch eine grobe Nachbearbeitung unkenntlich gemacht worden. Ob das Foto neben einem Schutthaufen Arbeiter oder Maschinen oder etwas anderes zeigt, ist nicht erkennbar.

Der offensichtlich retuschierte Part. Bild: Tepco

Die Manipulation des Bildes wurde von der englischsprachigen, aufgrund der Atomkatastrophe in Japan gegründeten Internetredaktion enenews entdeckt und ins Netz gestellt. In den Kommentaren wird Tepco ob der offensichtlich schlampigen Manipulation des Bildes mit Spott überschüttet: „Können die denn gar nichts richtig machen?“ In den Kommentaren finden sich zahlreiche Verweise auf frühere Abrissphasen.

Das neue, von Tepco beschnittene Bild auf der Homepage. Bild: Tepco

Am späten Dienstagnachmittag (MEZ) wurde dem japanischen Atomkonzern die schlampige Bildbearbeitung anscheinend unangenehm: Das Foto wurde aber nicht etwa gelöscht, sondern die empfindliche Stelle einfach weggeschnitten. Die absurde Erklärung zur Entstehungsgeschichte des Bildes lieferte Tempo gleich mit: „We had fabricated a part of the photo in terms of physical protection. We replaced the photo of which the fabrication may be taken inappropriate.“

Damit räumt man zumindest die mehr als peinliche Manipulation ein, bleibt aber schlichtweg unverständlich oder bestenfalls vage in der Definition. Die elementare Frage was (Menschen, der Reaktor, gar Tepco selbst) geschützt werden muss, – vor allem aber warum – bleibt unbeantwortet.

Der Reaktor vier, an dem das Foto entstand, war zum Zeitpunkt des Unfalls nicht in Betrieb, sondern für Wartungsarbeiten stillgelegt. Er geriet deshalb nach Erdbeben und Tsunami am 11. März 2011 auch nicht außer Kontrolle. Allerdings befanden sich im Obergeschoss hochradiaoktive Brennstäbe, die bei einem Einsturz des Gebäudes die Anlage hochgradig verstrahlt hätten.

Update: Tepco änderte die Begründung der Manipulation des Fotos in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (MEZ) erneut. Nun erkärt der Atomkonzern: „We replaced the photo for physical protection of nuclear materials.“ Aufgrund dieser selbst im Englischen unklaren Erklärung, bleibt die Frage, was Tepco eigentlich sagen möchte, nach wie vor unbeantwortet. Man habe also das Bild ersetzt, um radioaktives Material zu schützen? Oder vor radioaktivem Material?

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