Probleme mit Rhein und Spree: Hitze trocknet Flüsse aus

Beim Rhein gibt es teils negative Pegelstände, im Spreewald werden kleine Gewässer für die Hauptspree geopfert. Das hat auch mit der Klimakrise zu tun.

Ein Binnenschiff fährt an freiliegenden Felsen und Sandbänken auf einem Fluss

Historische Tiefstände am Rhein stellen teilweise auch die Schifffahrt vor Probleme Foto: Boris Roessler/dpa

BERLIN taz | Das Ablesen von Pegelständen am Rhein ist dieser Tage eine Zitterpartie: Der Fluss, der normalerweise zu den verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt gehört, wird durch das heiße Wetter bei fehlenden Niederschlägen immer flacher.

Besonders ernst ist die Lage im Norden kurz vor der niederländischen Grenze. Für den Pegel Emmerich wurde am Dienstagmorgen sogar ein negativer Stand ermittelt, nämlich von minus einem Zentimeter. Das ist ein Rekordtiefstand. Auch andere Rhein-Pegel liegen niedrig, in Duisburg-Ruhrort nur einen und in Köln zwei Zentimeter über oder zwei Zentimeter über ihren historischen Tiefstniveaus.

Ein Pegel markiert nicht den tiefsten Punkt des Gewässers – sonst wäre ein negativer Stand ja auch nicht möglich. Dass der Pegel niedrig liegt, heißt also auch nicht sofort, dass gar kein Schiffsverkehr mehr möglich ist. Mit voller Ladung können viele Frachtschiffe aber zurzeit nicht auf dem Rhein verkehren. Dafür ist es zu flach.

Auch im Osten Deutschlands leiden Gewässer unter der Trockenheit. Brandenburgs Umweltministerium reagierte mit einer drastischen Maßnahme auf den Wassermangel der Spree: Am Montag ließ es zahlreiche Schleusen im Spreewald schließen, um das Wasser in der Hauptspree zu konzentrieren.

Eine Folge der Hitze – und des Klimawandels

Für die kleineren Gewässer kann das weitreichende Folgen haben. Das Landesamt für Umwelt bat Anrainer:innen, trockenfallende Stellen zu melden, damit Notabfischungen und Muschelbergungen organisiert werden können. Dort sind weniger große Frachtschiffe als vielmehr kleine Kähne betroffen: Der Spreewald ist ein beliebter Naherholungsort sowie ein touristisches Ziel.

Auch beim Deutschen Wetterdienst warnt man vor den wirtschaftlichen Folgen des Wetters. „Die Böden zeigen in weiten Teilen Deutschlands eine extreme Trockenheit, die nicht nur der Landwirtschaft große Probleme bereitet“, sagt Udo Busch, der die Abteilung Agrarmeteorologie bei der Behörde leitet.

„Auch Verkehrsträger wie die Schifffahrt sind aufgrund von Niedrigwasser betroffen.“ Zudem müssten Wälder eventuell ein viertes Trockenjahr innerhalb von fünf Jahren überstehen. „Die Folgen können wir heute noch gar nicht abschätzen“, so Busch.

Dass es so trocken ist, hat auch mit dem Klimawandel zu tun. Dabei führt der in Deutschland nach bisherigem Forschungsstand eigentlich nicht zu deutlich weniger Niederschlägen, anders als zum Beispiel im Mittelmeerraum. Aber er macht eben Hitzewellen häufiger und intensiver – und wo es heißer ist, verdunstet mehr Wasser.

„Zentral- und Westeuropa sind Weltregionen, die mit zunehmender globaler Erwärmung vermehrt von Bodenwasser- und Grundwassertrockenheit betroffen sein werden“, sagt die Klimaforscherin Sonia Seneviratne von der ETH Zürich. „Dieses erhöhte Dürrerisiko ist vor allem auf die zunehmende Verdunstung über Pflanzen und Böden zurückzuführen, die mit steigenden Temperaturen zunimmt.“

Seneviratne war eine der koordinierenden Leit­au­to­r:in­nen beim letzten Teilbericht des Weltklimarats IPCC zu den physikalischen Grundlagen des Klimawandels, der im vergangenen Jahr erschienen ist. Der habe gezeigt, dass die Regionen schon jetzt „eine zunehmende Austrocknung“ aufwiesen, erklärt die Schweizer Wissenschaftlerin, „und dass sich diese Tendenz mit zunehmender Erwärmung verstärken wird“.

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