Wassermelonen-Anbau in Niedersachsen: Der Zelt-Trick

Bald könnten Melonen aus Südniedersachsen statt aus Südspanien in Supermarktregalen liegen. Bauern wie Paul Schofer pflanzen die Früchte jetzt an.

Bauer Paul Schofer steht auf einem Feld und hält eine halbierte Wassermelone in den Händen. Im Hintergrund steht sein Kollegen Christian Hansen. Beide tragen ein rotes T-Shirt.

Haben den Eltern versprochen, Neues auszuprobieren: Paul Schofer (l) und Kollege Christian Hansen Foto: Julian Stratenschulte/dpa

HAMBURG taz | Spargel, Erdbeeren, Wassermelonen, Himbeeren, Weizen – richtig, ein Wort passt nicht in die Reihe. Das sieht Landwirt Paul Schofer anders. Er pflanzt im niedersächsischen Vordorf, südlich von Braunschweig, tatsächlich Wassermelonen an. Und das läuft ziemlich gut. Bald könnten Melonen aus Südniedersachsen statt aus Südspanien in Supermarktregalen liegen.

Schofer ist mit der Landwirtschaft aufgewachsen, seine Eltern hatten einen Hof, auf dem sie Getreide anbauten. In Kiel und den Niederlanden hat er Agrarwissenschaften studiert. Heute ist er einer von drei Gesellschaftern des Eickenhofs, zusammen mit Christian Hansen und Malte Isermeyer. „Wir arbeiten in zweiter Generation zusammen“, sagt Schofer.

Die Eltern der drei haben ab den 1990ern ihre Felder gemeinsam bewirtschaftet. Das Geschäft durften sie unter einer Bedingung übernehmen: etwas Neues mitzubringen. Das haben sie sich zu Herzen genommen. Neben dem klassischen Getreide wie Weizen pflanzten sie zunächst auch Spargel an, später Himbeeren und Erdbeeren, Tulpenzwiebeln, später auch Schnittblumen.

Nun ranken auf dem Eickenhof auch Wassermelonenpflanzen. Auf benachbarten Äckern habe Schofer Wassermelonen schon früher gesehen. Andere Land­wir­t*in­nen klagten aber über die späte Reifezeit der Pflanzen – im Oktober will niemand mehr Wassermelonen essen. Die Lösung für dieses Problem sei dann aber relativ einfach gewesen: „Wir bauen die Wassermelonen unter Dach an.“ Unter Dach heißt, dass die etwa 1.500 Pflanzen in Plastikzelten wachsen. In ihnen ist es wärmer als draußen. Deshalb reifen die Pflanzen schneller.

Regionaler Anbau spart Transportkilometer und Wasser

Die Früchte auf dem Eickenhof sind ungespritzt, weil in den Zelten auch Nützlinge wie Schlupfwespen ausgesetzt werden können, die Blattläuse essen und so die Schädlinge bekämpfen. Außerdem lässt sich die Bewässerung gut kontrollieren, wenn das Wasser nicht im Boden versickert. Deshalb bräuchten die Pflanzen gar nicht so viel Wasser, wie ihr Name vermuten lässt.

Schofer kümmert sich auf dem Eickenhof um die Sonderkulturen, also um alles, was nicht klassisches Getreide ist. An einem normalen Tag läuft er die verschiedenen Kulturen ab, überprüft, ob alle Pflanzen gesund sind. Zudem begrüßt er täglich die bis zu 1.200 Mit­ar­bei­te­r*in­nen auf dem Hof, sagt er. Die meisten sind Saisonarbeiter*innen. Viele kommen jedes Jahr wieder, etwa 80 Prozent schätzt er. Schofer sagt, er habe selbst vor ein paar Jahren Polnisch gelernt, um besser mit ihnen über ihre Anliegen sprechen zu können.

Paul Schofer hat die Melonen schon probiert. Sie schmeckten gut, sagt er, nur die Farbe stimme noch nicht ganz. Bisher sind sie noch blass und nicht so schön rot, wie man es erwartet. Die Nachfrage aber sei jetzt schon groß. Und ganz nebenbei sei der Melonenanbau auch gut fürs Klima, sagt er.

Denn in der Regel werden Wassermelonen Tausende Kilometer weit mit Lastwagen transportiert. Alle benötigten Samen passten dagegen in einen Umschlag. Unter dem langen Transport leiden Geschmack, Preis und Klima. In den Standard-Ausbaugebieten gibt es extreme Trockenheit oder starke Regenfälle, beides schadet dem Anbau. „Faktisch“, sagt er, „exportieren wir damit Wasser aus Regionen, in denen es wenig davon gibt.“

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