Tipps für die Haushaltsführung: Nicht ohne Emotionen

Wer seine Wohnung nicht zu einem Dreckloch verkommen lassen will, muss sich an fünf Regeln halten. Aber Vorsicht, Konflikte im Paarbereich sind vorprogrammiert.

Geschirr steht in einer Spüle.

Gegen den Ekelfaktor hilft: Geschirr wegräumen Foto: Lev Dolgachov/imago

Klar, lassen wir die Dinge einfach mal laufen, so ganz entspannt, so hatten wir uns das gedacht, das wird bestimmt super, so easy going stehen gelassen, das passt dann schon so. Tun wir einfach nichts oder immer was anderes, Wichtigeres, werden wir aktiv nur beim Wegsehen.

Bis wir dann merken, dass, wer im eigenen Zuhause nicht regelmäßig aufräumt, halt irgendwann nicht einfach eine unaufgeräumte Wohnung bekommt, sondern eine – je nach Unordnungstoleranz früher oder später – Nichtwohnung, gar keine Wohnung, kein Zuhause, etwas, vor dem wir fliehen, anstatt Geborgenheit oder gar Zuflucht zu finden, ein Gebilde, auf das wir nicht stolz sind, sondern dessen wir uns vor anderen schämen, und nicht mehr wagen, sie einzuladen, die uns doch eigentlich gewogen sind oder zumindest gern wüssten, wo wir herkommen, damit sie wissen, woran sie mit uns sind.

Wenn wir uns nicht kümmern, dann bekommen wir ein Zuhause, das nicht mehr uns dient, sondern dem wir unterworfen sind. Das fiel mir ein in diesen bewegten Wochen nach der Lektüre eines Aufräumratgebers des US-amerikanischen Radiosenders NPR, der in fünf Schritten erklärt, wie und vor allem in welcher Reihenfolge wir Ordnung schaffen können.

Die fünf Schritte sind: Müll; Geschirr; Wäsche; Dinge, die einen Platz haben; Dinge, die keinen Platz haben. Den Müll soll man aufsammeln und zur Tür, aber noch nicht raus in die Tonne bringen, weil das eine Ablenkung bedeuten könnte und einen Motivationsverlust, die Gefahr, das Schlachtfeld zu verlassen, ohne den Sieg errungen zu haben.

Persönliche Cancel Culture

Aber was ist eigentlich Müll? Herrscht da Einigkeit? Bei mir zu Hause ist klar: Der Windelmüll ist Müll, der dringlichste. Eine Wohnung, die schrecklich unordentlich ist, ist immer noch eine Wohnung, es lässt sich möglicherweise die eine oder andere Schneise bahnen zu einem Plätzchen intakter Heimeligkeit; aber eine Wohnung, in der es nach Fäkalien riecht, ist ein Dreckloch beziehungsweise das Eingeständnis, dass den sie Bewohnenden die Dinge entglitten sind. Kaum harmloser ist die gerade im Paarbereich relevante Vorfangfrage „Das kann weg, oder?“ respektive das schon Vollzug verkündende „Das? Hab ich schon vor Wochen weggeschmissen.“ Müll ist in diesem Fall, was bereits gecancelt ist beziehungsweise unhinterfragt unter das, was gecancelt gehört, eingeordnet wurde.

Konflikte sind da wohl unvermeidlich, erörtert und gelöst werden müssen sie aber eigentlich unter den Unterpunkten „Dinge, die einen Platz haben – Dinge, die keinen Platz haben“. Denn was für Person A einen Platz im Herzen hat, ist für Person B an allen anderen Orten als der Mülltonne fehl am Platz.

Auch beim Geschirr wird es nicht ohne Emotionen gehen, spielt doch der Ekelfaktor eine Rolle, dem zufolge wir wünschen, die Entsorgung möge an uns vorübergehen. Geschirr mit Speisen oder Flüssigkeiten versehen, von mindestens halbwüchsig Haftbarzumachenden an einen zum Verzehr nicht normgerechten Ort getragen (Bett, Schreibtisch, Bad) und dort sich dynamisch entwickelnden Aggregatszuständen überlassen, kann zu Trotzreaktionen führen, die wir uns beim Leeren des Windeleimers nicht erlauben, weil wir uns hier als Erwachsene dem Bewusstsein unserer Verantwortung für das, was andere verrichtet haben, nicht entziehen können. Fortsetzung folgt.

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Geboren 1968 in München, seit 2008 Redakteur der taz. Er arbeitet im Ressort taz2: Gesellschaft&Medien und schreibt insbesondere über Italien, Bayern, Antike, Organisierte Kriminalität und Schöne Literatur.

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