Proteste in Peru: Machu Picchu gesperrt und evakuiert

Wegen der Proteste gegen Präsidentin Boluarte wird die Inka-Ruinenstadt Machu Picchu geschlossen. In Lima räumt die Polizei eine besetzte Universität.

Blick auf Machu Picchu

Das Weltkulturerbe Machu Picchu muss wegen der Proteste in Peru schließen Foto: Isabelle Schmidt/dpa

LIMA afp | In Peru wirken sich die anhaltenden Proteste gegen Präsidentin Dina Boluarte mehr und mehr auf den für das Land wichtigen Tourismus aus. Am Samstag wurden wegen unterbrochener Eisenbahnverbindungen nach Angaben des Tourismusministeriums „418 einheimische und ausländische Touristen“ aus der Gegend der zuvor geschlossenen Inka-Ruinenstadt Machu Picchu evakuiert. Im südperuanischen Ilave starb bei Konfrontationen mit Sicherheitskräften ein weiterer Demonstrant, in der Hauptstadt Lima räumte die Polizei eine von Regierungsgegnern besetzte Universität.

Die etwa 400 im Gebiet von Machu Picchu gestrandeten Touristen seien per Zug in die Stadt Cusco gebracht worden, teilte das Tourismusministerium am Samstag im Onlinedienst Twitter mit. Es fügte seiner Mitteilung Fotos von einem Zug und Passagieren hinzu.

Die bei Reisenden aus aller Welt beliebte Weltkulturerbestätte Machu Picchu war zuvor am Samstag nach Angaben des peruanischen Kulturministeriums „wegen der sozialen Lage und zum Schutz der Unversehrtheit der Besucher“ geschlossen worden. Mindestens 400 Menschen, darunter 300 Ausländer, waren demnach wegen Schäden am Gleisnetz im Ort Aguas Calientes am Fuße des Bergs mit der Inka-Stätte gestrandet.

Im Zuge der Proteste war der Zugang zu Machu Picchu bereits wiederholt eingeschränkt worden. Schon Mitte Dezember haben hunderte ausländische Touristen rund um Machu Picchu festgesessen.

Das Auswärtige Amt in Berlin rät von nicht notwendigen Reisen nach Peru ab. Insbesondere von Reisen in die besonders von den Protesten betroffenen Regionen Cusco, Arequipa, Puno, Puerto Maldonado und Apurímac werde „derzeit dringend abgeraten“, heißt es in den Reise- und Sicherheitshinweisen zu Peru.

Der Tourismus ist für die peruanische Wirtschaft von erheblicher Bedeutung: Er macht zwischen 3 und 4 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes aus, Menschen aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten sind im Fremdenverkehr tätig.

In der nahe dem Titicacasee gelegenen Stadt Ilave starb nach Behördenangaben vom Samstag ein weiterer Demonstrant. In Onlinenetzwerken verbreiteten sich schnell Aufnahmen, die Polizisten auf dem zentralen Platz von Ilave dabei zeigen sollen, wie sie direkt auf eine Menger demonstrierender Indigener schießen. Lokalmedien zufolge setzten die Protestierenden daraufhin ein Polizeirevier in Brand. Zehn Menschen wurden nach Angaben des örtlichen Krankenhauses bei den Auseinandersetzungen verletzt.

Im Zentrum der Hauptstadt Lima demonstrierten am Samstagabend hunderte Menschen gegen Präsidentin Boluarte. Sicherheitskräfte durchbrachen mit einem Panzerfahrzeug das Tor der Universität San Marcos, um dort schlafende Demonstranten zu vertreiben. Zahlreiche Polizisten durchsuchten die Protestierenden und zwangen einige von ihnen, sich auf den Boden zu legen, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten.

Innenminister Vicente Romero sagte im Fernsehsender Canal N, die Polizei habe eingegriffen, nachdem die Universitätsbehörden durch einen Teil der Hausbesetzer begangene Straftaten festgestellt hätten. Um welche Straftaten es sich dabei handeln soll, sagte er nicht. Insgesamt habe es rund 200 Festnahmen gegeben, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Peru wird seit der Amtsenthebung und Verhaftung des linksgerichteten Präsidenten Pedro Castillo am 7. Dezember von Unruhen erschüttert. Die Demonstranten fordern den Rücktritt seiner Nachfolgerin Boluarte und die Auflösung des Parlaments, um unverzüglich Neuwahlen abzuhalten. Bei der Protestwelle starben fast 50 Menschen. Für fast ein Drittel des Andenlandes wurde mittlerweile der Notstand ausgerufen.

Die Europäische Union verurteilte den „unverhältnismäßigen“ Einsatz von Gewalt durch die peruanische Polizei. Sie rief in einer Erklärung die Regierung in Lima auf, einen „inklusiven Dialog unter Beteiligung der Zivilgesellschaft und der betroffenen Bevölkerungsgruppen zu gewährleisten“.

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