Tarifstreit bei der Bahn: Lokführer streiken ab Mittwochabend

Die GDL setzt im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn auf Streik. Diese kritisiert das Vorhaben als „Unding“. Der Warnstreik beginnt am Mittwochabend.

ICE-Züge in der Dämmerung

Der Müncher Hauptbahnhof vor Sonnenaufgang: Die Zeichen stehen auf Streik Foto: Matthias Balk/dpa

BERLIN dpa/afp | Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer ruft ihre Mitglieder zu einem 20-stündigen Warnstreik bei der Bahn ab Mittwochabend auf. Die Beschäftigten sollen von 22.00 Uhr bis 18.00 Uhr am Donnerstag die Arbeit niederlegen, wie die GDL am Dienstag mitteilte. Zuvor war bereits bekannt geworden, dass die entscheidenden Gremien der Gewerkschaft einen grundsätzlichen Streikbeschluss gefasst hatten. Die Deutsche Bahn reagierte empört auf die Streikpläne – eigentlich sollte am Donnerstag die nächste Verhandlungsrunde beginnen.

Der GDL-Aufruf zum Arbeitskampf richtet sich nicht nur an Beschäftigten der Deutschen Bahn, sondern auch an jene anderer Unternehmen, bei denen die Gewerkschaft derzeit neue Tarifverträge verhandelt. „Die GDL ruft Lokomotivführer, Zugbegleiter, Werkstattmitarbeiter und Disponenten in allen Unternehmen und zusätzlich Fahrdienstleiter und weitere Berufsgruppen bei DB Netz zum Streik auf“, hieß es in der Mitteilung.

Die GDL ist die kleinere von zwei Gewerkschaften bei der Bahn. Sie vertritt viele Lokführer, verhandelt aber auch für weitere Berufsgruppen, etwa Zugbegleiter oder Teile der Verwaltung. Die Bahn wendet die Tarifverträge der GDL bisher in 18 von rund 300 Betrieben an und betont, von den nun begonnenen Tarifverhandlungen seien lediglich rund 10 000 Bahnbeschäftigte betroffen. Zum Vergleich: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG verhandelte im Frühjahr und Sommer neue Tarifverträge für gut 180 000 DB-Beschäftigte.

Das Potenzial für große Beeinträchtigungen im Bahnverkehr ist bei GDL-Arbeitskämpfen dennoch groß – eben weil vor allem viele der eminent wichtigen Lokführer Mitglieder sind. Zudem ruft die GDL auch explizit jene Gewerkschaftsmitglieder zum Ausstand auf, die nicht in den 18 Betrieben arbeiten, in denen nach GDL-Tarifverträgen bezahlt wird.

Bahn-Vorstand Seiler: Beschluss ist ein „Unding“

Bahn-Personalvorstand Martin Seiler erklärte, der Streikbeschluss zwei Tage vor der nächsten Verhandlungsrunde sei „ein Unding“. Der Konzern habe gerade erst vier weitere Verhandlungstermine mit der Lokführergewerkschaft vereinbart und er habe bereits in der Auftaktrunde ein Elf-Prozent-Angebot auf den Tisch gelegt.

„Sollte die Lokführergewerkschaft tatsächlich vor den unmittelbar bevorstehenden Verhandlungen streiken, würde sie Millionen Menschen in Haftung nehmen und die Sozialpartnerschaft mit Füßen treten“, kritisierte Seiler. Die Spitze der Lokführergewerkschaft zeige „ihr wahres Gesicht“, sie sei „nie an Lösungen interessiert“ gewesen.

Die Tarifverhandlungen zwischen Bahn und GDL hatten am vergangenen Donnerstag begonnen. Die GDL fordert bei einer Tariflaufzeit von einem Jahr eine Lohnerhöhung von mindestens 555 Euro sowie eine Erhöhung der Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent. Außerdem möchte sie für Beschäftigte im Schichtdienst eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich sowie steuerfreie Inflationszahlungen von 3000 Euro erreichen.

Das Unternehmen bietet elf Prozent mehr Lohn sowie eine Inflationsprämie von bis zu 2850 Euro bei einer Laufzeit von 32 Monaten. Die von der GDL geforderte Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich lehnte der Konzern ab.

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