Ron DeSantis zieht Kandidatur zurück: Vorwahlen, die keine mehr sind

Trump scheint nach Ausscheiden seines Konkurrenten als US-Präsidentschaftskandidat der Republikaner festzustehen. Das könnte ihm auch schaden.

Donald Trump bei einer Wahlkampfverqnstaltung spricht in ein Mikrofon, zu sehen auf dem Bildschirm eines Smartphones

Der Wahlkampf ist eigentlich schon vorbei: Donald Trump in Rochester, New Hampshire Foto: Mike Segar/reuters

Das ging noch schneller als gedacht: Schon zwei Tage vor der republikanischen Vorwahl in New Hampshire hat Floridas Gouverneur Ron DeSantis seine Kandidatur um die republikanische Präsidentschaftsnominierung zurückgezogen.

DeSantis war im vergangenen Jahr als vermeintlich stärkster Herausforderer Donald Trumps in das Rennen eingestiegen, ein konservativer Kulturkämpfer gegen alles „Woke“, der in Florida mit deutlicher Mehrheit wiedergewählt worden war. Aber obwohl sein Wahlkampf viel Geld kostete, kam er nie richtig in Gang.

Jetzt bleibt nur noch Nikki Haley übrig. Glaubt man den Umfragen, kann sie bei den Vorwahlen in New Hampshire am Dienstag 37 Prozent der Stimmen erzielen, so viel wie nirgendwo sonst, aber gewinnen kann sie nicht einmal dort. Die Frage ist eigentlich nur, wann sie ihren Ausstieg erklärt.

De facto ist damit der republikanische Vorwahlprozess zu Ende, bevor er überhaupt wirklich begonnen hat. Donald Trump wird im November gegen Joe Biden antreten und hat gute Chancen, 2025 als 47. US-Präsident erneut ins Weiße Haus einzuziehen.

Ex-Amtsinhaber-Bonus

Verschiedene Faktoren haben dazu geführt, dass das so gekommen ist. Zum einen: Trump hatte so früh wie niemand sonst seine erneute Kandidatur erklärt – und als ehemaliger Präsident mit großer Anhängerschaft hat er, obwohl nicht mehr im Weißen Haus, so etwas wie einen Amtsinhaberbonus. Nebeneffekt seiner frühen Kandidatur war freilich auch, dass er sämtliche der schon damals erwartbaren Gerichtsverfahren als Versuch der Biden-Regierung brandmarken konnte, einen Konkurrenten juristisch zu stoppen.

Entscheidend aber auch: Von all den Kandidat*innen, die zunächst um die republikanische Nominierung konkurrierten – und damit von Anfang an gegen Trump –, machten nur drei das Fehlverhalten des Ex-Präsidenten zum Thema: Trumps ehemaliger Vizepräsident Mike Pence, den Trump-Anhänger*innen beim Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 „hängen“ wollten, weil er sich weigerte, als Sitzungsleiter die Bestätigung des Wahlsiegs von Joe Biden zu verhindern; New Jerseys Ex-Gouverneur Chris Christie und der frühere Gouverneur von Arkansas, Asa Hutchinson. Alle drei kamen in Umfragen nie auch nur an die 5-Prozent-Grenze heran.

Alle anderen, inklusive der jetzt noch verbliebenen Nikki Haley, stritten sich untereinander, waren aber zutiefst bedacht darauf, Trumps Basis nur ja nicht zu vergraulen. Trump hatte 2020 mehr Stimmen bekommen als je ein Präsident vor ihm – und nur deshalb gegen Biden verloren, weil der halt noch mehr Wäh­le­r*in­nen mobilisiert hatte. Aber an Trumps Basis vorbei zu kandidieren, konnte sich niemand vorstellen.

Im Ergebnis lag Trump von Beginn an schier uneinholbar vorn, und sowohl der zeitweise schillernde Unternehmer Vivek Ramaswamy als nun auch Ron DeSantis erklärten nach ihrem Ausstieg ihre Unterstützung für Trump – das lässt ihnen zumindest die Option offen, in einer Trump-Regierung womöglich mit irgendwelchen Posten bedacht zu werden.

Für Trump ist diese frühe Entscheidung Fluch und Segen zugleich. Ein Problem ist, dass Vorwahlen, die keine mehr sind, auch keine Medienöffentlichkeit mehr ziehen, die Trump kostenlose Sendezeit beschert. Andererseits kann er viel Geld aus der Wahlkampfkasse bei Auftritten in Bundesstaaten sparen, die bei der Wahl im November für den Ausgang unbedeutend sind.

Trump hat in seinen letzten Auftritten – nicht zum ersten Mal – gezeigt, dass er nicht nur ein pathologischer Lügner und Gesetzesbrecher mit rassistischer, demokratiefeindlicher und spalterischer Rhetorik ist, sondern auch zunehmend verwirrt. Da reihen sich Sätze aneinander, die beim besten Willen überhaupt keinen Sinn ergeben, da verwechselt er Länder und Personen. Aber nichts davon schadet ihm.

Es wird an den Demokraten liegen, Trumps Irrsinn in Wahlkampfstimmen umzumünzen. Wenn die Kongresswahlen vom November 2022 ein Indikator sind, gibt es gute Chancen, eine republikanische Partei, die von ihrem sektenhaften Personenkult um Trump nicht wegkommt, sogar entscheidend zu schlagen. Aber ein Selbstläufer ist das nicht. Überhaupt nicht.

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Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org

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