Neue Sportarena bei Washington, D.C.: Umstrittener Bauplan von Milliardär

Gegen den Bau einer riesigen Sportstätte außerhalb der US-Hauptstadt Washington gibt es scharfen Protest. Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich.

Ein Basketballspieler versucht einen Basketball in den Korb zu werfen.

Mit Zug zum Korb: Für Washington wäre der Verlust der Wizards ein herber Rückschlag Foto: Sam Navarro/reuters

Geht es nach US-Milliardär Ted Leonsis, dann werden die Washington Capitals und die Washington Wizards die US-Hauptstadt bald verlassen. Denn der Eigner der nordamerikanischen Profisportmannschaften aus der Eishockey-Liga NHL und Basketball-Liga NBA will in einem Vorort Washingtons bis 2028 ein neues Arena-Projekt realisieren – und dieser Vorort, Alexandria, liegt im US-Bundesstaat Virginia. Doch seit der Ankündigung des 2-Milliarden-Projekts im Dezember gibt es sowohl in Washington als auch in Alexandria heftigen Widerstand dagegen.

„Stoppt die Arena, lasst die Menschen entscheiden“, oder auch „Keine Steuergelder für Milliardäre“ – solche und ähnliche Slogans konnte man auf selbst gebastelten Plakaten bei einer Protestdemonstration der Arena-Gegner am Donnerstag in Alexandria lesen.

„Wir wollen Virginias Landtag davon überzeugen, die finanziellen Mittel für diese Sportarena nicht zu genehmigen“, sagte Andrew MacDonald, langjähriger Einwohner und ehemaliger zweiter Bürgermeister von Alexandria. MacDonald ist Teil des Bündnisses „Stop The Arena“, das in den vergangenen Wochen mehrere virtuelle Bürgerversammlungen und Proteste gegen das Projekt auf die Beine gestellt hatte. „Wir stehen für Tausende von Menschen in Alexandria, die dieses Projekt ablehnen“, sagte er.

Verkehrschaos und Umweltprobleme

Die Einwohner Alexandrias befürchten vor allem das erhöhte Verkehrsaufkommen, das die neue Arena mit sich brächte. Kritisch sieht man auch auf die Finanzierung, die öffentliche Anleihen beinhalten soll, sowie mögliche Umweltfolgen.

In Washington hingegen führen die Gegner des Arena-Projekts vor allem wirtschaftliche Gründe an. Politiker und Einwohner in der US-Hauptstadt wollen die beiden großen Profi-Sport-Teams und die damit verbundenen Geldeinnahmen nicht verlieren.

Die jetzige Arena, die 1997 eröffnet wurde, hatte zu Verbesserungen im angrenzenden Stadtteil, Washingtons Chinatown, geführt. Doch seit der Pandemie haben viele Geschäfte Chinatown verlassen, Obdachlosigkeit und Kriminalität haben zugenommen. Diese Negativ-Spirale sollte gestoppt werden. Für Washington wäre der Verlust der Capitals und der Wizards daher ein herber Rückschlag.

Kapitalistische Privatinteressen

Doch Team-Besitzer Leonsis begründete seine Entscheidung für den Arena-Neubau in Virginia damit, dass er auf dem dortigen Baugrundstück Platz für die Verwirklichung seiner ambitionierten Pläne habe. Neben einer neuen Multifunktionsarena mit 20.000 Sitzplätzen will er einen großen Sport- und Unterhaltungskomplex mit Trainingshallen für die Wizards, einem Kulturzentrum, Fernsehstudio, Hotels, einem Konferenzzentrum sowie Wohnungen und Geschäften bauen.

Virginia wird durch das Projekt zur „neuen Heimat von zwei Profisportmannschaften, einem Unternehmenssitz und mehr als 30.000 neuen Arbeitsplätzen“, erklärte der republikanische Gouverneur Glenn Youngkin, der das Projekt unterstützt.

Der aktuelle Finanzierungsplan für das Projekt sieht vor, dass Leonsis und seine Firma Monumental Sports & Entertainment 403 Millionen Dollar investieren. Die Stadt Alexandria steuert 106 Millionen Dollar bei und die restlichen knapp 1,5 Milliarden sollen durch Staatsanleihen aufgebracht werden.

Die Gegner des Projekts in Virginia wollen Letzteres verhindern. Sie hoffen, mit ihren Protesten die Landtagsabgeordneten in Richmond davon zu überzeugen, gegen die Ausgabe von Staatsanleihen zu stimmen. „Ich hasse es, Milliardäre zu subventionieren“, sagte Demons­trantin Moira Salcedo während der jüngsten Proteste.

Die Befürworter des Projekts propagieren hingegen das wirtschaftliche Potenzial für die Region und den ganzen Bundesstaat. Ob das Projekt Realität wird, liegt nun in den Händen der Abgeordneten von Richmond. Mit einer Entscheidung wird noch in diesem Februar gerechnet.

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