Unwetter in Russland und Südukraine: Russland versinkt im Schneesturm

Der Süden Russlands und die besetzte Krim werden von einem „Jahrhundertsturm“ getroffen. Eine halbe Million Menschen bleiben ohne Strom.

Moskau, der Schnee türmt sich auf dem Gehweg, auf dem eine Passantin einen Hackenporsche hinter sich her zieht

Die Hinterlassenschaften des „schwarze Schneesturms“ in Moskau Foto: Maxim Shemetov/reuters

MOSKAU taz | Das dreistöckige Haus in Sotschi bekommt Risse, die Wellen peitschen gegen die grauen Wände. Das Gebäude sinkt immer weiter ein, bis es nach einigen Minuten in die Wassermassen fällt. Irgendeiner aus einem Haus gegenüber hat die Zerstörung gefilmt und das Video bei Telegram hochgeladen. Es sei niemand in den Wohnungen gewesen, wird später die Stadtverwaltung von Sotschi melden. Das russische Staatsfernsehen zeigt Bilder von umgefallenen Bäumen, von Männern des Katastrophenschutzes, die sich nachts durch die Fluten kämpfen, von Frauen, die weinen und für ihre Rettung danken.

Bis zu zehn Meter hoch schlagen die Wellen des Schwarzen Meeres, sie treffen den Süden Russlands – und auch die ukrainische Küste – wie ebenfalls die von Russland besetzte ukrainische Halbinsel Krim gewaltig. Schnell sprechen die Behörden in Russland von einem „Jahrhundertsturm“, auch wenn heftige Unwetter die Region immer wieder treffen. In der Region Kuban im Süden Russlands waren am Montag die Schulen geschlossen. Der von Moskau ernannte Statthalter der Krim, Sergei Axjonow, hatte auf der Krim den Notstand ausgerufen. „Zur Stunde sind noch 425.000 Menschen ohne Strom“, schrieb er in seinem Telegram-Kanal und erklärte den Montag zu einem freien Tag. Während Hunderte von Familien überschwemmte Wohnungen aufräumten und Glasscherben davontrugen, stellten sich etliche Blogger in den stürmischen Wind und ließen sich dabei filmen, wie sie sich kaum auf den Beinen halten können.

In der russischen Hauptstadt, wo seit Wochen Minusgrade herrschen, fiel dagegen ein Drittel der erwarteten Monatsniederschläge in nur einer Nacht, im Moskauer Umland soll es gar die Hälfte gewesen sein. Eine Schneedecke von 25 Zentimetern erwartete die Menschen am Morgen. Autos kamen nicht von ihren Parkplätzen weg, selbst Busse blieben im Schnee stecken. Schneeräumfahrzeuge und Frauen wie Männer mit Schippen waren rund um die Uhr im Einsatz. Me­teo­ro­lo­g*in­nen nennen das Phänomen, bei dem große Schneeflocken parallel zur Erdoberfläche fliegen und die Sicht stark beeinträchtigen, „schwarzer Schneesturm“. Solch einen starken Schneefall habe es in Moskau seit 40 Jahren nicht gegeben, hieß es.

Der Moskauer Bürgermeister Sergei Sobjanin verpflichtete bis zu 12.000 zusätzliche Mit­ar­bei­te­r*in­nen der Stadtwerke zum Schneeräumen, auch solche, die normalerweise Gasleitungen überprüfen oder Wasserleitungen reparieren. Bis zum Ende der Woche soll der Schneefall nicht aufhören. Sowohl der „Jahrhundertsturm“ im Süden als auch der „schwarze Schneesturm“ in Moskau, so die Meteorolog*innen, seien Folgen eines Zyklons vom Balkan.

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