Vibratoren-Sammlerin Nadine Beck: „Ein Geschenk an die Menschheit“

Die Kulturwissenschaftlerin Nadine Beck hat über Vibratoren promoviert und zeigt ihre Sexspielzeuge-Sammlung im L'apotheque Museum auf St. Pauli.

Die Kulturwissenschaftlerin und Sexspielzeuge-Sammlerin Nadine Beck

Will Sexspielzeuge enttabuisieren: Nadine Beck Foto: privat

HAMBURG taz | Auf dem T-Shirt von Nadine Beck steht “Klitoris Vulva Vagina“. Ihre Leidenschaft: Sexspielzeuge. Sie hat ihre Doktorarbeit über Vibratoren geschrieben. Und seit gut einer Woche zeigt sie ihre Sammlung der Öffentlichkeit.

Die Ausstellung über die Geschichte von Sexspielzeug wird im Museum für historisches Sexspielzeug und Gegenwartskunst „L’apotheque“ auf St. Pauli in Hamburg gezeigt. Beck hat nicht nur die Ausstellung kuratiert, sondern auch alle ausgestellten Exponate ihrer privaten Sammlung entnommen. Auf die Frage, wie groß die Sammlung sei, antwortet die 46-Jährige: „Bei 300 habe ich aufgehört zu zählen.“

Ihr erstes Sexspielzeug sei ein Geschenk von Freundinnen zum 18. Geburtstag gewesen. „Das war ein Vibrator von Beate Uhse, der klassischer nicht hätte sein können. So ein weißer Fleischpenis, geädert, aus Gummi und in jeder Hinsicht so, wie man sich ein schlechtes Sexspielzeug nur vorstellen kann.“

Nach kurzem Ausprobieren habe sie ihn für nicht gut befunden und 15 Jahre in ihrer Stifteschublade aufbewahrt, erzählt Beck. An den ersten Kauf für den eigenen Gebrauch erinnert sich die zertifizierte Sexualtherapeutin auch noch: „Da war ich in der Reha, und mir war langweilig. Dann habe ich den Womanizer gesehen und gedacht, jetzt musst du auch mal die praktische Dimension erforschen.“

Mit der historischen Dimension von Vibratoren hat sich Beck bereits in ihrer Doktorarbeit beschäftigt. Es habe zu dem Zeitpunkt so gut wie keine Publikationen dazu gegeben, erzählt sie. „Dabei ist das doch ein tolles Gerät! Ein Geschenk an die Menschheit, durch das auf einmal viel mehr Leute Orgasmen bekommen können.“

Geniale Genitalien

Seitdem lässt Beck das Thema nicht mehr los. Mit ihren zahlreichen Beiträgen in Form von Büchern, Artikeln oder Ausstellungen will sie den Diskurs enttabuisieren. Einen Beruf mit geregeltem Einkommen möchte sie aus ihrer Expertise jedoch nicht machen. Sich bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit von einer Institution dazwischen reden zu lassen, das komme nicht in Frage. Ihr Geld verdient sie derzeit damit, Firmengeschichten und Biografien zu schreiben.

Das nächste Projekt stehe schon fest: Beck will einen Workshop für angehende Lehrende konzipieren. „Er wird ‚geniale Genitalien‘ heißen und zumindest anatomisch erklären, wie Geschlechtsorgane aussehen, funktionieren und was biologische Probleme sein können.“ Durch omnipräsente Social-Media-Kommunikation seien ganz neue Begriffe und Themen aufgekommen, von denen die meisten Lehrer*in­nen keine Ahnung hätten. Außerdem will Beck Material für schambefreiten und progressiven Aufklärungsunterricht bereitstellen – abseits von heteronormativen Erzählungen und binär-geschlechtlichem Denken.

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