Nachfolge von Innenminister Pistorius: Niedersachsen sucht neuen Sheriff

Über die Nachfolge von Boris Pistorius als Innenminister wird viel spekuliert. Doch der Ministerpräsident lässt sich Zeit.

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Innenminister Boris Pistorius (SPD) stehen vor einer Reihe von Mikrofonen im Foyer des niedersächsischen Landtages und verkünden den Wechsel von Pistorius ins Bundesverteidigungsministerium.

Theoretisch könnte ein neuer niedersächsischer Innenminister schon nächste Woche vereidigt werden Foto: Moritz Frankenberg/dpa

HANNOVER taz | Für einen winzigen Moment sah es so aus, als könnte es eine Sheriffa werden. Niedersachsens Sozialministerin Daniela Behrens darf jedenfalls für mindestens eine Woche das Innenministeramt vom ins Verteidigungsministerium in Berlin entschwebten Boris Pistorius übernehmen.

Das gab gleich mal Anlass für Spekulationen: Könnte die das nicht? Die ist doch krisenerprobt und durchsetzungsfähig? Und so ein vakantes Sozialministerium kriegt man ja vielleicht besser los?

Als größte aktuelle Herausforderung in diesem Amt gilt immerhin die Flüchtlingsunterbringung und die Auseinandersetzung mit den Kommunen darüber – darin hat die Sozial- und Gesundheitsministerin doch Erfahrung. Nee, winken Insider ab. Das sei nur die übliche Vertretungsregelung, heißt es aus der Staatskanzlei. Schade aber auch.

Ansonsten wird nur ein weiterer Frauenname ventiliert: Siemtje Möller. Die 39-jährige Ostfriesin ist derzeit parlamentarische Staatssekretärin im Verteidigungsministerium und wurde auch schon als potenzielle Lambrecht-Nachfolgerin gehandelt, galt dann aber als nicht führungserfahren genug – was nun auch hier gegen sie spräche.

Zwei heiß gehandelte Kandidaten haben schon abgewunken

Es läuft offenbar eher auf jemanden aus dem Weil’schen Old-Boys-Network hinaus, wobei der sich natürlich nicht in die Karten gucken lässt. Man suche bundesweit und nicht nur nach einem Lückenfüller, heißt es.

Zwei heiß gehandelte Kandidaten haben schon abgewunken: Grant Hendrik Tonne will lieber Fraktionsgeschäftsführer bleiben, Thorsten Kornblum Oberbürgermeister von Braunschweig.

Also werfen die versammelten Politbeobachter auf gut Glück weiter Namen in den Raum, als würden sie mit verbundenen Augen Dart spielen – vielleicht trifft man ja ins Schwarze.

Gehandelt werden vor allem Kandidaten, die entweder stabile kommunalpolitische Führungserfahrung mitbringen wie Frieslands langjähriger Landrat Sven Ambrosy oder schon mal bedeutsame Positionen in Innenministerien eingenommen haben wie der aktuelle Staatssekretär Stephan Manke, der Manager der 2015-er-Flüchtlingsunterbringung, Alexander Götz, oder der parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Johann Saathoff.

Vielleicht muss aber auch jemand aus der Fraktion ran: Der ehrgeizige Innenpolitiker Sebastian Zinke etwa – immerhin Polizist und Jurist– oder der parlamentarische Geschäftsführer Wiard Siebels.

Vorsicht ist geboten

Eine gewisse Vorsicht ist bei dem Spiel allerdings geboten: Auf Bundesebene hatte man Pistorius ja auch nicht wirklich auf dem Zettel. Wenn es für Weil rund läuft und einer seiner Wunschkandidaten zusagt, könnte der schon am Mittwoch im Landtag vereidigt werden. Bis Redaktionsschluss war allerdings nicht bekannt, wer das sein könnte.

Wenn sich die Suche noch länger hinzieht, könnte man das Weil allerdings auch als Schwäche auslegen. Dann sähe er nämlich schlecht vorbereitet aus, denn mit einem Abgang von Pistorius Richtung Berlin war ja eigentlich schon länger gerechnet worden – nur eben ins Innen- statt ins Verteidigungsministerium.

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Niedersachsen-Korrespondentin der taz in Hannover seit 2020

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