WHO-Agentur bewertet Süßstoff Aspartam: Nur „möglicherweise“ krebserregend

Die WHO-Krebsforschungsagentur sieht „begrenzte“ Belege für eine Krebsgefahr durch den Süßstoff Aspartam. Bisherige Verzehrsempfehlungen bleiben.

Ein volle und zwei leere Cola-Flaschen.

Mögliches Risiko: Wer viel Coca-Cola Zero trinkt, nimmt viel Aspartam zu sich Foto: Erik Irmer

BERLIN taz | Die Krebsforschungsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation WHO hat den weit verbreiteten Süßstoff Aspartam wegen „begrenzter Evidenz“ nur als „möglicherweise“ krebserregend eingestuft. Der WHO-Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe JECFA bekräftigte deshalb, dass es ungefährlich sei, täglich 40 Milligramm Aspartam pro Kilogramm Körpergewicht zu verzehren. Ein 70 Kilogramm schwerer Erwachsener müsste laut JECFA mehr als 9 bis 14 Dosen Diät-Limonade pro Tag trinken, um die zulässige tägliche Aufnahmemenge zu überschreiten.

„Die Bewertungen von Aspartam haben gezeigt, dass die Sicherheit bei den üblicherweise verwendeten Mengen zwar kein großes Problem darstellt, jedoch potenzielle Auswirkungen beschrieben wurden, die durch mehr und bessere Studien untersucht werden müssen“, teilte Francesco Branca, Direktor der WHO-Abteilung für Ernährung und Lebensmittelsicherheit, am Freitag mit.

Aspartam ist ein synthetisch hergestellter kalorienarmer Süßstoff. Er ist seit vielen Jahren für den menschlichen Verzehr zugelassen, etwa als Tafelsüßstoff oder in Lebensmitteln wie Erfrischungsgetränken (etwa Cola), Kaugummi, Joghurt, Eis, Senf, Soßen, sowie in Zahnpasta, Hustensaft und manchen Vitamintabletten. Der Süßstoff muss auf dem Etikett angegeben sein, entweder mit Namen oder seiner E-Nummer (E951).

Die IARC-Einstufung „möglicherweise krebserregend“ für den Menschen ist die zweitschwächste von insgesamt vier Stufen, eben weil die Krebsgefahr nur unzureichend belegt ist. Die nächste Stufe ist „wahrscheinlich krebserregend“, in der die IARC zum Beispiel das Pestizid Glyphosat einsortiert hat. Am besten belegt ist die Kategorie „krebserregend“.

Experte: Aspartam besser als Zucker, aber Nutzen gering

„Die IARC stufte Aspartam als möglicherweise krebserregend für Menschen (Gruppe 2B) auf der Grundlage begrenzter Hinweise auf Krebs beim Menschen (insbesondere auf hepatozelluläres Karzinom, eine Form von Leberkrebs) ein“, erläuterte die WHO. „Es gab auch begrenzte Hinweise auf Krebs bei Versuchstieren und begrenzte Hinweise auf die möglichen Mechanismen der Krebsentstehung.“

„Es gibt keinen soliden Grund, Süßstoffe aktiv zu vermeiden, aber auch keinen Grund, Süßstoffe aktiv zu empfehlen. Der Nutzen ist gering, der Schaden nicht klar nachweisbar“, sagte Stefan Kabisch, Studienarzt in der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin an der Berliner Charité, dem Science Media Center.

In „methodisch wirklich guten“ Studien am Menschen zeigten Süßstoffe wie Aspartam einen „moderaten, aber signifikanten“ Nutzen zur Gewichtsabnahme. „Dieser fällt kleiner aus, als man erwarten möchte“. Für Zucker hingegen sei deutlich klarer belegt, dass er neben Karies auch Adipositas und Typ-2-Diabetes fördert und somit zum Krebsrisiko beiträgt. „Ein Umstieg von Süßstoffen auf Zucker würde sicherlich Krankheitsrisiken verstärken“, warnte Kabisch.

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