Wahlen in Pakistan: Mehr Schaden als Nutzen

Der Kampf um die politische Macht in Pakistan wird sich schwierig gestalten. Ein großer Teil der Bevölkerung hat für einen Richtungswechsel gestimmt.

Menschen, einer von ihnen in den Farben der PTI, tanzen auf der Straße

Unterstützer der pakistanischen Oppositionspartei PTI tanzen auf der Straße Foto: reuters/ Fayaz Aziz

Es ist erstaunlich, dass der pakistanische Ex-Premierminister Imran Khan trotz oder gerade wegen der gegen ihn gerichteten Repressionen, wie seine Inhaftierung und der Ausschluss von den Parlamentswahlen, so viele Wäh­le­r:in­nen gewinnen konnte. Zwar konnte Khans Partei PTI nicht unter dem üblichen Cricketschläger-Logo und Namen antreten, dennoch gewannen unabhängige Kandidat:innen, die von der PTI unterstützt werden, über ein Drittel der Stimmen der Nationalversammlung, die durch Direktmandate zu erreichen sind. Khan gilt als Mann, der das Establishment und damit auch das mächtige pakistanische Militär herausfordert. Das sicherte ihm eine große Unterstützerbasis, vor allem unter der jüngeren Wählerschaft.

Der inhaftierte ehemalige Cricket-Star Khan kann zwar aus dem Gefängnis nicht selbst sprechen, sein Team arbeitet mit von künstlicher Intelligenz generierten Videos – aber beansprucht den Sieg für sich. Ob der Populist das Land aus der Misere führen könnte, ist fraglich. Politisch konnte er in seiner Amtszeit von 2018 bis 2022 nicht überzeugen: Der wirtschaftliche Aufschwung blieb aus, auch das Terrorismusproblem konnte er nicht lindern. Khan selbst war einst mithilfe des Militärs an die Macht gekommen. Dessen Gunst hat er verloren. In der Sharif-Familie hat es einen neuen, alten Partner gefunden.

Für Nawaz Sharif, der ebenfalls den Wahlsieg für sich reklamiert, dürfte es schwer werden, sich das Amt des Premierministers ein viertes Mal zu sichern. Ein großer Teil der Bevölkerung hat sich für einen Richtungswechsel und gegen eine Koalition unter Führung der Familie Sharif ausgesprochen.

Den PTI-Kandidat:innen wird wohl keine Chance zur Regierungsbildung gegeben. Nicht nur die Bevölkerung dürften sich deshalb übergangen fühlen. Eine gewählte Regierung müsste eigentlich stärker sein als die seit August amtierende Übergangsregierung. Doch es ist zu befürchten, dass diese Wahl Pakistan mehr schadet als nützt, da das Establishment seinen Willen durchsetzen will. Eine solche Regierung zu erzwingen, könnte zur nächsten Krise führen.

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Natalie Mayroth schreibt seit 2015 für die taz. Seit 2017 berichtet sie aus Indien und Südasien. Sie kam damals mit einem JournalistInnen-Stipendium nach Indien. In München absolvierte sie 2014 ihren Magister in Europäischer Ethnologie, Soziologie und Iranistik. Natalie Mayroth ist deutsch-iranischer Herkunft.

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