Schmähpreis für Mini-Pom-Bären: Weniger Fett, aber viel mehr Zucker

Hersteller Intersnack vermarktet die kleine Version der bärenförmigen Chips als gesund. Zu Unrecht, finden Verbraucherschützer:innen.

Der Negativpreis "Goldener Windbeutel"

Goldener Windbeutel für „zuckrige Kinderwerbelüge“ Foto: brennweite ffm/imago

BERLIN AFP | Der Negativpreis Goldener Windbeutel geht in diesem Jahr an die Ofenchips im Miniformat von Pom-Bär: In einer Umfrage der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch stimmte eine Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher für das Produkt von Intersnack.

Der Hersteller bewerbe die Chips mit der Angabe „50 Prozent weniger Fett“ – er verschweige aber den hohen Zuckergehalt, erklärte Foodwatch am Dienstag. Die Ofenchips enthalten demnach etwa sechsmal so viel Zucker wie die originalen Pom-Bären.

„Die Ver­brau­che­r:in­nen strafen Intersnack für seine zuckrige Kinder-Werbelüge ab“, erklärte Rauna Bindewald von Foordwatch. Der Hersteller wolle mit seinen fettreduzierten Chips offenbar gesundheitsbewusste Eltern ansprechen. „Mit ‚50 Prozent weniger Fett‘ zu werben und gleichzeitig den Zuckergehalt zu erhöhen – das passt nicht zusammen.“

Foodwatch hatte fünf Lebensmittel für den Goldenen Windbeutel nominiert. Mehr als 50.000 Stimmen gingen seit dem 1. Juni ein – 28 Prozent davon bekamen die Pom-Bär Ofen-Minis. Intersnack hält die Verleihung für „ungerechtfertigt“, die Aussage von Foodwatch, es handele sich um eine „dreiste Werbelüge“ sei „irreführend“.

Platz 2 für Milch-Getränk

Der Gesamtzuckergehalt entstehe während des „natürlichen Backprozesses“, die eigentliche Rezeptur enthalte hingegen nur einen kleinen Teil des gesamten Zuckers. Das Unternehmen respektiere jedoch das Abstimmungsergebnis. Dem „Wunsch nach noch mehr Transparenz wollen wir zukünftig Rechnung tragen“, erklärte Intersnack auf Anfrage. Der Herstellungsprozess der Ofenchips im Miniformat solle in Zukunft auf der Verpackung klarer beschrieben werden.

Auf Platz zwei des Wettbewerbs um die „dreisteste Werbelüge“ landete der Milchdrink Smooth Vanilla von Yfood, der als gesunde und vollwertige Trinkmahlzeit mit vielen Proteinen, Ballaststoffen und Vitaminen beworben wird. Auf der Packung steht „This is Food“. Die Kritik von Foodwatch: „Tatsächlich handelt es sich schlicht um Milch mit Wasser und ein paar zugesetzten Vitaminen, Mineralien und Süßstoff – überteuert verkauft für 3,99 Euro.“

Das Münchener Unternehmen wies dies zurück, das zeige ein Blick auf die Zutatenliste. Auch die anderen Kritikpunkte seien aus dem Zusammenhang gerissen, erklärte Yfood auf Anfrage. Das Abstimmungsergebnis sehe das Unternehmen als Chance, um über Smartfood aufzuklären.

Rund 20 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher stimmten für den Drittplatzierten, das Porridge von 3 Bears. Dabei handelt es sich um reine Haferflocken, die jedoch sechsmal so teuer sind wie solche der Eigenmarken der Supermärkte. Den Hinweis „ohne zugesetzten Zucker oder künstliche Zusätze“ nannte Foodwatch eine Selbstverständlichkeit bei Haferflocken.

Der Hinweis „ohne Zuckerzusatz“ sei eine Abgrenzung zu anderen „klassischen Porridge-Mischungen“, erklärte 3 Bears auf Anfrage. Die Haferflocken seien ein Premium-Produkt mit einem Premium-Preis. Der ergebe sich aus hochqualitativen Zutaten, der Herkunft dieser, dem Produktionsverfahren und der Tatsache, dass alle Prozesse in Deutschland stattfänden.

Doppelt Nominiert

Der Hersteller Mondelez war gleich zweimal nominiert und landete mit einem Philadelphia-Käse und den Tuc Bake Rolls auf den Plätzen vier und fünf. Der Philadelphia erweckt nach Einschätzung von Foodwatch mit seiner Verpackung den Eindruck, ein Ziegenkäseprodukt zu sein – ist aber ein Frischkäse aus Kuhmilch mit einem Anteil von drei Prozent Ziegenfrischkäse sowie Aromen.

Durch die Packungsgestaltung soll die Sorte im Regal einfacher zu erkennen sein, erklärte Mondelez. „Die Zutaten unserer Produkte weisen wir deutlich auf den Verpackungen aus“, fuhr das Unternehmen fort. Bei den Bake Rolls änderte der Hersteller die Marke von 7days auf Tuc, erhöhte den Preis und verkleinerte den Inhalt der Packung. So ergab sich laut Foodwatch eine versteckte Preiserhöhung von rund 139 Prozent.

Foodwatch vergab den Goldenen Windbeutel zum zwölften Mal. Die Verbraucherorganisation engagiert sich seit langem gegen Etikettenschwindel und fordert verbesserte Kennzeichnungsregeln.

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