Sommerbad Neukölln geschlossen: Taucherbrille auf dem Trockenen

Das Sommerbad Neukölln bleibt vorerst wegen Personalmangel geschlossen. Be­su­che­r:in­nen haben dafür wenig Verständnis.

Rot-weißes Absperrband ist vor einem Freibadbecken gespannt. Im Hintergrund ist ein Sprungturm zu sehen.

Trotz perfektem Freibadwetter bleibt das Sommerbad Neukölln vorerst geschlossen Foto: imago/Andreas Gora

BERLIN taz | „Wir sind die Ersten heute“, ruft ein kleiner Junge freudestrahlend, als er die Leere vor dem Sommerbad Neukölln erblickt. Es sind 29 Grad, die Sonne scheint und ein zarter Sommerwind weht – perfektes Freibadwetter. Doch seit Sonntagnachmittag sind die Tore des beliebten Bads am Columbiadamm wegen Personalmangel geschlossen. Die anfängliche Begeisterung des Jungen schlägt schnell in Frustration um, als er versteht, dass die Leere heute kein gutes Zeichen ist. Sein Vater versucht ihn mit einem Spielplatzbesuch zu trösten, aber die Enttäuschung steht ihm trotzdem ins Gesicht geschrieben.

Am vergangenen Sonntag noch tummelten sich vor dem Eingang des Bads Menschen in einer Schlange von beachtlicher Länge. Als meine Freundin Emma mir ein Video von der „Krise“ – wie sie es nannte – sendete, beschlossen wir, unseren geplanten Freibadbesuch vorzeitig abzubrechen. Und auch, wenn in diesem Moment die Trauer groß war, können wir im Nachhinein vielleicht doch ganz froh darüber sein.

Denn schon um 14 Uhr war Einlassstopp, und um 17.45 Uhr musste das Bad mithilfe der Polizei geräumt werden. Der Grund: „Auseinandersetzungen von jugendlichen Badbesuchern mit den Beschäftigten und dem Sicherheitsdienst des Bades“, heißt es in einer Pressemitteilung der Berliner Bäderbetriebe (BBB) vom Montag. In den letzten Monaten häuften sich die Berichte von Ausschreitungen in den Freibädern, häufig stand dabei auch das Sommerbad Neukölln im Fokus der Schlagzeilen.

Laut dem BBB-Vorstandsvorsitzenden Johannes Kleinsorg steigt die Krankenquote nach solchen Vorfällen. Dafür bitten sie um Verständnis für die eingeschränkten Öffnungszeiten. Das allerdings können sie von den vielen enttäuschten Be­su­che­r:in­nen nicht erwarten.

Ein Badehandtuch unter den Arm geklemmt, kommt eine weitere Besucherin vor den hohen Gittertoren zum Stehen. Dahinter sitzen, die Beine lässig übereinander geschlagen, zwei Security-Männer, die schon jetzt leicht die Augen verdrehen. „Was ist denn hier los?“, fragt die bis eben gut gelaunte Besucherin. „Hat Baustelle“, antwortet einer der beiden. Die Stimmung wird nicht unbedingt besser. Auf die Frage, wie lange das Bad denn noch geschlossen sei, antworten die beiden nur: „Minimum zwei Wochen.“ Danach sei das Freibad wieder offen. „Vielleicht, wahrscheinlich“, fügt einer der beiden schulterzuckend hinzu.

Im Minutentakt kommen mehr Menschen an. Bunte Sommerkleider, Strohhüte und Picknickkörbe. Einer hat sogar eine Taucherbrille dabei. Doch „heute ist leider gar nichts mit Freibad“, stellt er kurz danach enttäuscht fest und fährt auf seinem Fahrrad davon.

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