Der Kritiker

Im vergangenen Jahr hat er die Kieler Regierung zittern lassen: Werner Kalinka, CDU-Landtagsabgeordneter aus Plön, bildete mit Astrid Damerow aus Nordfriesland den fraktionsinternen Widerstand gegen den Doppelhaushalt. Der 59-Jährige, der Landesvorsitzender der Arbeitnehmer in der CDU (CDA) ist, fand das Paket zu unsozial und erzwang leichte Kursänderungen.

Auch beim Sparkassen- und Glücksspielgesetz stellte Kalinka sich quer. Es ist wahrscheinlich, dass das geplante Spielhallengesetz, das das Glücksspielgesetz ergänzt, ein Zugeständnis an den Kritiker ist. Nun fühlt er sich von der Partei abgestraft: In der Kandidatenliste für die Landtagswahl im Mai steht er auf Platz 29 von 41 Nominierten.

Sie seien empört, sagen Kalinkas Kollegen aus dem CDA-Landesvorsitz, Holger Diehr, Andreas Ellendt und Werner Weiss: „Seit Jahren kritisiert die CDA das Zurückdrängen des Sozialen in der Landes-CDU, Defizite in inhaltlichen Debatten, den Umgang mit kritischen Mitgliedern und ein ‚Closed Shop‘ im Führungsbereich.“ Jost de Jager, der beim am Freitag begonnenen Parteitag der Landes-CDU in Lübeck als Spitzenkandidat gewählt werden soll, hatte neuen Führungsstil und Offenheit versprochen.

Kalinka wurde in Fiefbergen nahe der Ostsee geboren, machte Abitur, ging zur Bundeswehr und studierte Jura, ohne einen Abschluss zu machen. Er wurde Journalist. Der verheiratete Vater eines Sohnes hat mehrere Bücher verfasst, unter anderem über den Tod Uwe Barschels. Seit 1977 sitzt Kalinka mit Unterbrechungen im Landtag. 2009 gewann er seinen Wahlkreis direkt. Ob das angesichts der veränderten Stimmung im Land wieder gelingt, scheint fraglich.

Beim zweitägigen Parteitag wird die CDU neben der Kandidatenliste auch über Inhalte sprechen. Kernthema ist ein Antrag zur Schulpolitik: Die CDU will die heute getrennten Regional- und Gemeinschaftsschulen mittelfristig zusammenlegen, auch soll das Sitzenbleiben wieder eingeführt werden. EST