Schwarze Schiedsrichterin in US-Liga NFL: Unter Hunden

Maia Chaka ist die erste schwarze Schiedsrichterin in der National Football League. Seit 2014 steht sie auf der Liste der Aufstiegskandidatinnen.

Football-Schiedsrichterin Maia Chaka auf dem Spielfeld.

Pionierin mit Pfeife: Maia Chaka steigt von der College-Liga in die Profiliga NFL auf Foto: imago/Zuma Wire

Sie hatte lange gewartet. Dann kam dieser Anruf. Am Apparat war Wayne Mackie, Vizepräsident der National Football League, NFL, zuständig fürs Schiedsrichterwesen in diesem sehr männlichen Raufsport. „Willkommen in der NFL!“, eröffnete er in aller Kürze das Gespräch. Maia Chaka, 38, quittierte die unverhoffte Einladung des Funktionärs in die hehren Hallen des Profisports mit ungläubigem Staunen. „Wollen Sie mich veräppeln? Echt?“, fragte sie zurück. „Jetzt habe ich so lange darauf gewartet, und dann das …“

Maia Chaka wird also in der kommenden Saison in der NFL pfeifen, als erste schwarze Frau. Sie wird das schwarz-weiße Hemd der Referees überstreifen und nicht nur auf dem Feld stehen als eine Person, die für Ordnung im Chaos sich verknotender Leiber sorgt, sie wird auch als Role Model Dienst tun, denn sie ist schließlich eine der Ersten, eine jener Frauen, deren Name in Geschichtsbüchern genannt werden wird, vielleicht nicht so prominent wie Rosa Parks – aber immerhin.

In der NFL trifft sie auf eine Kollegin, die schon seit 2015 dabei ist und bei Regelverstößen mittlerweile ihr gelbes Tüchlein so routiniert aufs Grün wirft, dass selbst beim größten Hinterwäldler keine Zweifel an ihrer Kompetenz als strafende Instanz aufkommen dürften: Sarah Thomas. Ihr Name ging in diesem Jahr schon durch viele Medien, weil ihr die Ehre zuteil wurde, beim Superbowl, dem großen Finalspiel der NFL, aufzulaufen.

Beide, Chaka und Thomas, stehen in einer eher krummen Emanzipationslinie im US-Footballsport: Der erste schwarze Mann an der Pfeife wurde 1965 berufen. Sein Name: Burl Toler. In der vergangenen Saison belief sich der Anteil schwarzer (männlicher) Schiedsrichter auf etwa 33 Prozent. Zum Vergleich: Unter den Spielern bezeichnen sich 74 Prozent als ­People of Color. Das Missverhältnis ist offensichtlich, und die Befunde werden nicht besser, wenn man sich den Anteil von schwarzen Trainern oder Managern in der NFL anschaut. Er erreicht nicht einmal 10 Prozent.

Sportlehrerin mit Ambitionen

Sarah Thomas und Maia Chaka kennen sich schon ganz gut. 2013 pfiffen sie ein gar nicht so unwichtiges College-Footballspiel zusammen – eine Premiere natürlich in dieser Konstellation: die sogenannte Fight Hunger Bowl zwischen den Teams aus Washington und der Brigham Young University. Chaka selbst spielt schon ewig Football. Als Teenie fand sie aber kein Kontakt-Football-Team, das weibliche Mitglieder aufnimmt. So entschied sie sich für eine Karriere als Schiedsrichterin. Gleichzeitig studierte sie Sport auf Lehramt.

Seit einigen Jahren unterrichtet sie Sport an einer staatlichen Schule in Virginia Beach, Virginia. Sie wurde dort, an der Renaissance Academy, die Schüler der siebten bis zwölften Klassen besuchen, einmal sogar Lehrerin des Jahres. Und auch der große Zuspruch, den Chaka nun nach Bekanntwerden ihrer Beförderung von ihren Schülern und Schülerinnen in den sozialen Netzwerken bekam, spricht wohl für ihre Beliebtheit. „Ich denke, die Sache ist im Moment für meine Schüler größer als für mich“, sagt Chaka.

Bereits 2014 ist Chaka in ein Förderprogramm für Schiedsrichtertalente aufgenommen worden, das von der Footballliga aufgelegt wurde. Die NFL bietet Ausbildungsprogramme an, sogenannte Coaching Clinics oder Trainingscamps. Die Novizen müssen unter anderem bei einem NFL-Spiel vor der offiziellen Saison ihr Können beweisen. Auch bei einem hochklassigen College-Spiel wie der Reese’s Senior Bowl oder dem East-West Shrine Game wird geschaut, was die Prätendenten so draufhaben.

Chaka wurde mit der Zeit ungeduldig, sie wäre gern schneller von der Pac-12-Conference und der XFL-Footballliga aufgerückt in die NFL, aber die Oberliga wollte sichergehen, dass Chaka alles mitbringt, um auf dem Feld und vor den Augen einer in diesem Fall überkritischen Öffentlichkeit zu bestehen. „Nur weil die Tür jetzt offen ist, heißt das nicht, dass ich mich entspannen kann“, sagt Maia Chaka. Sie erwarte diese spezielle „Dog Mentality“ des Footballs, sagte sie dem Sender CBS. „Das wird ganz schön hektisch.“ Und bestimmt bissig.

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