Zur „Stabilisierung des Ölpreises“: Öl-Allianz Opec+ kürzt Förderung

Nachdem die Preise für Öl zuletzt gesunken sind, kündigt das Ölkartell an, weniger zu fördern. Die USA warnen vor Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.

Menschenschlange vor Gebäude mit der Aufschrift "Organization of the Petroleum Exporting Countries

Das erste analoge Treffen seit Beginn der Corona-Pandemie: Opec+ am Mittwoch Foto: Philipp-Moritz Jenne/ap

FRANKFURT/WIEN ap/dpa | Die Organisation Erdöl exportierender Länder und Russland haben eine deutliche Kürzung der täglichen Fördermenge beschlossen. Die Energieminister der nunmehr Opec+ genannten Organisation teilten am späten Mittwochnachmittag in Wien mit, täglich sollten zwei Millionen Barrel Öl weniger gefördert werden. Die Entscheidung könnte der angeschlagenen Weltwirtschaft einen weiteren Schlag versetzen und bei den Zwischenwahlen in den USA auch politische Auswirkungen haben.

Es ist die umfassendste Verringerung der Produktion seit Langem. Der Schritt soll den zuletzt um bis zu 30 Prozent gefallenen Ölpreis zumindest stabilisieren. Er geschehe „angesichts der Ungewissheit, die die globalen Wirtschafts- und Ölmarktaussichten umgibt, und der Notwendigkeit, die langfristigen Leitlinien für den Ölmarkt zu verbessern“, so die Opec.

Die Ölpreise legten nach der Bekanntgabe der Entscheidung zu. Am Donnerstagmorgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 93,43 US-Dollar. Das waren 1,62 Dollar mehr als am Dienstag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,32 Dollar auf 87,81 Dollar. Das liegt allerdings immer noch erheblich unter den Höchstwerten aus dem März, als ein Barrel Brent bis zu 134 Dollar und WTI knapp an die 125 Dollar kostete.

Nicht zuletzt die USA fordern allerdings seit Monaten von der Opec+ ein Aufdrehen des Ölhahns – auch im Interesse der Weltwirtschaft. An den Zapfsäulen könnte sich der Benzinpreis wieder nach oben bewegen. Der Einfluss des 2016 um zehn Nicht-Opec-Länder erweiterten Kartells ist weiterhin erheblich. Die Allianz hat einen weltweiten Marktanteil von etwa 40 Prozent. Die Auswirkungen der Produktionskürzung auf die Ölpreise – und damit auch auf den Preis für Benzin aus Rohöl – werden sich jedoch in Grenzen halten, da die OPEC+-Mitglieder ihre Quoten bereits jetzt nicht einhalten können.

Negativauswirkungen auf ärmere Länder

Die US-Regierung bezeichnete die Entscheidung der Opec+ als „kurzsichtig“. Präsident Joe Biden sei darüber enttäuscht, erklärten Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan und der Direktor des Nationalen Wirtschaftsrates im Weißen Haus, Brian Deese. In einer Zeit, in der die Aufrechterhaltung der weltweiten Energieversorgung von größter Bedeutung sei, werde sich diese Entscheidung besonders negativ auf Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen auswirken.

Die Opec+ bezeichnet ihr Handeln dagegen als „verantwortungsbewusst“. Es gehe ihr nicht nur um die eigenen Einnahmen, sondern um Versorgungssicherheit und Verlässlichkeit, sagte der saudi-arabische Energieminister Abdulasis bin Salman. Eine auf der Pressekonferenz präsentierte Grafik sollte illustrieren, dass sich der Ölpreis zwischen Januar und September nur um wenige Prozent erhöht habe, ganz im Gegensatz zu den Kostenexplosionen bei Gas, Flüssiggas und Kohle.

Keine Preisexplosion

Die Auswirkungen der Produktionskürzung auf die Ölpreise – und damit auch auf den Preis für Benzin aus Rohöl – werden sich jedoch in Grenzen halten, da die OPEC+-Mitglieder ihre Quoten bereits jetzt nicht einhalten können. Aktuell fördern einige Staaten wie Nigeria, Angola und Russland weniger, als die bisherigen Vereinbarungen erlauben. Laut Internationaler Energieagentur lag die Förderung des Ölkartells im August um etwa 3,4 Millionen Barrel (je 159 Liter) täglich unter dem vereinbarten Niveau. „Das liegt auch an fehlenden Investitionen in die Ölförder-Infrastruktur zum Beispiel in Nigeria und Angola sowie den westlichen Sanktionen gegen Russland“, sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch.

Russland muss ab Dezember für sein Rohöl neue Abnehmer finden. Dann tritt ein nahezu EU-weites Embargo für die Einfuhr von russischem Rohöl in Kraft. Bisher werden täglich noch rund zwei Millionen Barrel aus Russland in die EU geliefert.

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