Treibjagd in Japan: Tierschützer kritisieren Delfinqual

Die jährliche Treibjagd auf Delfine in Japan steht ohnehin in der Kritik. Nun wurden diesmal auch Muttertiere und ihre Jungen getötet.

Ein Mann sitzt in einem Boot mit Außenbordmotor, um ihn herum schwimmen Delfine

In einer Buch von Taiji werden Delfine gejagt, September 2022 Foto: Kyodo News/imago

BERLIN taz/dpa | Bei der jährlichen Treibjagd auf Delfine vor dem japanischen Küstenort Taiji sollen die Jäger auch Muttertiere und deren Junge getötet haben. Das berichtete die japanische Tier- und Umweltorganisation Life Investigation Agency (LIA) am Montag. Die Umweltschützer hätten beobachtet, wie auch Muttertiere von den Delfinjägern attackiert wurden und an den Folgen starben.

Der Ort in der Präfektur Wakayama im Süden Japans gelangte 2009 durch den Oscar-prämierten Dokumentarfilm Die Bucht zu trauriger Berühmtheit. Darin machte Ric O’Barry, der ehemalige Trainer der Delfine für die Filmserie Flipper und Gründer des Dolphin Projects, auf das jährliche Abschlachten der Delfine aufmerksam. Trotz internationaler Kritik fand auch diesmal wieder die Treibjagd zwischen September und März statt.

Fischer hämmern dabei auf Metallstangen im Wasser ein, um den Orientierungssinn der Delfine zu lähmen, treiben die Tiere dann in eine Bucht. Dort fangen sie die Schönsten für den Verkauf und schlachten den Rest ab. Nach Angaben der Tierschutzorganisation LIA wurden in der gerade abgelaufenen Jagdsaison mindestens 527 Tiere zur Fleischverarbeitung getötet. 33 Delfine seien für den Verkauf an Aquarien lebend gefangen worden.

Umweltschützer machen seit Jahren darauf aufmerksam, dass das Geschäft mit den lebenden Tieren, die an Aquarien und Zoos weiterverkauft werden, das Abschlachten der Tiere in Taiji aufrecht erhält. Laut der Tierschutzorganisation LIA stammen 80 Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf der lebenden Tiere, der Rest aus dem Verkauf des Fleisches in japanischen Supermärkten. Während in den letzten Jahren die Nachfrage nach Delfin- und Walfleisch zurückging, weil es viele Giftstoffe enthält, stieg die Nachfrage nach lebenden Tieren.

Trainierter Delfin für 50.000 Dollar

Bis zu 11.000 US-Dollar verdienen die an der Treibjagd beteiligten Fischer nach Angaben der Umweltschutzorganisation LIA mit einem lebenden Tier. 280 Tiere werden inzwischen in Taiji für Unterhaltungsshows und den späteren Verkauf gefangen gehalten. Ein trainierter Delfin kann dann nach Angaben der Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife für 50.000 Dollar verkauft werden. Die meisten Tiere gingen nach China.

Die Umwelt- und Naturschutzorganisation LIA kritisiert außerdem, dass Delfinfleisch keine traditionelle Rolle für den Ort hat und in Japan auch nicht gerne gegessen wird. Es sei also keine Jagd aus Tradition, sondern allein für den Profit.

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