Regionalligist will keine Rasenheizung: Grüner Fußball statt grüner Rasen

In Deutschland gibt es viele Stadien mit Rasenheizung. Stromverschwendung! Regionalligist SV Babelsberg 03 fordert die Abschaltung von Rasenheizungen.

Fans vom SV Babelsberg 03 schwingen Fahnen hinter einem Banner mit dem Schriftzug "Cant smile without you" und lassen gelbe Ballons steigen - bei einem Spiel der Babelsberger gegen RB Leipzig aufgenommen

Sehr grüner Rasen mit Fankulisse im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion des SV Babelsberg 03 Foto: picture alliance/dpa/Andreas Gora

Na, schon die Heizung angemacht? Diese Frage hört man in diesem Herbst häufig. Viele Menschen scheuen selbst bei kalten Temperaturen, ihre Wohnung zu heizen. Kälter und kürzer duschen, Raumtemperatur senken, Licht aus: Die Politik nimmt die Privathaushalte in die Pflicht, in der Energiekrise sparsam zu sein – was die meisten angesichts der unaufhaltsam steigenden Preise ohnehin müssen. Auch so manches Schwimmbad wird wegen der Energiekrise geschlossen oder beheizt seine Becken nicht mehr.

Doch was in Sachen Energie sparen für Privathaushalte und Schwimmbäder gilt, gilt nicht für der Deutschen liebstes Hobby: Im Fußball wird weiter fleißig die Rasenheizung angeschmissen, Flutlichter auch bei strahlendem Sonnenschein angeschaltet und Spielfelder künstlich bestrahlt, damit das Gras schön grün bleibt.

Wenn es um Nachhaltigkeit geht, beschränkt sich der Profifußball darauf, Spiele als Zeichen für den Klimaschutz eine Minute später anpfeifen zu lassen und in Durchsagen dafür zu werben, mit dem Rad zum Stadion zu fahren oder seine Turnschuhe mit Regenwasser zu waschen.

Nicht nur bei den Fans, die ihren Unmut über die Scheinheiligkeit des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) angesichts der Vielfliegerei seiner Spieler und Funktionäre und dem Klimawahnsinn einer WM im Wüstenstaat Katar mit Buhrufen kundtun, stößt das auf Widerspruch. Auch der Regionalligist SV Babelsberg 03 verlangt nun, dass in der aktuellen Klima- und Energiekrise im Fußball mehr als nur der Rasen grün sein muss und fordert den DFB und die Deutsche Fußball Liga (DFL) dazu auf, Rasenheizungen umgehend abzuschalten.

„Komplett überflüssig“

Laut dem Potsdamer Verein können von dem jährlichen Energieverbrauch, den ein einziges Stadion allein durch die Rasenheizung verschlingt, 200 Zweipersonenhaushalte ein Jahr mit Energie versorgt werden.

Und in Deutschland gibt es viele Stadien mit Rasenheizung. Denn bereits ab der dritten Liga ist der Einbau Pflicht – Klimakrise oder Gasknappheit hin oder her. Für den Viertligisten Babelsberg, der Rasenheizungen für „komplett überflüssig“ hält, ist das „ökologischer Wahnsinn, der völlig aus der Zeit gefallen ist“.

Warum also überhaupt Rasenheizungen? Laut DFL dienen die neben dem Schutz des Rasens auch der Verletzungsprävention der Spieler, weil sie vor einem frostharten Boden schützen. Komischerweise gibt es allerdings für Frauen weder in der ersten Liga noch in der Champions League eine Verpflichtung, Rasenheizungen zu installieren. Ist also dem DFB die Gesundheit von Frauen weniger wert als von Männern? Ausschlaggebend ist vielmehr die TV-Vermarktung der Spiele, weshalb Flutlichter auch tagsüber munter eingeschaltet werden.

Für den SV Babelsberg ist das kein Argument: „Wenn wir jetzt nicht anfangen, beim Klimawandel entschiedener entgegenzusteuern, wird es zu spät sein. Da haben Interessen wie etwa die Vermarktung der Spiele durch gesicherte Anstoßzeiten hintenanzustehen“, heißt es in einer Petition, die bislang fast 40.000 Menschen unterschrieben haben.

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Leiterin taz Berlin und Redakteurin für soziale Bewegungen, Migration und soziale Gerechtigkeit. Hat politische Theorie studiert, ist aber mehr an der Praxis interessiert.

Dieser Artikel stammt aus dem stadtland-Teil der taz am Wochenende, der maßgeblich von den Lokalredaktionen der taz in Berlin, Hamburg und Bremen verantwortet wird.

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