Schlechte Zeiten für Start-ups: Ein weiterer Kollateralschaden

Die Start-up-Szene beklagt, sie verliere Investoren. Grund ist die Erhöhung des Leitzinses, die Wertpapiere als Anlage wieder attraktiver macht.

Das Gebäude der Europäischen Zentralbank, davor eine rote Signalleuchte

Es leuchtet rot vor der EZB in Frankfurt Foto: Andreas Arnold/dpa

Auch wenn es für Alarmismus wahrscheinlich noch zu früh ist, so richtig rund läuft es derzeit nicht in der deutschen Wirtschaft. Es spürt nun auch eine Szene den raueren Gegenwind, die jahrelang eigentlich nichts zu meckern hatte. Der Start-up-Verband beklagt, dass die Stimmung unter den Grün­de­r*in­nen auf dem zweittiefsten Stand nach dem Pandemieschock im Jahr 2020 ist.

Eine Sache treibt die Start-up-Szene besonders um: Bei ihren Investoren sitzt das Geld nicht mehr so locker wie früher. Nur noch 15 Prozent der Grün­de­r*in­nen bezeichnen die Investitionsbereitschaft ihrer Geld­ge­be­r*in­nen als gut. Neben der allgemeinen Verunsicherung wird auch die Zinswende der Notenbanken ein Grund dafür sein.

Jahrelang brauchte sich die Start-up-Szene nicht um frisches Kapital zu sorgen. Letztlich gibt es sie eigentlich nur, weil Geld bis zum vergangenen Jahr lange billig war. Der Start-up-Verband zum Beispiel wurde erst im September 2012 gegründet. Das war wenige Wochen nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins auf historisch niedrige 0 Prozent gesenkt hatte.

Höhere Zinsen, weniger Start-up-Kapital

Ihre Politik der niedrigen Zinsen hatte zur Folge, dass festverzinsliche Wertpapiere praktisch keine Dividenden mehr einbrachten. Die Vermögenden suchten neue, profitversprechende Anlagemöglichkeiten. Deswegen floss nicht allein in Aktien und Immobilien viel Geld. Auch so manch ein*e Grün­de­r*in konnte sich vor frischem Kapital nicht retten. Doch indem die Notenbanken seit vergangenem Jahr die Zinsen wieder anheben, machen sie festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen wieder profitabler und verknappen das Kapital für Start-ups.

Natürlich ist es nicht Aufgabe der Notenbanken, für gute Finanzierungsbedingungen für Start-ups zu sorgen. Die EZB ist offiziell nur einem Ziel verpflichtet: der Preisstabilität. Doch mahnen ihre Kri­ti­ke­r*in­nen zu Recht, dass sie im Kampf gegen die Inflation zu wenig darauf achtet, wie sehr ihre Zinsanhebungen der Konjunktur schaden. Die Start-up-Szene, die es nun schwerer hat, ist da nur ein weiterer Kollateralschaden.

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