Verhinderte Proteste gegen die IAA: Umdenken politisch unterstützen!

Die Verkehrswende wird weder mit freundlichen Appellen gelingen, noch darf sie der Klimabewegung überlassen werden. Die Politik muss Druck machen.

Drei Polizist:innen sind von hinten zu sehen. Sie blockieren den Protest von Klimaaktivisten auf der IAA

Noch prallen beim Thema Verkehrswende Welten aufeinander Foto: Stefan Puchner/dpa

Der Autofetisch der Deutschen sitzt tief. Auch wenn die Anzahl der zahlenden Be­su­che­r*in­nen der Internationalen Autoausstellung seit Jahren sinkt, strömten dennoch Tausende Interessierte auf die kostenlos zu besichtigenden Außenflächen in der Münchener Innenstadt. Ein Straßenfest rund ums Auto, so stellte sich die Messe den Be­su­che­r*in­nen dar. Familien mit Kindern, Jugendliche und viele extra Angereiste nahmen die Angebote der Werbeveranstaltung an.

Wo es Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen gelang, ihre Transparente zu entrollen, trafen Welten aufeinander. Verständnis für die Proteste? Fehlanzeige. Schon rein optisch wirkten die Ak­ti­vis­t*in­nen gegenüber dem Münchener Innenstadtpublikum wie von einem anderen Stern.

Es ist noch immer der Deutschen liebstes Hobby, das Autofahren. Doch das muss sich schnell ändern, sonst werden die Folgen der Klimakatastrophe uns noch brutaler und früher treffen als ohnehin schon. Aber der Umstieg von Millionen Menschen auf Bus und Bahn wird nicht gelingen, wenn man ihn der Gesellschaft allein überlässt – das haben Tausende Autofans am Wochenende gezeigt. Klar, Bayern steht nicht exemplarisch für ganz Deutschland, sondern ist eine Hochburg der Autoindustrie.

Trotzdem: Wenn man den Deutschen das Auto als primäres Fortbewegungsmittel nehmen will, wird das weder mit freundlichen Appellen gelingen, noch darf es das Privatanliegen der Klimabewegung bleiben. Stattdessen sind drastische Einschnitte in die Verkehrspolitik gefragt: Autos und Parkflächen müssen teurer werden und aus städtischen Räumen verschwinden, Fahrradwege und der ÖPNV müssen ausgebaut werden, die Bahn muss ihr Chaos in den Griff kriegen und schnell, zuverlässig und günstig werden. Neue Autobahnprojekte wie die teure und unnötige A100 in Berlin müssen beerdigt werden. Und nicht zuletzt darf weder in München noch anderswo die Innenstadt, der öffentliche Raum, mehr für die Greenwashing-Show der Autoindustrie geopfert werden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1986, hat Kulturwissenschaften in Lüneburg und Buenos Aires studiert und wohnt auf St. Pauli. Schreibt meistens über Innenpolitik, soziale Bewegungen und Klimaproteste, Geflüchtete und Asylpolitik, Gender und Gentrification.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.