Streik an Flughäfen: Keine Security, kein Flug
Die Sicherheitskräfte an deutschen Flughäfen fordern mehr Lohn. Wegen des Streiks wurden an mehreren Standorten alle Flüge gecancelt.
BERLIN afp | An etlichen deutschen Flughäfen hat ein Streik des Sicherheitspersonals begonnen. An den Flughäfen Köln/Bonn und Hannover wurden für die Nacht geplante Flüge bereits gestrichen, unter anderem in Leipzig/Halle fielen schon am Mittwochabend mehrere Verbindungen aus. Mehrere Airports veröffentlichten auf ihrer Website zudem Hinweise, dass am Donnerstag wegen fehlender Sicherheitskontrollen gar keine Abflüge möglich seien, und strichen sämtliche ab dem Morgen geplanten Verbindungen.
Der Flughafenverband ADV rechnet damit, dass am Donnerstag bundesweit mindestens 1.100 Verbindungen ausfallen. Zu dem Streik an insgesamt elf Airports hat die Gewerkschaft Verdi aufgerufen.
Der Streik sei gut angelaufen, sagte Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper am Donnerstagmorgen der Nachrichtenagentur AFP. Es gebe eine „gute bis sehr gute“ Beteiligung, am Flughafen Köln/Bonn habe sie „bei 100 Prozent“ gelegen.
Ab dem Vormittag sind vielerorts Kundgebungen geplant. Die Flughäfen baten betroffene Passagiere, sich mit ihrer Airline in Verbindung zu setzen, um Umbuchungen vornehmen zu können. Auch Ankünfte könnten von dem Streik betroffen sein.
Verdi will mit dem Streik den Druck bei den Tarifverhandlungen erhöhen. Die Gewerkschaft verhandelt derzeit mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) über höhere Löhne für die bundesweit rund 25.000 Beschäftigten der Branche. Verdi fordert 2,80 Euro mehr pro Stunde, höhere Funktionszulagen und Mehrarbeitszuschläge ab der ersten Überstunde. Ein von den Arbeitgebern vorgelegtes Angebot hatte die Gewerkschaft als „völlig unzureichend“ bezeichnet.
Die Tarifgespräche sollen am 6. Februar in Berlin fortgesetzt werden. Zuletzt hatten Beschäftigte des öffentlichen Dienstes, der Luftsicherheit und der Bodenverkehrsdienste Anfang 2023 gestreikt und damit vielerorts den Luftverkehr beeinträchtigt. Im September 2023 hatten zudem Pilot*innen gestreikt.
Leser*innenkommentare
vieldenker
Die Gewerkschaften haben ihr Marketing umgestellt und investieren jetzt lieber in Streiks statt Immobilien. Erhöht die Präsenz und den Profit der Organisationen.
Erfahrungssammler
Verdi tut effektiv etwas gegen Luftverschmutzung - Daumen hoch!!!
Jan Schubert
@Erfahrungssammler Da muss ich etwas Wasser in Ihren Wein gießen:
1. Viele Abflüge finden statt - nur eben leer, denn die Maschinen werden von Passagieren an den Ankunftsorten erwartet, und Landungen auf deutschen Flughäfen sind grundsätzlich nicht betroffen.
2. Ver.di kommt es in diesem Falle darauf an, dass zugunsten der Streikenden möglichst viel geflogen wird, damit die Flughäfen gute Umsätze machen, um die durch die Gehaltserhöhung steigenden Kosten decken zu können.
Die strategische Allianz mit FfF interessiert in diesem Falle Ver.di nicht die Bohne.
Rudi Hamm
Man kann sich auch in die Rezession streiken
Streikrecht ist Grundrecht und prinzipiell richtig.
Wenn aber erst die GDL den Verkehr stilllegt, dann ver.di, dann die Flughäfen stillliegen, dann die Kitas,.....,
dann darf es nicht wundern, wenn wir in eine Rezession schlittern.
Streiken ist trotzdem richtig, wenn der AG nicht entgegen kommt. Doch es sollte immer mit Maß und Vernunft erfolgen, und nicht mit dem Vorschlaghammer wie bei der GDL.
HoboSapiens
@Rudi Hamm Es ist perfide der GDL vorzuwerfen das die mit dem "Vorschlaghammer" vorgehen. Die DB hat 20 Jahre gepennt bei der Mitarbeitergewinnung. Wenn man sich die Arbeitsbedingungen wirklich mal genauer anschaut, sind die Forderungen sogar sehr vernünftig um die Stellen neu zubesetzen. Als kleiner Hinweis: In den nächsten 10 Jahreen gehen 50% der Lokführer der DB in Rente. Ein "weiterso" der DB Vorstände ist also Geschäftsschädigend. Man sollte Weselsky zum Chef der DB machen, der zerreisßt sich für die Richtige Sache und dem liegt die Bahn wirklich am Herzen.
alohomora
@HoboSapiens ja und nein. Mit den Anmekrungen zur Perspektive der Bahn im Allgemeinen liegen sie sicher richtig, vernachlässigen dabei aber, das die Kunden unter dem unnötigen Konkurrenzkampf der beiden Gewerkschaften leiden.
Nebst den größtenteils berechtigten Forderungen engagiert sich insbesondere die GDL im internen Wettbewerb um die Gunst der Bahner. Das provoziert zusätzliche Streiks, unterschiedliche Vergütungsmodelle innerhalb des Betriebes die in Endeffekt der auf Lasten aller anderen ausgetragen werden.
Unabhängig davon sind berechtigte Forderungen an zukünftige Arbeitsmodelle und Vergütungszenarien ja recht und schön, aber am Ende muss das alles jemand bezahlen - letzteres interessiert Gewerkschaften insbesondere bei staatlichen Betrieben eher periphär...
Rudi Hamm
@HoboSapiens Ich akzeptiere ausdrücklich ihre Meinung und bleibe bei der meinen.