Regionalliga Nord: Ein Regenbogen in der Kurve

Fans des Bremer SV wollen beim Heimspiel gegen Atlas Delmenhorst ein Zeichen gegen Queerfeindlichkeit setzen. Die Atlas-Fans gelten als rechts.

Fans halten im Stadion von Werder Bremen ein lila Transparent mit der Aufschrift "Fußballfans gegen Homophobie" hoch.

Mit Banner gegen Queerfeindlichkeit: Hier bei Werder Bremen Foto: Malte Schrader/dpa

HAMBURG taz | Es soll eine Regenbogenparty werden: Die Fanszene des Bremer Sportvereins (BSV) will ein Spiel in der Regionalliga Nord gegen den SV Atlas Delmenhorst (SVA) am Sonntag nutzen, um sich gegen Queerfeindlichkeit zu positionieren. Teilen der gegnerischen Delmenhorster Fanszene wird vorgeworfen, queerfeindlich zu sein. Warnungen davor gehen derzeit in queeren Gruppen auf Telegram herum.

Den Ruf, rechts zu sein, haben einige Fans des SVA, darunter vor allem die Gruppe „Block H“ schon seit den 90er Jahren. Der Blog fussballbericht.de schrieb 2019 über SVA-Fans, dass diese in Kleidung der in der rechten Szene beliebten Marken „Brachial“ und „Yakuza“ auftraten. Zudem soll in der Halbzeitpause der Song „Terpentin“ der in rechten Kreisen populären Band Böhse Onkelz gespielt worden sein.

Zu dem Thema gab es 2017 sogar eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Kampf um die Kurve“ in Delmenhorst. Jan Krieger, ein Mitarbeiter der mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus, berichtete dort laut Delmenhorster Kreisblatt davon, dass bei Spielen des SVA Rechtsextreme aus Bremen aufgetaucht seien.

Auch der Bremer SV hat eine für einen so kleinen Verein sehr aktive Fanszene – allerdings am anderen Ende des politischen Spektrums. Mit Fahnen, Luftballons und einer Regenbogen-Choreografie wollen sie am kommenden Sonntag ein Zeichen „gegen Misogynie, Trans-, Inter- und Homophobie“ setzen. Außerdem wollen sie in der Halbzeitpause jeweils 600 Euro gesammelte Spenden an das Bremer „Rat und Tat – Zentrum für queeres Leben“ und das Jugendturnier „Girls Cup 2023“ des Sportvereins ATS Buntentor übergeben.

Polizei spricht von Risikospiel

„Wir freuen uns wahnsinnig, dass die Fans des BSV dieses Zeichen setzen, und nicht nur Geld spenden, sondern auch eine Choreografie geplant haben“, sagt Christian Linker, der Geschäftsführer des Rat-und-Tat-Zentrums. Er betont dies auch vor dem Hintergrund, dass es in Bremen zuletzt viel queerfeindliche Gewalt gegeben hat. So hatten unter anderem mehrere Kinder im September eine trans* Frau in der Straßenbahn angegriffen.

Das Spiel gegen den Delmenhorster Verein haben die Fans für ihre Aktion nicht zufällig gewählt: „Teile der Fanszene von Atlas und auch der Verein selbst geben seit Jahren ein trauriges Bild ab“, schreiben die BSV-Fans in ihrem Telegram-Kanal „Die blaue Lagune“.

Der Norddeutsche Fußballverband geht davon aus, dass es bei dem Spiel gefährlich werden könnte: „Die bisherige Erkenntnislage gibt uns Anlass dazu, das Spiel als Risikospiel einzuordnen“, sagt der Koordinator für die Regionalliga Nord, Jürgen Gohr. Die Bremer Polizei gibt an, das Spiel „lageangepasst“ begleiten zu wollen und möchte aus taktischen Gründen keine weiteren Angaben machen.

Stefan Keller, Vorstand von Atlas Delmenhorst, schätzt die SVA-Fans nicht als gefährlich ein. Den Verein bezeichnet er als „unpolitisch und überparteilich“. Die erste Mannschaft bestehe aus Spielern, die aus allen Teilen der Welt kämen. Auch die Regenbogen-Aktion der BSV-Fans findet er „grundsätzlich richtig“. Der SVA sei „gegen jede Form von Diskriminierung“.

Der SVA bezeichnet die Gruppe „Block H“ als „fußballeigen“

Die Gruppe „Block H“ bezeichnet Keller in ihrer Unterstützung als „sehr fußballeigen“. Aber das sei sicherlich auch „ein Stückchen Fußball“. Gäbe es etwa abwertende Gesänge, dann würde man dazu mit den Fans in den Dialog gehen. Sollte sich auch nach Gesprächen nichts ändern, „würden wir dagegen vorgehen, auch bis hin zum Stadionverbot“, sagt Keller. Nötig sei das in der Vergangenheit aber nicht gewesen: „Wir haben in den letzten Jahren keine Kenntnis davon, dass es queerfeindliche oder rechte Fans gab.“

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