Weihnachtsmärkte abgesagt: Ihr Kinderlein, weichet

Angesichts der pandemischen Lage werden viele Weihnachtsmärkte in Berlin wieder ausfallen. Offen ist, ob auch die großen noch abgesagt werden.

Eine Betreiberin von drei Imbissständen steht auf dem Weihnachtsmarkt vor einer Bude

Am Breitscheidtplatz glaubt man noch an den Weihnachtsmann… ähh -markt Foto: Fabian Sommer / dpa

BERLIN taz | Die dunkle Jahreszeit wird noch etwas dunkler – auch in Neukölln: Am Mittwoch sagte das Bezirksamt als Veranstalter „angesichts der stark steigenden Inzidenzzahlen“ den landesweit beliebten Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt ab, der am Wochenende vom 3. bis 5. Dezember stattfinden sollte. Also kein Glühwein im Böhmischen Dorf, keine Alpakas auf dem Richardplatz, keine von Petroleumlampen sanft erleuchteten Stände, an denen gemeinnützige Organisationen Selbstgebasteltes oder Waffeln verkaufen. Für 80 angemeldete Gruppen fällt der Markt nun schon zum zweiten Mal pandemiebedingt aus.

Etliche andere hatten aufgrund des Hygienekonzepts ohnehin keinen Stand bekommen: „Wir hatten diesmal mit einer geringeren Zahl von Ständen und mit sieben kontrollierten Zugängen geplant“, sagte Bezirkssprecher Christian Berg zur taz, „seit fast zwei Monaten war klar, dass der Markt unter 2G-Bedingungen stattfinden soll.“ Zuletzt habe man sogar darüber diskutiert, stattdessen „2G plus“ anzuwenden, also nur Geimpfte oder Genesene mit aktuellem Coronatest zuzulassen. „Wir haben gesagt: Wenn es davon abhängt, kriegen wir das auch noch hin“, so Berg. An der Umsetzbarkeit habe es nicht gelegen.

Unter dem Eindruck der aktuellen Fallzahlen sei das Bezirksamt aber zu dem Schluss gekommen, dass es das falsche Signal wäre, den Markt stattfinden zu lassen, erklärte der Sprecher. “Das ist hart, ganz klar – für manche der Teilnehmenden ist diese Veranstaltung mit 60.000 BesucherInnen die wichtigste Einnahmequelle.“ Allerdings habe man alle Angemeldeten bereits am Dienstag informiert, und diese hätten mit viel Verständnis für die Entscheidung reagiert.

Der Alt-Rixdorfer Markt ist keineswegs der einzige der vielen Berliner Weihnachtsmärkte, der ausfallen wird. Auch die Adventsmärkte auf dem Landgut Domäne Dahlem wurden abgesagt – deren Veranstalter begründete dies allerdings in erster Linie mit den strengen Auflagen der geltenden Infektionsschutzverordnung des Senats. Weniger Stände, mehr Kontrollpersonal, 2G – „bei solchen Szenarien übersteigen die Kosten bei Weitem die erwarteten Einnahmen“, erläuterte Geschäftsführer Tobias Frietzsche den Entschluss.

Vor allem kleinere Märkte fallen aus

Weiterhin trifft es nach aktuellem Stand unter anderem die Märkte am Schloss Charlottenburg, den Markt im Naturschutzzentrum Ökowerk am Teufelssee im Grunewald, die Weihnachtsmärkte am Schloss Hohenschönhausen und in Karlshorst, die Märkte in Alt-Kaulsdorf und Alt-Marzahn, an der Dorfkirche Rudow und im Forstamt Tegel, am Bahnhof Lichterfelde-West, in der Tempelhofer Malzfabrik und an der Treptower Arena. Die meisten großen Märkte wie auf dem Breitscheid- und dem Alexan­derplatz werden voraussichtlich stattfinden.

Laut der am Montag in Kraft getretenen Fassung der Berliner Infektionsschutzverordnung gilt 2G in geschlossenen Gastronomie-Räumen, also etwa auch in Glühweinschänken auf Weihnachtsmärkten. Die Märkte selbst können nur Zugang ohne 2G-Kontrollen gewähren, wenn dort Maskenpflicht und Abstandsregeln gelten und kontrolliert werden.

Am Dienstag einigte sich der Senat aber bereits darauf, die geltende Regelung noch einmal zu verschärfen. Der amtierende Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) kündigte für die kommende Woche einen „2G-plus“-Beschluss an, der zusätzliche Auflagen einführe. Das könnten laut Müller ein negativer Coronatest, aber auch Maske oder Abstand für bereits Geimpfte oder Genesene sein.

Nach Stand vom Mittwochnachmittag wollte Müller am kommenden Montag den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche eröffnen. Ob es angesichts der problematischen Signalwirkung dabei bleibt, konnte die Senatskanzlei bis Redak­tionsschluss nicht beantworten.

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